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PFLANZEN/160: Baum des Jahres 2016 - Die Winterlinde (ROBIN WOOD magazin)


ROBIN WOOD magazin - Nr. 128/1.2016

Die Winterlinde - Baum des Jahres 2016

Von Rudolf Fenner


Wo wir uns finden...
Die Winter-Linde ist Baum des Jahres 2016

Natürlich - fast jeder wird diese Liedzeile ohne großes Nachsinnen fortsetzen können: "... wohl unter Linden". Und: "Am Brunnen vor dem Tore ..." - ja, auch das weiß jeder - "... da steht ein Lindenbaum". Diese viel besungene Linde stand und steht überhaupt auffällig häufig in, zwischen oder am Rande von Ortschaften - Dorflinden, Tanzlinden, Gerichtslinden, Friedenslinden, aber auch Pranger- und Blutlinden. Unter ihnen wurde geschwätzt, gefeiert, getanzt, geliebt, gerichtet, gebüßt und gehängt. Und auch in jenem von Schubert vertonten Gedicht von der Linde am Brunnen geht es um Sehnsucht, Liebe, Leid und Tod. Die Griechen opferten ihrer Aphrodite unterm Lindenbaum. Und bei den Germanen soll die Linde der Baum Freyas, der Göttin für Fruchtbarkeit, Liebe und anderes Glück, gewesen sein. Unglücklich dagegen starb - unter einem Lindenbaum - der vermeintlich unverwundbare Drachentöter Siegfried, tödlich verwundet durch Hagen. Der durchbohrte ihn mit dem Speer exakt an der Stelle zwischen seinen Schultern, wo bei seinem Bad im Blut des getöteten Drachen ein herabgefallenes Lindenblatt verhinderte, dass er wirklich vollständig unverwundbar wurde.

... wohl unter Linden

Entspannt bis hoch emotional geht es also zu unter den Lindenbäumen. Doch welche Linde ist eigentlich gemeint? Schließlich werden in der Botanik heute zwei Arten von Linden unterschieden, die in Mitteleuropa vorkommen - die Sommer- und die Winter-Linde. Und der Baum des Jahres 2016 ist nun mal die Winter-Linde.

Um es kurz zu machen: Wenn von Linden die Rede ist, dann wird meist nicht groß unterschieden. Dann kann sowohl die eine als auch die andere Lindenart gemeint sein - und der Bastard aus beiden Arten, die Holländische Linde, ebenfalls. Die Unterschiede zwischen diesen Linden sind auch nicht gerade sehr augenfällig, Und all das, was die Menschen an den Linden seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden lieben, und all das, wofür sie die Linden schon seit ebensolchen Ewigkeiten brauchen: für Bast, Honig, Holz, Viehfutter, Tee oder auch nur zum Schutz vor Sonne, Wind und Wetter, all das können beide Lindenarten in gleicher Menge und gleicher Qualität liefern.

Wozu also auf kleine, feine Unterschiede achten, die lediglich die BotanikerInnen überzeugt haben, dass sie es hier wohl mit zwei Arten zu tun haben. Selbst der im 18. Jahrhundert lebende berühmte Pflanzensystematiker Carl von Linné ging noch davon aus, dass es in Europa nur eine einzige Lindenart gäbe. Und auch heute noch müssen Baumfachleute immer mal wieder feststellen, dass etwa ein weithin bekannter, häufig aufgesuchter und seit langem als Winter-Linde registrierter Baum wohl doch eine Sommer-Linde ist - und umgekehrt.

Ganz einfach ist die Artbestimmung also nicht. Doch es geht - mit etwas Geduld und gutem Willen. Die wichtigsten Unterscheidungskriterien finden Sie im Kasten auf der nächsten Seite.

Ötzi trug Schnürsenkel aus dem Bast der Linde

Nicht nur für die Seele und das soziale Zusammenleben war die Linde den Menschen wichtig. Es gibt auch eine ganze Reihe handfester Aspekte, mit denen dieser Baum die kulturgeschichtliche Entwicklung der Menschen in Europa geprägt hat.

Seit dem Ende der Steinzeit wussten die Menschen bereits, dass aus der Rinde von Bäumen genauer: aus dem Fasergewebe direkt unter der Borke, Bast hergestellt werden kann. Den weitaus besten Bast allerdings - elastisch, zäh und mehrere Meter lang - ließ sich nur aus der Lindenrinde gewinnen.

Die Bandkeramiker am Ende der Steinzeit im Übergang zur Bronzezeit webten bereits ihre Kleidung mit Lindenbast oder nähten sie zumindest damit zusammen. Es gab eine ganze Reihe geflochtener Gebrauchsgüter aus dem Bast der Linde. So bestanden die Schnürsenkel des Alpenüberquerers Ötzi daraus.

Und auch die Böden der beiden Transportbehälter, die er mit sich trug, waren aus diesem Bast geflochten. Später wurden aus dem Bast der Linden auch Seile, Säcke, Taschen, Körbe, Matten oder auch Bogensehnen hergestellt.

Und noch heute, wenn auch immer seltener, werden in Gärtnereien und Weinbergen Schnüre aus Lindenbast zum schonenden Fixieren von Pflanzen eingesetzt.

Dass ein solcher Bast für die Menschen damals von großer Bedeutung gewesen sein muss, lässt sich auch an der Namensgebung ablesen: "Tilia" heißt die Linde auf botanisch. So hieß sie auch schon bei den Römern, abgeleitet wiederum vom Altgriechischen "tilos": die Faser. Auch ihr deutsche Name hängt wohl mit den nützlichen Eigenschaften des Lindenbastes zusammen. Ganz klar ist die etymologische Herleitung bislang nicht gelungen. Aber es gibt im Nordgermanischen wie im Alt- und Mittelhochdeutschen eine Reihe von Begriffen mit dem Wortstamm "lin(d)" und allesamt bedeuten so etwas wie weich, geschmeidig, biegsam oder sie bezeichnen etwas, was weich, geschmeidig oder biegsam ist, einen Flechtgürtel beispielsweise, eine Schlange oder - dank der Nibelungen noch heute bekannt - den drachenartigen Lindwurm.

Dass die Linde mit ihrem geschmeidigen, biegsamen Bast in diese Wortfamilie gehört, scheint offensichtlich. Allerdings könnte auch das Holz der Linde bei der Benennung eine Rolle gespielt haben, denn auch das ist vergleichsweise weich und war daher damals leicht zu bearbeiten.

Honigmond

Von erheblicher Bedeutung waren die Linden auch als Lieferanten für Nektar, Pollen und Honigtau - und damit für die Produktion von Honig, dem einzigen und kostbaren Süßstoff, den es in Europa gab, bevor Zucker aus kolonialem Rohr und später dann aus genetisch optimierten Rüben diesen Bedarf abdeckte.

Der Juni ist der Monat der meist üppigen Lindenblüte: Dann duftet es weithin angenehm süßlich nach Nektar und auch das Summen der Bienen und Hummeln ist beim Näherkommen zu hören. Bis zu 60.000 Blüten kann ein Lindenbaum tragen und deren Nektar ist überaus reich an Zucker. Der Gehalt schwankt im Tagesverlauf zwischen etwa 25 Prozent am Morgen und etwa 70 Prozent gegen Abend. Spitzenerträge von zweieinhalb Kilo Honig pro Baum und Jahr können die Bienen daraus produzieren.

Hinzu kommt dann noch die "Ernte" des Honigtaus, den die Bienen bei den an Linden ebenfalls ungewöhnlich zahlreich auftretenden Blatt- und Schildläusen abholen. Schon sehr früh wurde daher geregelt und überwacht, wer im Wald welches Bienenvolk ausbeuten durfte.

Im Mittelalter entwickelte sich vor allem in solchen Waldregionen, in denen viele Linden wuchsen, nach und nach der hoch angesehene Beruf des Zeidlers. Die bewachten nicht nur die Bienennester, sie förderten auch die Ansiedlung von Bienenvölkern, indem sie geeignete Höhlungen in das Holz alter, kräftiger Bäume schlugen. Auch dafür boten sich im Übrigen die Linden mit ihrem weichen Holz gleich selber an. Der wohl bekannteste Bienenwald war der Nürnberger Reichswald, in und um den herum an die hundert Zeidlerhöfe und knapp dreißig Zeidlerdörfer lagen. Von hier bekam der Kaiser des Deutschen Reichs bis ins 14. Jahrhundert seinen Honigzins und die Nürnberger ihren noch heute weltberühmten Lebkuchen.

Wieso eigentlich Winter-Linde?

Wieso eigentlich heißt die Winter-Linde "Winter-Linde"? Was ist "Winter" an diesem Baum? Und was ist an der Sommer-Linde so sommerlich? Was hat die deutschen Botaniker getrieben, die beiden Lindenarten nach diesen Jahreszeiten zu benennen? In den meisten unserer Nachbarländer wie Frankreich, England, Dänemark, Polen oder Tschechien heißt die Winter-Linde die Kleinblättrige und die Sommer-Linde die Großblättrige Linde. Das sind immerhin noch nachvollziehbare Benennungen. Denn schließlich hat die Winter-Linde die eher kleineren und die Sommer-Linde die eher größeren Blätter.

Die Sommer-Linde blüht in der ersten Junihälfte, also noch im ausklingenden Frühjahr, die Winter-Linde Ende Juni, Anfang Juli, also bereits im Sommer. Das kann es also nicht sein. Auch die wunderschöne Gelbfärbung der Blätter im Herbst und der anschließende Laubfall finden verglichen mit unseren anderen Laubbäumen recht früh, bereits im Oktober statt. Und wenn der Winter da ist, sind beide Linden längst kahl.

Gelegentlich hängen zwar noch welke Fruchtstände im Geäst, aber auch das kommt bei beiden Lindenarten vor. Vielleicht könnte diese nicht plausibel erklärbare Namensgebung zumindest als Eselsbrücke dienen, um sich die unterschiedlichen natürlichen Vorkommen beider Lindenarten zu merken. Beide Verbreitungsgebiete überschneiden sich in Europa in weiten Teilen. Doch das Vorkommen der Winter-Linde reicht deutlich weiter in den "winterlichen" Norden und Osten - bis in die Breiten nördlich von Stockholm und Mittelfinnland -und im Osten bis nach Westsibirien hinein. Die Sommer-Linde dagegen hat ihre natürliche Nordgrenze bereits am nördlichen Rand der deutschen Mittelgebirge erreicht. Im Osten ist für sie kurz vor dem Schwarzen Meer Schluss. Nur im Süden, da reicht sie etwas weiter als die Winter-Linde in die "sommerlichen" Mittelmeerregionen hinein.

Linden als typische Waldbäume

Vor etwa 8.000 Jahren, als das nacheiszeitliche Klima begann sich in eine Warmzeit zu wandeln, kehrten eine ganze Reihe von Laubbäumen aus ihren eiszeitlichen Refugien nach Mitteleuropa zurück. Darunter waren auch die Linden, und sie gehörten in den kommenden Jahrtausenden zusammen mit den Eichen, Erlen, Eschen und Ulmen zu den typischen Waldbäumen hier. Doch als sich das Klima wieder abkühlte und sich auch die spätheimkehrende Buche in den Wäldern immer erfolgreicher breit machte, da wurden auch die Linden von vielen Waldstandorten wieder verdrängt.

Die Niederwald- und später auch die Mittelwaldwirtschaft, diese im frühen Mittelalter beginnende Intensivierung der Waldnutzung mit ihren recht kurzen, etwa zwei Jahrzehnte dauernden Abholzungszyklen, verschafften den Linden ein vorübergehendes Comeback. Denn sie gehören - anders als die Buchen - zu den Bäumen, die schnell und kräftig wieder austreiben, wenn sie gekappt oder gefällt werden.

Von den beiden Lindenarten ist die Winter-Linde die insgesamt anspruchslosere - und zwar in gleich mehreren Punkten. Sie kommt mit weniger Wasser aus, stellt auch keine sehr hohen Ansprüche an die Nährstoffversorgung, lässt sich durch Kälte weniger abschrecken und sie erträgt selbst bis ins Alter schattige Standorte. All das - besonders aber diese anhaltende Schattentoleranz - machen die Winter-Linde zur eigentlichen Waldlinde, während die deutlich sonnenhungrigere, wärmeliebendere Sommer-Linde sich eher in einer offenen Landschaft wohlfühlt.

Trotzdem - die Winter-Linde ist heute kein häufig im Wald anzutreffender Baum, in manchen Wäldern fehlt sie ganz. Zu finden ist sie in den wenigen noch vorhandenen Auenwäldern an Rhein, Elbe und Oder und an den niederschlagsarmen Berghängen vom Harz, der Rhön und im Erzgebirge. Größere Vorkommen sind auch im thüringischen Hainich, im Hessischen Bergland oder im Kottenforst bei Bonn zu finden. Der größte, durch Winter-Linden geprägte Mischwaldbestand in Mitteleuropa - wohl tatsächlich noch ein Relikt aus der nacheiszeitlichen Warmzeit - ist der sogenannte Colbitzer Lindenwald in Sachsen-Anhalt nördlich von Magdeburg.

Die Linde ist der häufigste Alleebaum

Doch selten ist die Winter-Linde bei uns keineswegs. Nur stößt man heute eben weniger im Wald auf sie, dafür um so mehr in der offenen Kulturlandschaft und in Ortschaften. Dort sind die Linden - gemeint sind nun wieder beide Arten inklusive ihrer Bastarde - überhaupt die häufigsten Bäume in Mitteleuropa. Sie stehen an Wegkreuzungen, in Parks, auf Friedhöfen, neben Kirchen und Kapellen, an Brunnen und vor Bauernhöfen. Die Linde ist auch der bei weitem häufigste Allee- und Straßenbaum. Kein Wunder, dass dann auch die meisten Straßen, die nach Bäumen benannt sind, die Linde in ihrem Namen führen. Über tausend Ortsnamen im deutschsprachigen Raum leiten sich von der Linde ab. Und auch über tausend Gasthöfe und Hotels in Deutschland haben die Linde in ihrem Namen.

All das illustriert, wie tief die über Jahrtausende gewachsene Verbundenheit des Menschen mit den Linden ist. Dabei ist die Linde kein typischer Kulturfolger. Nicht sie ist dem Menschen "hinterhergewachsen". Es war wohl eher der Mensch, der sie sich überaus gerne in seinen Kulturkreis geholt hat.

Methusalem

Linden können alt werden - uralt. Es stehen eine ganze Reihe sogenannter tausendjähriger Linden in Deutschland. Natürlich - den meisten dieser Linden fehlen noch einige Jahrhunderte bis zu diesen magischen 1.000 Jahren, aber ein Alter von 600 oder 700 Jahren ist auch schon sehr beachtlich. Unter allen Bäumen in Deutschland, die über 700 Jahre alt sind, sind die Linden die weitaus größte Gruppe, deutlich vor den Eichen, von denen es auch so einige dieser Tausendjährigen gibt. Das ist insofern bemerkenswert, weil die Linden - anders als die Eichen - ja ein recht weiches Holz besitzen, das zudem dazu neigt, früh morsch zu werden.

Doch diese Gebrechlichkeit kompensieren die Linden durch eine hohe Austriebsfreudigkeit. Und da werden nicht nur weggebrochene Kronenäste durch Neuaustriebe ersetzt. Linden können auch Luftwurzeln bilden, und zwar Luftwurzeln, die im Inneren eines hohlen Stammes aus den innen liegenden Ansätzen der unteren Kronenäste herauswachsen und die, wenn sie sich im Boden verankert haben, zu einer wirkungsvollen Stütze des alternden Baumes werden. Selbst wenn der ganze Baum samt Stamm umbricht - aus dem Stammfuß wachsen neue Triebe hervor, die dann zu einem neuen, meist mehrstämmigen Baum auswachsen.

In England, bei Gloucester, gibt es eine Winter-Linde, die aussieht wie ein Dickicht aus etwa sechzig jungen Linden. Doch tatsächlich kommen alle diese Stämme aus einem einzigen, uralten Stammfuß, dessen Durchmesser unglaubliche sechzehn Meter misst. Das Alter ließ sich anhand von Jahrringanalysen noch so weit gut datieren, dass feststeht: Diese Winter-Linde ist über 2.000 Jahre alt. Der Baum des Jahres 2016 - er ist ein Jahrtausendbaum!

Wer mehr wissen möchte

Noch so einiges mehr über die Winter-Linde finden Sie in dem von der "Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz-Stiftung" herausgegebenen, sehr ausführlichen und reich bebilderten Faltblatt "Winter-Linde - Baum des Jahres 2016", das von dem Forstbotaniker Prof. Dr. Andreas Roloff verfasst worden ist. Dieses Faltblatt lag bereits dem letzten ROBIN WOOD-Magazin bei. In diesem Magazin finden Sie das Winter-Linden-Faltblatt für Kinder. Beide Faltblätter können Sie gerne bei uns unter info@robinwood.de bestellen.


Rudolf Fenner vertritt ROBIN WOOD im Kuratorium Baum des Jahres (KBJ), dem Fachbeirat der Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz-Stiftung wald@robinwood.de



Winter-Linde oder Sommer-Linde?

Die drei wichtigsten Unterscheidungsmerkmale:

  • Die kleinen, runden Früchte sind bei der Winter-Linde glatt und können relativ leicht zwischen den Fingern zerdrückt werden, während die Früchte der Sommer-Linde gerieft und steinhart sind.
  • Der Blütenstand der Winter-Linde kann aus bis zu zwölf Blüten bestehen, während bei der Sommer-Linde die Anzahl der Blüten eher unter fünf pro Blütenstand liegt. Das Gleiche gilt - natürlich - auch für die Früchte pro Fruchtstand.
  • Die Blattstiele und Jahrestriebe sind bei der Winter-Linde kahl, bei der Sommer-Linde behaart.

Weitere, aber nicht ganz so zuverlässige Unterschiede:

  • Die Blattunterseite ist bei der Winter-Linde glatt und hat rostrote Haarbüschel in den Achseln der Blattnerven, während bei der Sommer-Linde die Blattnervatur deutlich hervortritt und in den Achseln der Blattnerven weiße Haarbüschel stehen.
  • Die Blätter in der Krone der Winter-Linde sind in der Regel kleiner (meist 4-7 cm) im Vergleich zu denen der Sommer-Linde (meist 7-12 cm).
  • Die Zahl der Knospenschuppen beträgt bei der Winter-Linde zwei (selten drei) und bei der Sommer-Linde drei (selten zwei).
  • Die Austriebs- und die Blütezeit liegen bei der Winter-Linde etwa zwei Wochen nach denen der Sommer-Linde.

nach Andreas Roloff


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Warum eigentlich Winter-Linde und Sommer-Linde? Auch längeres Recherchieren hat keine plausible Erklärung zutage gefördert. Passendere Namenspaare für die beiden Lindenarten wurden in den vergangenen Jahrhunderten benutzt, wie zum Beispiel die Späte- und die Frühe-Linde: Denn die Winter-Linde treibt im Frühjahr zwei bis drei Wochen nach der Sommer-Linde aus und blüht im Sommer auch entsprechend später.

- Colbitzer Lindenwald bei Magdeburg: Von den beiden Lindenarten ist in unseren Breiten die Winter-Linde der typischere Waldbaum. Ihren Platz findet sie aber auch nur dort, wo es der Buche zu naß oder zu trocken ist

- 400 bis 600 Jahre alte Dorflinde am Rande des kleinen Dorfes Speck mitten im Müritz-Nationalpark

- Beliebt auch als Parkbaum: Winter-Linden-Allee im Schlosspark im sächsischen Wechselburg

- Linden sind in unseren Wäldern selten und auch nicht überall anzutreffen. In unserer offenen Kulturlandschaft dagegen und in Städten und Dörfern sind die Linden die häufigsten Bäume überhaupt

- Prangerlinde in Großpörthen nördlich von Gera: Bei genauerem Hinschauen ist auch noch das Halseisen rechts am Stammrand zu erkennen

- Winter-Linden-Allee in der Uckermark westlich von Angermünde

- Die Linden, die bei weitem häufigsten Alleenbäume innerorts und überland, haben heute mehr als die meisten anderen Straßenbäume mit den Folgen des hohen Kraftfahrzeugverkehrs zu kämpfen. Sie reagieren recht empfindlich auf Abgase und andere Luftschadstoffe, vor allem aber auf Streusalz. Vom Blattrand her absterbende Blätter, vorzeitiger Laubfall und schüttere Kronen sind ein klares Indiz dafür, dass den Bäumen längst zu viel Salz zugemutet wird.

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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 128/1.2016, Seite 22 - 31
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2016

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