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VÖGEL/949: Kuckucke senden beeindruckende Daten aus Afrika (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 16. Januar 2014

Kuckucke senden beeindruckende Daten aus Afrika
Mit Mini-Satellitensendern ausgestattete Vögel übermitteln völlig neue Erkenntnisse - Flugrouten live im Internet zu verfolgen



Hilpoltstein, 16.01.2014 - "Kucki" ist der allererste Kuckuck, der aus einem bayerischen Brutgebiet stammt und dank Mini-Satellitensender mittlerweile in Angola nachgewiesen werden konnte. Somit kann der Landesbund für Vogelschutz (LBV) schon im ersten Untersuchungsjahr seines internationalen Forschungsprojektes zum Schutz des Kuckucks beeindruckende Ergebnisse vermelden. Auch die Aufenthaltsorte von zwei in Weißrussland besenderten Kuckucken begeistern die Forscher. Sie hielten sich noch bis vor kurzem tief im Süden des afrikanischen Kontinents auf. Alle Flugrouten der insgesamt zehn LBV-Projektvögel können jederzeit live im Internet auf einer Karte unter www.lbv.de/kuckuck genau verfolgt werden.

Karte zeigt die Aufenthaltsorte der drei Kuckucke in Afrika - Graphik: © LBV

Graphik: © LBV

Bis vor wenigen Tagen hielte sich die Kuckucke "Pavel" und "Juliane" noch im tiefsten Süden Afrikas, östlich und westlich des Krüger Nationalparks in Südafrika bzw. in Mosambik auf. Nun sind beide mittlerweile wieder einige hundert Kilometer Richtung Nord-Westen nach Sambia bzw. Angola geflogen. "Ein Grund für diese Flugbewegungen ist wahrscheinlich, dass die Vögel derzeit den Regenfällen auf dem afrikanischen Kontinent folgen", berichtet Friederike Herzog, Biologin des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern. "In Sambia, dem aktuellen Aufenthaltsort von Juliane ist von Dezember bis April Regenzeit, so dass unsere Kuckuck-Dame dort aktuell vermutlich genügend Raupen als Nahrung vorfindet", führt Herzog weiter aus.

Besenderter Kuckuck sitzt auf einer Hand - Foto: © Dr. A. v. Lindeiner

Foto: © Dr. A. v. Lindeiner

Als Unterschied zwischen den in Bayern und Weißrussland besenderten Kuckucken konnten Friederike Herzog und das Forscher-Team in den vergangenen Monaten feststellen, dass sich die weißrussischen Vögel seit ihrem Aufbruch im Sommer generell tiefer in den Süden Afrikas vorwagen. "Wir waren daher besonders erstaunt, als wir im Oktober 2013 plötzlich die ersten Koordinaten von unserem bayerischen Kuckucksweibchen "Kucki" aus dem Norden Angolas erhielten", erklärt Herzog. Die Vogeldame hielt sich seitdem durchgehend dort auf. "Wir sind gespannt, ob "Kucki" aktuell im Hochwinter noch in ein anderes afrikanisches Land fliegen wird, oder direkt von Angola aus ihren Rückzug nach Europa beginnt", so die Biologin.

Kuckuck auf einem Ast, von vorn fotografiert - Foto: © H.-J. Fünfstück

Foto: © H.-J. Fünfstück

Wenn das jährliche Afrika-Abenteuer der Kuckucke in einigen Wochen zu Ende geht, beginnt schon die nächste heiße Phase für das internationale LBV-Projekt, die von einer bedeutenden Frage überschattet wird. "Uns interessiert brennend, wann unsere zehn Vögel mit dem Rückzug Richtung Europa beginnen, da eventuell eine zeitliche Diskrepanz zwischen der Ankunft des Kuckucks und seiner Wirtsvögel im Brutgebiet einer der Gründe für den Bestandsrückgang der Art sein könnte", sagt Herzog. Somit will der LBV eine der aktuell spannendsten Rätsel der Ornithologie lösen.


Zum LBV-Kuckuck-Projekt:

Der Landesbund für Vogelschutz startete Anfang 2013 ein großes, internationales Forschungsprojekt zum Schutz des Kuckucks. Da der Bestand der Art weiter zurückgeht und viele Informationen über das Zugverhalten und die Bewegungen der Art in den afrikanischen Überwinterungsgebieten fehlen, wurden 14 Kuckucke aus Bayern und Weißrussland mit Hightech-Satellitensendern auf dem Rücken ausgestattet. Mittels dieser kleinstmöglichen Mini-Sender übermitteln die Vögel den Forschern des LBV ständig ihre Aufenthaltsorte. Auf einer Live-Karte sind diese auch im Internet für alle Naturfreunde nachzuvollziehen. Dazu bloggt die LBV-Biologin Friedericke Herzog in persönlichen Logbüchern der einzelnen Vögel über das Flugverhalten.

Im Frühjahr 2014 werden in Bayern zehn weitere Vögel im Brutgebiet mit Peilsendern telemetriert, um Revierverhalten, Wirtsvogelwahl und Nahrungsspektrum exakt zu untersuchen. Das Gleiche werden die Forscher auch erneut in Weißrussland vornehmen, wo zusätzliche auch noch zehn zusätzliche Vögel mit weiteren Satellitensendern ausgestattet werden. Mittels der neu gewonnenen Erkenntnisse wird der LBV Schutzmaßnahmen für die bedrohte Vogelart erarbeiten und umsetzen.

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Quelle:
Presseinformation, 16.01.2014
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Januar 2014