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VÖGEL/973: Rückkehr der Steinkäuze (naturmagazin)


naturmagazin
Berlin - Brandenburg
Ausgabe 4/2013

Rückkehr der Steinkäuze
Projekt in der Nuthe-Nieplitz-Niederung bislang erfolgreich

Von Wolfgang Ewert



Im antiken Griechenland galt der Steinkauz (Athene noctua) als Vogel der Weisheit. Doch die Eule der Göttin Athene hat sich hierzulande äußerst rar gemacht. Weise Menschen versuchen nun, die seit über zwei Jahrzehnten in der Nuthe-Nieplitz-Niederung ausgestorbene Art dort wieder anzusiedeln.


Rita von Feilitzsch strahlt förmlich. "Drei Junge hatten wir in diesem Jahr. Schon das zweite Jahr, wir sind so glücklich", freut sich die Tremsdorferin und zeigt auf eine der Steinkauz-Brutröhren im Gebälk der Reithalle. Mit Fernglas oder Kamera "bewaffnete" Besucher sind im Dorf inzwischen keine Seltenheit. Es hat sich herumgesprochen, dass sich hier mit etwas Glück sehr seltene Eulen beobachten lassen. Eine absolute Rarität, sowohl in der Region als auch landesweit, sind die Steinkäuze allemal. Dabei waren die kleinen Mäusejäger noch bis weit in die 1980er Jahre in der Nuthe-Nieplitz-Niederung heimisch, doch durch den Verlust kleinteiliger Strukturen infolge einer immer weiter intensivierten Landnutzung gingen auch letzte Lebensräume verloren. Das Aussterben der Art konnte schließlich selbst das 1992 begonnene Naturschutzgroßprojekt Nuthe-Nieplitz-Niederung nicht mehr abwenden. Doch es schaffte die Voraussetzungen für späteres: Unter der Regie des Landschafts-Fördervereins Nuthe-Nieplitz (LFV) gelang es, die Landschaft innerhalb von zwei Jahrzehnten ein weiteres Mal zu wandeln. "Wir haben sehr umfangreich die Nutzungsstrukturen verändert", betont Peter Koch vom LFV. "Die kleinräumige Nutzung wurde wiederhergestellt, Hecken und Baumreihen gepflanzt, Streuobstwiesen entstanden." Vor allem aber sorgte die extensive ganzjährige Weidenutzung mit Pferden, Schafen und Ziegen dafür, dass die potenziellen Bedingungen für Steinkäuze kaum besser sein konnten. Doch eine natürliche Wiederbesiedlung des Gebietes war dennoch nicht zu erwarten. Naheliegend, dass im LFV bald die Idee eines Wiederansiedlungsprojektes aufkam.

Bis zur ersten Wiederansiedlung war es dennoch ein langer Weg. Unter anderem galt es, das Landesumweltamt zu überzeugen, zumal ähnliche Projekte im Havelland und den Belziger Landschaftswiesen bereits wenig erfolgreich verlaufen waren. Mit der Bewilligung von 250.000 Euro aus Landes- und EU-Mitteln wurden die Bemühungen jedoch schließlich belohnt, sodass 2011 begonnen werden konnte. "Endlich konnten wir anfangen, die notwendigen Investitionen zu tätigen, vor allem Nisthilfen, Zucht- und Auswilderungsvolieren anschaffen", so Projektleiter Peter Koch. Wo letztere aufgestellt werden, ergibt sich aus einer Lebensraumanalyse, welche notwendig ist, um die günstigsten Standorte für die Auswilderung herauszufinden. Den anfänglichen Schwerpunkt bildete die Region um den Blankensee. Perspektivisch sollen die kleinen Eulen aber auch die Nieplitzniederung zwischen dem Berliner Ring und Beelitz bevölkern.

Mehrere Züchter sorgen inzwischen dafür, dass genügend Vögel für die Auswilderung zur Verfügung stehen. Den Auftakt machten vor zwei Jahren die Tremsdorfer Steinkäuze. Seitdem öffneten sich schon für weit über einhundert Vögel die Türen der Volieren, zuletzt im August diesen Jahres für sieben Paare und neun Jungvögel. "Die Auswilderung kompletter Familien ist die Methode der Wahl", erläutert Peter Koch. Zum ersten Mal im Juni dieses Jahres praktiziert, entspricht sie am ehesten der natürlichen Lebensweise der Eulen und wird dem üblichen massenhaften Auswildern junger Vögel vorgezogen. Eine vielversprechende Strategie: Die Tiere überwintern bereits am jeweiligen Auswilderungsstandort in Volieren, werden dort konditioniert und erlangen eine gewisse Ortsbindung. In der Aufzuchtphase der Jungvögel wird dann die Voliere geöffnet, Eltern- und Jungtiere besetzen gemeinsam ihr Revier.

Die bisherigen Ergebnisse lassen hoffen, dass sich im Laufe der nächsten Jahre eine solide Steinkauzpopulation in der Nuthe-Nieplitz-Niederung etablieren wird. In zwei von aktuell fünf bestehenden Revieren können sich die Ornithologen schon über regelmäßige Bruterfolge freuen. Für zwei Jahre Projektlaufzeit eine bemerkenswerte Entwicklung.

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Quelle:
NATURMAGAZIN, 27. Jahrgang - Nr. 4,
November 2013 bis Januar 2014, Seite 14-15
Herausgeber:
Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin
Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Landesverband Brandenburg
Natur & Text in Brandenburg GmbH
Redaktion:
Natur & Text in Brandenburg GmbH
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juni 2014