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KOHLEALARM/350: Der Protest steht in Pedalen - schmutzige Zukunft für Proschim ... (SB)


Lausitzcamptour - Tag 1, 22. Mai 2017


"Kein weiteres Dorf darf mehr der Kohle zum Opfer fallen."
(Josephine Lauterbach, Lausitzcamptour) 


Auf den Rädern mit Lausitzcampfahne - Foto: © by Lausitzcamp Klima- und Energiecamp

Lausitzcamp unterwegs
Foto: Foto: © by Lausitzcamp Klima- und Energiecamp

Im September 2016 zog sich der schwedische Konzern Vattenfall aus der Braunkohleförderung in der brandenburgisch-sächsischen Lausitz zurück. Seitdem gehört das Braunkohlerevier der Lausitzer Energie AG (LEAG), einem Konsortium im Besitz des tschechischen Energieversorgers EPH. Das Ende der Vattenfall-Proteste war der Beginn der LEAG-Proteste.


Landkarte - By Mildmr (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Lausitzer Revier mit Kraftwerken und Braunkohleabbaugebieten, bis 1990 erstreckte es sich auch weiter südlich bis zum Dreiländereck mit Polen und Tschechien
By Mildmr (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Und eine Entscheidung ist gefallen: Die 900 Einwohner von Grabko, Atterwasch und Kerkwitz müssen nicht mehr fürchten, daß ihre Heimat zerstört wird. Der Tagebau Jänschwalde wird nicht erweitert. Anders sieht es aus mit dem Tagebau Welzow-Süd, der die Orte Welzow und Proschim bedroht. Mehr als 800 Menschen würden vertrieben, Proschim vollständig zerstört. Die Pläne liegen zwar zunächst - bis auf die abschließende Fortführung des Abbaus im Feld Welzow Süd I - auf Eis, aber der Konzern behält sich vor, sie wieder aufzunehmen. Weitere Jahre der Sorge und Unsicherheit für die Betroffenen.

Bis 2020 kann die Entscheidung für die Ausbeutung des Kohlefeldes Welzow-Süd II noch fallen. Gegen diesen Vorbehalt radeln die Braunkohlewiderständler und protestieren gegen die aus ihrer Sicht rücksichtslose Konzerngewalt und eine Regierung, die aus fragwürdigen Gründen eine als umwelt- und klimaschädlich geltende Energiepolitik dennoch weiterverfolgt. Diese Politik gefährdet nicht nur die Menschen, deren Lebensumfeld zerstört wird, sondern auch jene, deren Lebensunterhalt von einem obsoleten Industriezweig abhängt. Denn sie nimmt den Raum ein, der dringend benötigt würde, um für alle gleichsam Betroffenen Alternativen anzubieten oder solche gemeinsam zu entwickeln. Ob die Schwerfälligkeit der Regierung und die wesensgemäße Profitorientierung des Konzerns für diese allerdings weiterhin von Vorteil sind, wird sich noch zeigen.


By Julian Nitzsche (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Luftbild des Tagebaus Jänschwalde in der Niederlausitz, erstellt am 26. März 2017
By Julian Nitzsche (Own work) [CC BY-SA 3.0
(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)],
via Wikimedia Commons

Die erste Station der Lausitztour hieß also Proschim. Vorbei am Aussichtspunkt des Tagebaus Welzow sollte die Route führen, um im Anschluß die Gelegenheit zu einem Gespräch mit einer "Randbetroffenen" zu nutzen. "Randbetroffen" heißt kurzgefaßt: Die Zerstörung liegt vor Augen, Lärm und Staub in der Luft - und Freunde mußten fortziehen.


By Julian Nyca (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Blick vom Aussichtsturm bei Weißwasser über die Rekultivierungsflächen des Tagebaus Nochten zum Kraftwerk Boxberg
By Julian Nyca (Own work) [CC BY-SA 3.0
(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)],
via Wikimedia Commons

Letzte Station des Tages: das Kulturhaus Proschim, in dessen Abendprogramm ein Vortrag von Fabian Scheidler, dem Autor des Buch "Das Ende der Megamaschine", stand.

Das Ende der Megamaschine legt die Wurzeln der Zerstörungskräfte frei, die heute die menschliche Zukunft infrage stellen. (...) Der Autor erzählt die Vorgeschichte und Genese des modernen Weltsystems, das Mensch und Natur einer radikalen Ausbeutung unterwirft. Dabei demontiert er Fortschrittsmythen der westlichen Zivilisation und zeigt, wie die Logik der endlosen Geldvermehrung von Anfang an menschliche Gesellschaften und Ökosysteme zerrüttet hat.
(http://www.megamaschine.org/) 

Zur Zeit wird in der Lausitz noch in vier Gruben Braunkohle gefördert: Jänschwalde und Welzow-Süd in Brandenburg, Reichwalde und Nochten in Sachsen. Durch eine in Nochten geplante Erweiterung um ein Sonderfeld wären etwa 200 Menschen von Umsiedlung betroffen. In Reichwalde ist keine Erweiterung geplant. Spätestens 2050 soll Schluß mit der Kohleverstromung in der Lausitz sein.


24. Mai 2017


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