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AKTION/193: Protest im Fehmarnbelt gegen den Schiffstransport von Atomtechnologie (Greenpeace)


Greenpeace - Presseerklärung vom 16. November 2009

Schlauchboote und Kletterer gegen den Atomirrsinn

Greenpeace: Neubau von Atomkraftwerken blockiert den Klimaschutz


Burg auf Fehmarn, 16.11.09 - 25 Greenpeace-Aktivisten protestieren seit heute Nachmittag im Fehmarnbelt gegen den Schiffstransport von Atomtechnologie zur Baustelle des Atomkraftwerks im finnischen Olkiluoto. Fünf Schlauchboote mit Anti-Atom-Flaggen und dem Banner "Atomkraft schadet Europa" und das Greenpeace-Schiff "Arctic Sunrise" begleiten den Schwerlastfrachter, sechs Aktivisten mit weiteren Bannern haben die Bordkräne der "Happy Ranger" erklettert. An Bord des Schiffes sind Dampferzeuger für den Neubau des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR). Die Aktivisten fordern den Stopp der Arbeiten an dem Kraftwerk. Neue Atomkraftwerke sind nicht nur eine Gefahr für die Bevölkerung, sondern blockieren auch die dringend notwendigen Klimaschutzmassnahmen in Europa.

"Der Weiterbau des EPR in Finnland ist unverantwortlich", sagt Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace. "Es wird Zeit, dass die Regierungen in Europa begreifen, dass Atomkraft beim Kampf gegen den Klimawandel keine Lösung ist. Wer ernsthaft Klimaschutz betreiben will, muss in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz investieren. Das Festhalten an der teuren und gefährlichen Atomkraft ist eine massive Vergeudung von Zeit und Geld, die wir uns nicht mehr leisten können. Sie bedroht heute und in Zukunft Menschenleben."

Mehr als 2300 bisher nachgewiesene Fehler und Sicherheitsmängel beim Bau des EPR-Prototypen in Finnland haben die Fertigstellung des Kraftwerkes massiv verzögert. Die Inbetriebnahme des Reaktors, der ein Gemeinschaftsprojekt der französischen Areva und Siemens ist, war vier Jahre nach Baubeginn im Mai 2009 geplant. Areva rechnet nun mit der Inbetriebnahme nicht vor 2012. Die Kosten für den mit 1600 MW weltweit leistungsstärksten Reaktor mit dem grössten nuklearen Inventar sind in der Zwischenzeit von rund 3 auf 5,5 Milliarden Euro gestiegen.

Sicherheitsrelevante Probleme beim Bau des finnischen EPR waren unter anderem mangelhaft durchgeführte Schweissarbeiten am Containment und die Verwendung des falschen Betons. Zuletzt kritisierten die Aufsichtsbehörden von Finnland, Frankreich und Grossbritannien auch das Reaktordesign des EPR und forderten eine grundlegende Ueberarbeitung der Sicherheitstechnik. "Die Bilanz des finnischen Atomexperimentes in Olkiluoto 3 ist mehr als desaströs", sagt Böhling. "Die Sicherheitsmängel sind ungeheuerlich. Der atomare Wahnsinn mit dem EPR als Flaggschiff einer neuen Reaktorgeneration in Europa ist auf der ganzen Linie gescheitert und muss jetzt endlich gestoppt werden."

Die vier Dampferzeuger an Bord der "Happy Ranger" sind eine Hauptkomponente für den Reaktorneubau Olkilouto 3. Jedes dieser Bauteile ist rund 24 Meter lang und 500 Tonnen schwer. Die Dampferzeuger wurden im französischen Areva-Werk in Chalon / Saint Marcel gefertigt und über Marseille verschifft. Die Dampferzeuger werden im Reaktorbetrieb vom nuklearen Primärkühlkreis erhitzt und erzeugen den Dampf zum Antrieb der Kraftwerksturbine.


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Quelle:
Presseerklärung, 16.11.2009
Herausgeber: Greenpeace e.V., Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. November 2009