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BODEN/101: Böden - die stillen Helden der biologischen Vielfalt (KEG)


Europäische Kommission - Brüssel, den 12. März 2010

Böden: die stillen Helden der biologischen Vielfalt


Böden beherbergen mehr als ein Viertel aller lebenden Arten, und doch gibt es in Europa keine verbindlichen Rechtsvorschriften zum Schutz dieser wertvollen Ressource. Wir brauchen die Böden für die Herstellung von Nahrung, Fasern und Baumaterialien, aber auch für sauberes Wasser, saubere Luft, die Klimaregulierung oder die Herstellung von Antibiotika wie Penicillin oder Streptomycin. Hinter all dem steht die biologische Vielfalt der Böden, die jedoch in vielfacher Hinsicht bedroht ist. Einem neuen Bericht der Europäischen Kommission zufolge könnte die unsachgemäße Bewirtschaftung der Böden dazu führen, dass der Klimawandel verstärkt, die landwirtschaftliche Erzeugung gefährdet und die Qualität des Grundwassers beeinträchtigt wird. Die Europäische Kommission setzt sich seit 2006 für verbindliche Rechtsvorschriften in diesem Bereich ein, Fortschritte wurden bislang aber kaum erzielt. Auf der Ratstagung Umwelt am 15. März in Brüssel steht die Boden-Rahmenrichtlinie wieder auf der Tagesordnung.

EU-Umweltkommissar Janez Potocnik erklärte hierzu: "Böden sind die stillen Helden der biologischen Vielfalt. Wir brauchen sie für einige der wichtigsten Funktionen des Ökosystems. Ohne gesunde Böden käme das Leben auf unserer Erde zum Stillstand. Sie sind unser aller Gemeingut, und deshalb sind gemeinsame Rechtsvorschriften in diesem Bereich unverzichtbar. Aus diesem Grund fordere ich die Umweltminister auf, einen soliden Regelungsrahmen zum Schutz dieser wertvollen Ressource zu schaffen und sicherzustellen, dass wir sie mit Bedacht nutzen."


Ein unverzichtbares Element

Der Boden ist eine lebende Ressource mit vielen wichtigen Funktionen: So setzt er Nährstoffe in einer Form frei, die von Pflanzen und anderen Organismen verwertet werden kann. Wird diese Recycling-Funktion beeinträchtigt, sind Landwirtschaft, Forstwirtschaft und letztlich alles Leben auf der Erde in Gefahr.

Die in den Böden lebenden Mikroorganismen reinigen das Wasser und helfen bei der Beseitigung von Schadstoffen und Krankheitserregern. Geht diese Funktion verloren, gehen auch die Qualität und die Quantität des Grund- und Oberflächenwassers zurück und steigt die Gefahr, dass es in Berggebieten zu Bodenerosion und Erdrutschen und in den Ebenen zu Hochwasser kommt.

Die Böden sind auch der größte CO2-Speicher der Erde. Durch Verlust der biologischen Vielfalt verringert sich aber die Fähigkeit der Böden, die Zusammensetzung der Atmosphäre zu regulieren und damit dem Treibhauseffekt entgegenzuwirken.

Die Organismen in den Böden sind eine wichtige Quelle chemischer und genetischer Ressourcen. So besteht angesichts der raschen Zunahme von Resistenzen gegen Antibiotika eine ständige Nachfrage nach neuen Arzneimitteln, und die biologische Vielfalt der Böden kann in dieser Hinsicht eine wertvolle Quelle sein. Gegenwärtig sind erst 1 % aller Arten von Mikroorganismen, die in den Böden leben, bekannt.


Die Gefahrenfaktoren

Unsachgemäße landwirtschaftliche Praktiken, Überweidung, Beseitigung der Vegetation, Waldbrände und schlechte Bewässerungsverfahren bedrohen die Vielfalt der Organismen in den Böden. Durch die Umwidmung von Grünland oder Wald in landwirtschaftliche Anbauflächen geht das in den Böden gespeicherte CO2 schnell verloren, was indirekt zu einer Verstärkung des Treibhauseffekts führt.

Weitere Gefahrenfaktoren sind die Verstädterung und die Versiegelung der Böden, wodurch alles Leben im Boden praktisch getötet wird.


Bestehende Maßnahmen zur biologischen Vielfalt in den Böden

Nur wenige Länder verfügen über wirksame Rechtsvorschriften zum Schutz der Böden, und gegenwärtig gibt es keine Gesetze oder Regelungen auf internationaler, nationaler, regionaler oder EU-Ebene, die gezielt auf die biologische Vielfalt in den Böden abstellen. Die Kommission hat 2006 erstmals einen Legislativvorschlag zum Schutz der Böden in Europa vorgelegt, der vom Europäischen Parlament unterstützt wurde, wegen des Widerstands von sechs Mitgliedstaaten aber derzeit im Rat blockiert wird. Auf der Ratstagung Umwelt am 15. März wird die spanische Präsidentschaft versuchen, den Vorschlag wieder auf den Weg zu bringen.


Weitere Informationen:

Bericht Soil biodiversity: functions, threats and tools for policy makers.
http://ec.europa.eu/environment/soil/biodiversity.htm

MEMO/06/341 zur spezifischen Bodenschutzstrategie.
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/06/341&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=fr

Internetseiten zum Thema "Boden" auf dem Europa-Server:
http://ec.europa.eu/environment/soil/index_en.htm.

© Europäische Gemeinschaften, 1995-2009


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Quelle:
Pressemitteilung IP/10/271, 12.03.2010
Europäische Kommission (KEG), Brüssel
Internet: www.ec.europa.eu, www.europa.eu/rapid/


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2010