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BUCH/577: Blütenbestäuber erhalten die Vielfalt von Früchten und wildlebenden Pflanzen (BfN)


Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Pressemitteilung - Bonn, 28. April 2009

Keine Schokolade ohne Fliegen !


Bonn, 28. April 2009: Rund 35% der Welt-Nahrungsproduktion hängt von der Leistung blütenbesuchender Insekten ab. Ob tropische Früchte wie Mango, Gewürze- und Arzneipflanzen, zahlreiche Nutzpflanzen wie Baumwolle und rund 80% aller Wildpflanzen brauchen eine solche Bestäubung. So wundert auch nicht der Slogan "Keine Schokolade ohne Fliegen!", der während des Workshops "Caring for Pollinators" auf der UN-Naturschutzkonferenz 2008 in Bonn vorgestellt wurde. Denn der Kakaobaum wird ausschließlich von kleinen Fliegen bestäubt.

Die Ergebnisse aus diesem Workshop wurden jetzt im BfN-Skript "Caring for Pollinators - Safeguarding agro-biodiversity and wild plant diversity" veröffentlicht. Der Skriptenband fasst die Präsentationen und Posterbeiträge des Treffens in aufgearbeiteter und ausführlicher Form zusammen und informiert über die Hauptproduktionsländer und die bestäubenden Tiergruppen. Steckbriefe zu den Hauptbestäubergruppen fassen Wissen zur Biologie und zur Leistung der Blütenbestäuber zusammen. Erstmalig liegt so eine allgemein verfügbare Publikation mit aktuellen Stand der Arbeiten und Beiträgen aus allen großen Bestäuber-Initiativen vor.

Hinweis:
Der Skriptenband ist sowohl in analoger als auch in digitaler Form (http://www.bfn.de/0502_skripten.html) beim BfN zu beziehen.
Ssymank, A., Hamm, A. & Vischer-Leopold, M. (2009): Caring for Pollinators - Safeguarding agro-biodiversity and wild plant diversity. Skript 250, Publisher: Federal Agency for Nature Conservation Germany.


Hintergrund: Blütenbestäuber sichern die Biodiversität

Blütenbestäuber sichern die Biodiversität der Pflanzen weltweit, mit mindestens 300.000 Tierarten weltweit, die Blüten besuchen. Hauptbestäuber sind v. a. die großen Gruppen der Hautflügler (Bienen und Verwandte, Hymenoptera) mit allein ca. 25.000-30.000 Bienenarten weltweit und die große Gruppe der Dipteren (Fliegen und Verwandte) mit ca. 160.000 bekannten Arten. Bei mindestens 71 Fliegenfamilien ist Blütenbesuch und Bestäubung bekannt. Weitere Blütenbesuchende und -bestäubende Tiergruppen sind Schmetterlinge, aber auch mindestens 45 Fledermausarten, 36 Arten Säugetiere, 26 Kolibri-Arten und rund 80 weitere Vogelarten bestäuben Blüten.

Bestäubersysteme sind teilweise hochgradig komplex, kaum eine Pflanze wird von nur einem Bestäuber besucht, tages- und jahreszeitliche Wechsel sind häufig, viele Systeme sind kaum bekannt. Nicht jeder Blütenbesucher ist auch Bestäuber: z.B. entscheiden Besucheraktivität, Mechanismen der Pollenübertragung, Blumenstetigkeit über die Effektivität der Bestäubung. Dennoch garantieren Bestäuber Fruchtansatz, reife Samen und Früchte und damit das Fortbestehen aller von Tieren bestäubten Pflanzenarten. Die bisherigen Aktivitäten sind stark auf Honigbienen und auf Agrarsysteme ausgerichtet. Hier ist ein viel breiterer Ansatz wünschenswert über alle wesentlichen Bestäubergruppen für alle Pflanzenarten, auch wildwachsende Pflanzen, Arzneipflanzen etc. Angewandte Forschung und aktiver Schutz in der Landschaft sind hier dringend gefragt, da selbst in Deutschland viele Kenntnislücken bestehen, unbekannte Arten auf ihre Entdeckung warten. Die enormen Bemühungen der Braslilianischen und Afrikanischen Bestäuber-Initiativen zeigen, dass auch hier in Europa mehr getan werden kann.

In allen Kontinenten sind alarmierende Rückgänge der Bestäuberdiversität mindestens in einigen Tiergruppen nachgewiesen worden. Klimawandel und Änderungen in der Landnutzung können Bestäubergemeinschaften zusätzlich destabilisieren. Der Notwendigkeit, die Vielfalt von Blütenbestäubern zu schützen, wurde im Rahmen der CBD bereits früh mit der Sao-Paulo Bestäuber-Initiative Rechnung getragen. Auf der 6. Vertragsstaatenkonferenz wurde ein Aktionsplan für die Internationale Bestäuberinitiative beschlossen. Wesentliche Ziele sind ein Monitoring des Best uberrückgangs, Kenntnislücken in der Biologie und Taxonomie der Bestäuber zu schließen, die wirtschaftliche Bedeutung der Bestäuber zu bewereten und ihren Schutz zu verbessern, die Diversität der Bestäubergruppen in Agrarlandschaften und genutzten Ökosystemen zu sichern und zu verbessern.

Aus dieser Internationalen Initiative unter Schirmherrschaft der FAO (focal point der International Pollinator Initiative) haben sich regionale Sekretariate in Europa, Afrika, Brasilien, Nordamerika und Asien gebildet, die die Arbeit der Internationalen Bestäuberinitiative unterstützen.

Weitere Informationen:
Sao Paulo Pollinator Declaration: http://biodiv.org/decisions/default.asp?m=cop-06&d=05
FAO Focal-Point der Internationalen Bestäuberinitiative: http://www.fao.org/biodiversity/pollinat_en.asp
Europäische Bestäuberinitiative (EPI): www.europeanpollinatorinitiative.org


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Quelle:
BfN-Pressemitteilung, 28.04.2009
Herausgeber: Bundesamt für Naturschutz
Referat Presse/Öffentlichkeitsarbeit
Konstantinstraße 110, 53179 Bonn
Telefon: 0228/8491-4444, Fax: 0228/8491-1039
E-Mail: presse@bfn.de
Internet: www.bfn.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2009