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ENERGIE/217: Windkraft und Natur müssen eine Balance finden (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Erfurt, 5. Juli 2011

Windkraft und Natur müssen eine Balance finden

NABU Thüringen beim Pressegespräch am Windpark Wangenheim-Hochheim


Um die Problematik von Windkraftanlagen und die Folgen für Natur und Landschaft mit der Presse zu diskutieren, traf sich am gestrigen Montag der Landesvorstand des NABU Thüringen im Windpark Wangenheim-Hochheim. Aus Sicht der Naturschützer muss es möglich sein, die Windenergie auszubauen und den Naturschutz zu wahren.

"Um den Anforderungen an den Klimaschutz gerecht zu werden, ist der Ausbau erneuerbarer Energien unabdingbar. Allerdings haben Windkraftanlagen Einfluss auf Mensch, Landschaft und Natur. Besonders gefährdet sind Vögel und Fledermäuse. Deshalb ist es notwendig, neue Standorte und Erweiterungen von Windparks sorgfältig auszuwählen, mahnt Mike Jessat, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen.

Nach seiner Meinung müssen Vorranggebiete des Naturschutzes, wie Natura 2000-Gebiete, EU-Vogelschutzgebiete, Vogelrastgebiete, Naturschutzgebiete, Nationalparks und Kernzonen von Biosphärenreservaten Tabuzonen für Windkraftanlagen sein.

Tino Sauer, ebenfalls Mitglied des NABU Landesvorstand und ein Kenner des Windparks Wangenheim Hochheim, macht deutlich: "Moderne Anlagen mit 180 Meter Gesamthöhe sind nicht nur für das Landschaftsbild eine Zumutung. Sie erhöhen das Tötungsrisiko für Vögel durch ihre Größe überproportional, Wenn man bedenkt, dass die Hälfte der in Thüringen durch Rotorschlag gefundenen toten Greifvögel allein aus dem Windpark Wangenheim- Hochheim stammen, dann ist dieser Zustand nicht hinnehmbar."

Der Windpark Wangenheim-Hochheim ist der größte Windpark in Thüringen. Er liegt an der Schnittstelle der Planungsregionen Nord- und Mittelthüringen und durchschneidet die Vogelzugroute Gera-Unstrut-Aue in Richtung Hörselberge-Thüringer Wald. Einflüsse auf die Vogelwelt ergeben sich auch auf das angrenzende EU-Vogelschutzgebiet Nr. 16 "Ackerhügelland westlich Erfurt mit Fahnerscher Höhe".

"Die neuen Windkraftanlage rücken immer näher ans Vogelschutzgebiet heran. Nahrungssuchflächen für Rotmilan, Wespenbussard und Schwarzstorch kollidieren mit den Flächen der Windräder. Hierdurch ist der weitere Konflikt vorprogrammiert, so dass auch weiterhin mit einer erheblichen Todfundrate an Greifvögeln zu rechnen ist", erklärt Tino Sauer.

"Gerade der Rotmilan gehört in Thüringen mit zu den gefährdetsten Großvögeln. Zur Nahrungssuche benötigt er große Offenlandbereiche, die er in einer Höhe abfliegt, die der Höhe der Rotorenblätter entspricht. Kollisionen führen zum Zerschlagen von Knochen und inneren Organen. Doch schon die Luftverwirbelungen brechen dem Vogel die Schwingen", berichtet Jessat von eigenen Laboruntersuchungen.

"Thüringen trägt eine große Verantwortung für den Rotmilan, daher ist es notwendig die Kernlebensräume des Rotmilans von Windkraftanlagen freizuhalten und spezielle Artenschutzmaßnahmen für Windparkbetreiber festzulegen", fordert der Landesvorsitzende.


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Quelle:
Pressemitteilung, 05.07.2011
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2011