Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → FAKTEN


EUROPA/590: Waldverluste, grünes Herz und CITES-Tagung (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 10. November 2022

Waldverluste, grünes Herz und CITES-Tagung


Während die EU zusehends ihre Wälder verfeuert und deshalb ihre Kapazitäten für Kohlendioxidsenken aufs Spiel setzt, legt der WWF ein Rettungsprogramm für das grüne Herz Europas vor. Derweil laufen die Vorbereitungen für die CITES-Artenschutzkonferenz, die vom 14. bis 25. November in Panama City stattfinden soll.

Studie: EU verliert ihre CO2-Senken rapide

Die EU verliert in 'alarmierendem Tempo' ihre Wälder als Senke für Kohlendioxid. Dies geht aus einer neuen Studie der Partnership for Policy Integrity (PFPI) [1] im Auftrag der Forest Defenders hervor, über die der Informationsdienst Euractiv berichtet. Der Hauptgrund: Die Nutzung von Holz als Brennstoff. Die 27 EU-Mitgliedstaaten hätten seit 2002 einen Rückgang um ein Viertel jährlich der Kapazität der europäischen Wälder, CO2 zu absorbieren, zu verzeichnen. Um bis 2050 klimaneutral zu werden, hat sich die EU das Ziel gesetzt, die CO2-Speicherung in Wäldern, Böden und anderen Bodenkohlenstoffsenken zu erhöhen. Bei den derzeitigen Rückgangsraten dürften die meisten EU-Länder ihre nationalen Ziele für 2030 nicht mehr erreichen. In einigen Mitgliedstaaten bestehe ein klarer Zusammenhang zwischen der Nutzung von Biomasse und dem Verlust von CO2-Senken. So hätten Forschungen in Finnland ergeben, dass laut detaillierten Statistiken besonders die Verbrennung von Rundholz als eine Ursache für den Senkenverlust sei, während in Estland mehr als die Hälfte der Menge an geschlagenem Holz für die Brennstoff- oder Pelletproduktion verwendet wird, heißt es in der Studie.

Die Gesamtnutzung von solider Biomasse war dem Bericht zufolge im Jahr 2020 um 239 Prozent höher als im Jahr 1990, wobei die Nutzung im Energiesektor - Wärme- und Stromerzeugung - in diesem Zeitraum um mehr als 1.000 Prozent gestiegen ist, wie aus den offiziellen Statistiken laut PFPI hervorgeht.

Eine Zukunft für Störe, Luchse und Bären

Der WWF-CEE hat einen Plan zum Schutz der Natur für Zentral- und Osteuropa vorgestellt. Das Ziel ist es, bis 2030 die einzigartige Biodiversität der Region wiederherzustellen. Die Natur Zentral- und Osteuropas ist geprägt durch weite, teilweise noch natürliche Wälder. Im 'Grünen Herz Europas' finden Wisent, Luchs und Bär ein Zuhause. Auch die Flüsse, allen voran die Donau, sind noch relativ unverbaut. Die Donau ist einer der letzten Lebensräume von Stören in Europa.

Doch diese Natur ist gefährdet: Dämme und Wasserkraftwerke zerteilen die Flüsse und natürliche Wälder weichen Monokulturen. Die Wirtschaft in Zentral- und Osteuropa ist heute noch immer von fossilen Energien abhängig. Um die Biodiversität wiederherzustellen und das Klima zu schützen, hat der WWF-CEE, ein Zusammenschluss der WWF-Gruppen in Bulgarien, Ungarn, Rumänien, Slowakei, Ukraine und Tschechien, einen Plan zum Schutz der Natur und des Klimas zwischen 2025 und 2030 vorgelegt. Ziel ist es, Flüsse und Feuchtgebiete zu renaturieren sowie alte Wälder zu schützen. Außerdem fordert der WWF-CEE eine klimaneutrale Wirtschaft bis 2050.

Für das Erreichen der Ziele fordert der WWF CEE unter anderem, dass 40 Prozent der EU-Mittel in Klima- und Biodiversitätsschutz fließen. Darüber hinaus sollen fünf Milliarden Euro an Investitionen getätigt werden.

CITES: Pro Wildlife erwartet "kontroverse Verhandlungen vom Elefanten bis zum Blauhai"

Vom 14. Bis 25. November kommen in Panama City die Vertragsstaaten des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten frei lebenden Tieren und Pflanzen (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora - CITES) zusammen. Für die Tagung liegen 52 Anträge zum Schutzstatus von knapp 600 Tier- und Pflanzenarten auf dem Tisch. "Das weltweite Artensterben ist dramatisch und der zunehmende Handel mit Wildtieren ist ein großer Teil dieses Problems. Wir erwarten auf der Weltartenschutzkonferenz insbesondere von der EU klare Entscheidungen gegen die weitere Plünderung bedrohter Arten", sagte die Biologin Daniela Freyer, die für Pro Wildlife an den Verhandlungen teilnehmen wird. [fis/jg]

Euractiv: Europas Wald-CO2-Senken schrumpfen rapide
https://www.euractiv.de/section/energie-und-umwelt/news/europas-wald-co2-senken-schrumpfen-rapide/

WWF - Our Strategy 2025-30 (wwfcee.org)
https://wwfcee.org/our-strategy

Pro Wildlife: Kontroverse Verhandlungen vom Elefanten bis zum Blauhai
https://www.prowildlife.de/aktuelles/pressemitteilung/kontroverse-verhandlungen-vom-elefanten-bis-zum-blauhai/

[1] https://forestdefenders.eu/wp-content/uploads/2022/11/PFPI-Burning-up-the-carbon-sink-Nov-7-2022.pdf

*

Quelle:
EU-News, 10.11.2022
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 11. November 2022

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang