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INITIATIVE/464: Aktiv gegen den Klimafrust - Transition Towns, Wandel mit Hirn, Herz und Händen (aid)


aid-PresseInfo Nr. 40 vom 5. Oktober 2011

Aktiv gegen den Klimafrust

Transition Towns - Wandel mit Hirn, Herz und Händen


(aid) - Freitagnachmittag in Deutschland, alles wie immer: Staus auf den Autobahnen und an den Kassen der Klamottenläden, der Strom kommt aus der Steckdose und das Chicken für die Nuggets aus Brasilien. Zur gleichen Zeit schreiben die Klimaforscher eine Horrorstory über die ökologischen Auswirkungen der Industrialisierung. Der erste große "Schocker" war der Bericht des Club of Rome über "Die Grenzen des Wachstums" vor gut 30 Jahren. Er prognostizierte die Erschöpfung der Rohstoffreserven noch vor dem Jahr 2100. Auch mehr und neuere Forschung brachte keine besseren Nachrichten. Ende letzten Jahres veröffentlichte die Bundeswehr eine Studie über "Peak Oil", das Ölfördermaximum. Demnach wird Ölknappheit mittelfristig schwerwiegende Auswirkungen auf viele Lebensbereiche haben, auch auf die weltweite Nahrungsversorgung.

"Der Klimawandel löst bei vielen Menschen Angst und Ohnmacht aus", sagte Gerd Wessling, Physiker und Mitbegründer der Transition Town Bielefeld kürzlich auf der Karmakonsum-Konferenz in Frankfurt. Transition Towns, zu Deutsch "Städte im Wandel", sind Energiewende-Initiativen, die sich mit großer Geschwindigkeit in vielen Ländern ausbreiten. In Deutschland gibt es derzeit etwa 75, davon haben sechs eine offizielle Anerkennung. Sie stehen für die beherzte und positive Bejahung der Energiesenkung als eine wünschenswerte Realität, schreibt der Begründer der Bewegung Rob Hopkins in seinem Buch "Energiewende". Die Idee: Gemeinsam und kreativ die Abhängigkeit vom Öl verringern und dabei die eigene Stadt oder Region zukunftsfähig und lebenswert machen. Die Frage lautet also künftig nicht mehr: Welchen CO2-Fußabdruck hat mein Apfel, sondern: Wie können wir in unserer Region für eine nachhaltige Versorgung mit Äpfeln sorgen? "Es gibt keine globale Lösung für alle, sondern viele und unterschiedliche Lösungen, die vor Ort erarbeitet werden", meint Wessling.

Die Transition Town Bewegung setzt auf äußeren und inneren Wandel. Das braucht "Hirn, Herz und Hände". Den Kopf für die Bewusstseinsarbeit, das Herz für positive Zukunftsvisionen und die Hand für die praktische Umsetzung vor Ort. Gemeinsam anpacken und umgestalten hilft gegen Klimafrust. Aus den Erfahrungen der Umweltbewegung hat die Energiewende-Initiative gelernt. Es geht nicht um Ausgrenzung oder Kampf gegen ein System, sondern um Gemeinschaft, Wertschätzung, Dialog und Vernetzung mit anderen Initiativen, mit Kommunen oder der Wirtschaft vor Ort. Der oder die Normalbürgerin ist nicht das Hindernis sondern die Lösung des Wandels. Im Methodenkoffer der Initiative finden sich moderne Moderationsmethoden, wie World Cafe und Open Space, die eine breite Bürgerbeteiligung ermöglichen. Auch Erkenntnisse der Umwelt- und Gesundheitspsychologie werden genutzt. In Trainings und Konferenzen wird Know How weitergegeben und Mut gemacht. "Mitarbeit ausdrücklich erwünscht", heißt es im Flyer der Transition Initiative Bielefeld. Die zweite deutsche Transition Konferenz findet vom 14. bis 16.10.2011 in Bielefeld statt.

Gesa Maschkowski, www.aid.de

Weitere Informationen: www.transition-initiativen.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 40 vom 5. Oktober 2011
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2011