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MASSNAHMEN/136: NABU ruft zu mehr Gelassenheit beim Jakobs-Kreuzkraut auf (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 7. August 2009 - Naturschutz/Umwelt

Mehr Gelassenheit beim Jakobs-Kreuzkraut

NABU: Sachgerechte Landschaftspflege hält die Giftpflanze im Zaum


Düsseldorf - "Jetzt Jakobs-Kreuzkraut bekämpfen" - so schallt es laut in vielen landwirtschaftlichen Blättern und insbesondere aus den Reihen der Pferdehalter. Der Naturschutzbund NABU ruft dagegen zur Gelassenheit auf. "Es ist richtig, dass das giftige Jakobs-Kreuzkraut Pferden und Rindern schaden kann. Mit einer sachgerechten und damit naturverträglichen Landschaftspflege ist das 'Problem' aber gut in den Griff zu bekommen", sagt Bernd Margeburg, Sprecher des Landesfachausschusses Botanik des NABU NRW. Das Jakobs-Kreuzkraut sei eine heimische Pflanzenart und gehöre schon immer zur biologischen Vielfalt Nordrhein-Westfalens. Bis zu 200 verschiedenen Insektenarten diene das Kraut als Futterpflanze.

Das prächtig gelb blühende Jakobs-Kreuzkraut wächst vor allem auf wenig genutzten Standorten, auf Brachen und Straßenrändern. Auf sachgerecht gepflegten oder genutzten Wiesen und Weiden hat es dagegen kaum eine Überlebenschance, weil es weder Mahd noch Verbiss verträgt. "Diese 'Schwäche' kann man ausnutzen und die Wiesen regelmäßig ein- oder zweimal im Jahr mähen", erklärt Margenburg. "Regional zunehmende Bestände des Jakobs-Kreuzkrauts sind gleichsam ein Hilferuf der Wiesen und Weiden nach mehr Pflege und einer landwirtschaftlichen Nutzung." In regelmäßig bewirtschafteten Wiesen, würden schnellwüchsige und konkurrenzstarke Futtergräser dominieren, so dass es dort kaum zu einer nennenswerten Entfaltung der Pflanze käme.

Mit Sorge beobachten die Naturschützer indes, dass vielerorts Rufe nach drastischen Bekämpfungsmaßnamen laut werden. "Dabei stört das Kraut auf Brachen und an Straßenrändern niemanden, deshalb sollte es dort stehen bleiben dürfen", fordert der NABU-Pflanzenexperte. Auf Rinder- und Pferdeweiden, auf denen das Jakobs-Kreuzkraut noch nicht überhand genommen hätte, könne es zudem meist problemlos mechanisch entfernt werden: Am besten reiße man es dazu von Hand mit der Wurzel aus. Der Ruf nach dem Einsatz hochgiftiger Herbizide sei jedoch absolut übertrieben. Margenburg: "Es ist doch paradox, dass mancherorts zum Schutz vor einer giftigen Pflanze hochgiftige Herbizide ausgesprüht werden sollen, die großen Schaden am ganzen Ökosystem anrichten." Zumal von der bitter schmeckenden Pflanze für Menschen keine unmittelbare Gefahr ausgehe. "Oder sollen zukünftig alle giftigen Pflanzen, einschließlich der nicht wenigen wesentlich giftigeren Garten- und Zierpflanzen aus unserer Landschaft verbannt werden?", so Margenburg.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 34/09, 7. August 2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
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Internet: www.NABU-NRW.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2009