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TIPS/224: NABU zur Vogelfütterung im Winter und Vortrag in Bremen am 25.10. (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 23. Oktober 2012

Winterfütterung: Pfusch oder push?

Vortrag am Donnerstag / NABU bietet jetzt Futtervarianten an / Naturbindung durch Fütterung / Beispiel Großbritannien: "Volkssport Vogelfütterung" / "wartungsfreie" Futtersäulen / Warnung vor Weizen als Füllstoff und Ambrosiasaat



(Bremen, den 22/10/12) Kaum steuert die Natur auf die kalte Jahreszeit zu, wird die Winterfütterung heiß diskutiert. Soll man Meise, Spatz und Co ein paar Körner anbieten oder pfuscht man der Natur damit ins Handwerk? Jahrelang wurde von Naturschutzseite die Fütterung als "Verwöhnung" der Wildvögel abgelehnt, nun propagiert der ehemalige Leiter der Vogelwarte Radolfzell die massive Fütterung und das auch noch für Naturschutzzwecke.

"Wer Stimmung in eine trübsinnige Biologenrunde bringen will, muss nur anfangen, über die Winterfütterung zu diskutieren", lacht der Geschäftsführer des NABU Bremen, Sönke Hofmann, "ich füttere das ganze Jahr über, aber ich darf das, ich bin kein Biologe." Den Dogmatismus mancher Naturschutz-Kollegen sieht der gelernte Förster mit amüsiertem Kopfschütteln.

Früher habe er auch die "Argumente" gegen die Winterfütterung nachgeplappert, gesteht Hofmann. Die Vögel würden durchs Futter "umgepolt" und vom Zug abgehalten und der Nachwuchs würde durch das Körnerfutter Mißbildungen bekommen, so die Lehrmeinung. "Das war bevor man vom Klimawandel und seinen Einfluss auf das Zugverhalten etwas wusste." Auch futterbedingte Knochenerweichungen sind dem Naturschützer noch nicht untergekommen.

Eine Reise nach England, dem "Mutterland der Vogelfütterung", brachte den Naturschützer zum Nachdenken: "Die Briten füttern hemmungslos sommers wie winters und haben die gleichen Vogelarten und Probleme wie wir. Wenn die Fütterung negative Auswirkungen hätte, müsste man sie in England am ehesten sehen." Doch auch auf der Insel turnen reichlich gesunde Piepmätze durchs Geäst.

Der "Volkssport Vogelfütterung" habe eine ganz wichtige Wirkung, allerdings nicht auf die Vögel, so Hofmann: "Die Menschen in England haben einen viel stärkeren Bezug zu den Vögeln und ihrem Schutz." Die einflussreiche britische Schwesterorganisation des NABU hat gut doppelt soviele Unterstützer bei gerade einmal dreiviertel der Einwohner.

Entscheidend für die Naturverträglichkeit der Fütterung sei die Hygiene und geeignetes Futter. "Wir empfehlen nur Futterstellen, an denen das Futter nicht mit dem Kot in Berührung kommen kann. Die klassischen Futterhäuser scheiden da aus", betont der NABU. Diese müssten mindestens zweimal die Woche verlässlich gereinigt werden. Körnersilos, Meisenknödel und Fettblockhalter seien dagegen "wartungsfrei" und damit besser geeignet.

Auch die Qualität des Futters ist ausschlaggebend. "Viele Futtermischungen vom Discounter haben reichlich Weizenkörner als Füllstoff, den fressen aber eigentlich nur die Tauben", weiß Hofmann zu berichten. Auch die Samen der Beifuß-Ambrosie finden sich vermehrt in billigen Futtersorten. Unter der Futtersäule keimt dann die unscheinbare Pflanze, die für Heuschnupfengeplagte zur Hölle wird. Neben den reinen Körnerfressern gibt es in der Vogelwelt auch Liebhaber von Früchten, Insekten und, ganz wichtig als Energielieferant, Fett. "Die Vielfalt an Futter ist so bunt wie die Vogelwelt selbst", so der NABU. Für Weichfutterfresser wie Amsel und Rotkehlchen könne man alte Äpfel aufspießen, Fettblöcke mit Insekten seien aber "gehaltvoller". Die Abwechslung macht's.

Der NABU Bremen bietet jetzt sechs ambrosiafreie Futtervarianten zum Selbstmischen und diverse Fettblocksorten in seiner Geschäftsstelle in der Contrescarpe 8, montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr an. Am Donnerstag, den 25. Oktober, ab 19 Uhr berichtet der NABU dort in einem Vortrag über die artgerechte Fütterung.

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Quelle:
Pressemitteilung, 23.10.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Oktober 2012