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UNO/211: Zu viel CO2 durch Flüge zu Rio+20 - UN will eigene Ökobilanz verbessern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Juni 2012

Umwelt: Zu viel CO2 durch Flüge zu Rio+20 - UN will eigene Ökobilanz verbessern

von Thalif Deen



New York, 5. Juni (IPS) - Im Vorfeld der Nachhaltigkeitskonferenz 'Rio+20', die vom 20. bis 22. Juni in Brasilien stattfindet, wollen die Vereinten Nationen anderen in punkto Klimaschutz ein Vorbild sein. Die Weltorganisation hat eine Strategie zur Verringerung ihres eigenen ökologischen Fußabdrucks entwickelt.

Von den etwa 50.000 bis 60.000 Teilnehmern, die auf der Konferenz erwartet werden, sind 1.400 UN-Mitarbeiter. Um Kosten zu sparen und die Umwelt zu schonen, ist die Delegation verkleinert worden. Dennoch wird auch die abgespeckte Delegation laut UN-Schätzungen noch etwa 3.500 Tonnen CO2 produzieren, insbesondere durch Flugreisen.

Der Vorsitzende der UN-Vollversammlung mit 193 Mitgliedern, der katarische Botschafter Nassir Abdulaziz Al-Nasser, sagte der Initiative zum Ausgleich von CO2-Emissionen (CEOI) volle Unterstützung zu. Ziel ist, die durch die Anreise der UN-Mitarbeiter nach Rio de Janeiro erzeugten Klimagasemissionen auszugleichen.

Der so genannte CO2-Fußabdruck misst die durch menschliche Aktivitäten verursachte Menge der Treibhausgase in aller Regel in Tonnen. Die Initiative CEOI, die von der Sonderabteilung für Süd-Süd-Zusammenarbeit des UN-Entwicklungsprogramms UNDP entworfen wurde, zielt auf eine "klimaneutrale Teilnahme der UN an Rio+20" ab. Er freue sich auf "einen durchschlagenden Erfolg" der Initiative, die sich auf das gesamte System der Vereinten Nationen beziehe, sagte Al-Nasser.

CEOI wird außerdem von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und Untergeneralsekretär Sha Zukang unterstützt, dem Leiter der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten und dem Generalsekretär von Rio+20. Gemeinsam mit Al-Nasser werden sie am 21. Juni am Rande von Rio+20 den offiziellen Startschuss für die Initiative abgeben.


Aufbau von Partnerschaften

Die Sonderabteilung ist damit beauftragt, die Initiative durch den Aufbau von Partnerschaften voranzubringen und die Plattform 'South-South Global Assets and Technology Exchange' (SS-GATE) zu stärken, die den Ausgleich der von der UN-Delegation verursachten CO2-Emissionen in die Wege leiten soll.

Demnach sind 'Gold Standard'-Emissionsgutschriften' (CERs) geplant, die durch Projekte des Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (CDM) erzeugt werden. Die Priorität liegt auf Vorhaben in den 48 am wenigsten entwickelten Staaten der Erde (LDC).

Durch CDM wird ermöglicht, dass im Gegenzug für Projekte zur Reduzierung von CO2-Emissionen in Entwicklungsländern CERs ausgestellt werden, die jeweils einer Tonne CO2 entsprechen. Die CERs können gehandelt und verkauft werden. Die Industriestaaten verwenden sie dazu, einen Teil ihrer durch die Unterzeichnung des Kioto-Protokolls eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen.

Nach Angaben der Sonderabteilung für Süd-Süd-Zusammenarbeit gibt es bereits mehr als 3.600 registrierte Projekte in 72 Entwicklungsländern. Damit habe sich CDM als wirkungsvoller Mechanismus zur Finanzierung von Projekten zur Verringerung der Treibhausgase und zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung erwiesen. Bislang haben etwa 1.270 Projekte in 45 Ländern insgesamt mehr als 780 Millionen CERs hervorgebracht.

SS-GATE hat nach UN-Angaben kürzlich mehr als 3.500 Tonnen CO2-Emissionen ausgeglichen, die durch die Teilnahme der Weltorganisation an der Expo 2010 im chinesischen Shanghai und an dem UN-Klimagipfel im südafrikanischen Durban 2011 entstanden sind.

Wichtigste Partner der Initiative sind die Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten (DESA) und ihr Rio+20-Sekretariat, die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNCCC) und die UNDP-Gruppe für Umwelt und Energie.


Großteil der UN-Emissionen durch Flüge

In einem im April veröffentlichten Bericht erklärt das Weltumweltprogramm UNEP, dass mehr als die Hälfte aller UN-Treibhausgas-Emission auf Flugreisen zurückgeht (4,2 Tonnen pro Kopf). Dieser Umstand wird als größte Herausforderung auf dem Weg zu einer besseren Klimabilanz gesehen.

Der Report 'Moving Towards a Climate Neutral U.N.' führt ein breites Spektrum an Maßnahmen auf, die bereits innerhalb der Vereinten Nationen zur Verbesserung der Ressourceneffizienz und zur Verringerung von Schadstoffemissionen umgesetzt werden. Statt zu Flügen werde zu Bahnreisen geraten, heißt es. UN-Mitarbeiter erhielten Fahrräder, und in den Büros werden Energiesparlampen installiert. Um unnötige Reisen zu vermeiden, werden möglichst E-Konferenzen abgehalten.

Dem Bericht zufolge entsprachen die von mehr als 200.000 UN-Mitarbeitern 2010 produzierten Treibhausgas-Emissionen 1,8 Millionen Tonnen CO2. Die gleiche Menge wird demnach in Nadelwäldern in der Größe der Faröer Inseln (mehr als 1.500 Quadratkilometer) sequestriert. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=108005
http://www.unep.org/publications/MovingTowardsClimateNeutralUN/
http://unfccc.int/kyoto_protocol/mechanisms/clean_development_mechanism/items/2718.php
http://unfccc.int/2860.php
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=108005

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juni 2012