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VERBAND/397: Kürzere Zivildienstzeit trifft auch den Naturschutz hart (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 24. März 2010
- Naturschutz/Umweltbildung

Kürzere Zivildienstzeit trifft auch den Naturschutz hart

NABU fordert massiven Ausbau des Freiwilligen Ökologischen Jahres als Alternative


Düsseldorf - Die von der Bundesregierung beschlossene Kürzung der Zivildienstzeit von 9 auf 6 Monate trifft nicht nur soziale und kirchlichen Einrichtungen, sondern auch den Naturschutz. Nach Auskunft des Bundesamtes für Zivildienst gab es Ende 2009 in NRW 427 Zivildienstplätze im Umweltschutz, die sich auf 181 Dienststellen verteilten. Allein die NABU-Naturschutzstation Rhein-Berg und das NaturGut Ophoven in Leverkusen beschäftigen 10 Zivildienstleistende. Sie kümmern sich zum Beispiel um die Pflege von Hecken und Obstbäumen, bauen Weidentipis in Kindergärten, tragen Erdkröten über die Straße, sammeln Müll, mähen Wiesen, pflegen Feuchtgebiete oder bringen Schulklassen die Natur näher. "Bricht diese Leistung weg, wissen wir nicht, wie wir das auffangen sollen", sagt Erich Schulz, Leiter der NABU-Naturschutzstation.

Fest stehe, dass der Zivildienst mit der Verkürzung auf 6 Monate für die Anbieter im Naturschutz unattraktiver werde und damit drohe ganz wegzufallen. Denn je nach Einsatzstelle müsse man mit einer Einarbeitungszeit von rund 4 Monaten rechnen. "Bei einer Dauer von 6 Monaten, kommen die Jugendlichen gerade einmal 2 Monate dazu, ihre erworbenen Kenntnisse für sich und andere gewinnbringend einzusetzen. Da stimmt das Verhältnis nicht mehr", so Hans-Martin Kochanek, Leiter der Umweltbildungseinrichtung NaturGut Ophoven. Nachteile brächte die neue Regelung auch für die Zivis selbst. Denn besonders wertvoll sei für die jungen Männer bisher, dass sie in der Zivildienstzeit eine praktische Berufsvorbereitung erfahren würden, sei es im Wachstumsmarkt der erneuerbaren Energien oder im Landschaftsbau. Das erfolgte natürlich noch effektiver in der Zeit als der Zivildienst 12 Monate dauerte.

Eine Alternative wäre der massive Ausbau des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ), wie es die Bundesregierung vorsieht. Die so genannten FÖJ'ler werden im Natur- und Umweltschutz ähnlich wie die Zivildienstleistenden eingesetzt: Das Spektrum reicht vom praktischen Naturschutz, über Bestandsaufnahmen von Tieren und Pflanzen, begleitende Arbeit im Büro, Hilfe bei Informationsständen bis zur Umweltbildung. 150 FÖJ-Plätze gibt es derzeit in NRW. Die Nachfrage nach Plätzen im FÖJ übersteigt seit Jahren das Angebot um ein Vielfaches. Viele Interessierte kommen bislang nicht zum Zuge. "In Nordrhein-Westfalen müssen daher dauerhaft mindestens 1000 neue FÖJ- Stellen eingerichtet werden, damit alle, die Interesse an einem Freiwilligen Ökologischen Jahr haben, auch eines absolvieren können. Zudem kann so der Verlust an Zivildienstplätzen ausgeglichen werden", erklärt Josef Tumbrinck, NABU-Landesvorsitzender in NRW.

Voraussetzung sei allerdings auch, dass das FÖJ von Hemmnissen für die Einsatzstellen befreit werde. Bevor ein Freiwilliger mit Abschluss der Sekundarstufe II eingestellt werden kann, muss zurzeit nämlich eine Stelle mit einem Jugendlichen besetzt werden, der einen Abschluss der Sekundarstufe I oder keinen Abschluss besitzt. Diese NRW-spezifische Koppelung muss im Zuge der Aufstockung des FÖJ aufgehoben werden, so die Forderung des NABU. Tumbrinck: "Ohne den Einsatz von FÖJ'lern und Zivis sind die Biostationen und Umweltbildungseinrichtungen kaum noch arbeitsfähig. Das dürfen Bund und Land nicht zulassen."

Schulabsolventen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren haben übrigens ab sofort wieder die Möglichkeit sich für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) bei Naturschutzverbänden, Umweltbildungseinrichtungen und Biologischen Station in NRW zu bewerben


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 18/10, 24. März 2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Info@NABU-NRW.de
Internet: www.NABU-NRW.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2010