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VERBAND/563: "Grüne Bilanz" für Unterfranken und Ausblick auf die für 2016 geplanten Schwerpunkte (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 11. Februar 2016

Für ein Unterfranken mit hoher Umwelt- und Lebensqualität

Bund Naturschutz legt "grüne Bilanz" für 2015 vor und gibt einen Ausblick auf die für 2016 geplanten Schwerpunkte


Mit großer Freude begleiteten zahlreiche Aktive aus Unterfranken die längst überfällige Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld - beim Ausstiegsfest am 31. Mai ebenso wie bei der endgültigen Stilllegung des Reaktorbetriebs am 27. Juni 2015.

Angesichts seines über 40jährigen Einsatzes für den Atomausstieg, aber auch angesichts des unverantwortlichen Risikopotentials der Atomstromerzeugung sieht der BN darin einen der wichtigsten Erfolge des vergangenen Jahres - weit über Unterfranken hinaus.

Ebenso freut sich der BN darüber,
  • dass mit zwei Ortsgruppengründungen (in den Landkreisen Kitzingen und Würzburg) die Präsenz vor Ort weiter ausgebaut werden konnte dass der Einsatz für einen wirksamen Boden-, Flächen- und Klimaschutz in der Bevölkerung zunehmend auf positive Resonanz stößt und aktiv unterstützt wird
  • dass auch bei umweltbelastenden Großprojekten die Akzeptanz für umweltschonende Alternativvorschläge wächst - nicht zuletzt auch aufgrund des gestiegenen Umweltbewusstseins bei vielen MitbürgerInnen.
Die für das Jahr 2015 wichtigsten Erfolge in Unterfranken:
  • das 30-jährige Jubiläum des weit über Bayern hinaus beispielgebenden BN-Rhönschafprojekts
  • Richtfest für das Biberfreigehege im Klaushof und für die "BiberWasserWeltSinntal" (Lkr. Bad Kissingen) als Teile des neuen Projektes "Die Welt des Bibers beobachten und erleben"
  • die fast dreimonatige Präsenz von Kreisgruppe Aschaffenburg und Ortsgruppe Alzenau mit vielen ehrenamtlichen BetreuerInnen auf der Gartenschau "Natur in Alzenau" und die überwältigende Publikumsresonanz bei Jung und Alt (über 30 000 BesucherInnen und über 3200 Kinder & Schüler!)

Möglich waren diese und viele andere Erfolge nur, weil die Bereitschaft zum Engagement für eine intakte Umwelt und für die Sicherung einer hohen Lebensqualität in Unterfranken bei den 9 Kreisgruppen und in den 94 Ortsgruppen nach wie vor sehr hoch ist.

Für eine Bürger-Energiewende in Unterfranken:

Unter dem Motto "Köpfchen statt Kohle" stand auch 2015 die Informations- und Motivationsarbeit vor Ort - v.a. über Möglichkeiten zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz im Alltag. Mehr als bisher müssen beim weiterhin erforderlichen Ausbau der erneuerbaren Energien die berechtigten Belange des Arten-, Biotop- und Landschaftsschutzes beachtet werden!

Flächenverbrauch bedroht "Grünes Kapital":

Dies gilt insbesondere für neue Bau- & Gewerbegebiete, die ökologisch wertvolle Bereiche bedrohen- z.B. in der Stadt Aschaffenburg. Dort soll ein 27 ha großer Streuobstwiesenkomplex im Obernauer Mainbogen trotz seines hohen Artenreichtums und einer landesweiten ökologischen Bedeutung ohne Rücksicht auf seine einzigartige Naherholungsqualität einem riesigen Baugebiet geopfert werden. Umso unverständlicher ist es für den BN, dass sein bereits im September 2014 eingereichter Unterschutz- und Sicherstellungsantrag von der Regierung von Unterfranken mit fadenscheinigen Argumenten abgelehnt worden ist und dort kein Handlungsbedarf gesehen wird.

Auf der negativen Seite dieser Bilanz müssen auch die geplanten Ortsumfahrungen für Pflaumheim (u.a. Steinkauzvorkommen) und Sulzbach (Lkr. Miltenberg), die Eingriffe in innerstädtische Baumbestände (z.B. Würzburg) und die Neuanlage eines Weinbergs in einem FFH-Gebiet nördlich von Strahlungen (Lkr. Rhön-Grabfeld) verbucht werden.

Bayerns Schönheit & Naturreichtum bewahren:

Auch 2015 hat sich der BN vor Ort zusammen mit heimatliebenden BürgerInnen gegen naturzerstörerische Eingriffsprojekte engagiert.

Beispiele dafür:

  • In Langendorf (Lkr. Bad Kissingen) und in Kürnach (Lkr. Würzburg) konnten durch örtliche Bündnisse und durch den engagierten Einsatz unserer Aktiven geplante Gewerbegebiete auf über 6 ha verhindert werden.
  • In der Spessartgemeinde Leidersbach sind auf Initiative des BN nach einem deutlichen Bürgervotum beim Hochwasserschutz die geplanten großtechnischen Landschaftseingriffe durch ein naturnahes Ausbaukonzept ersetzt worden.
  • In Mainbullau (Lkr. Miltenberg) wurde die geplante Schießanlagenerweiterung gestoppt.
Artenschutz und Erhaltung der Biodiversität:

Alle BN - Kreisgruppen in Unterfranken aber auch viele Ortsgruppen haben mit großem Einsatz zur Erhaltung unserer Kulturlandschaft beigetragen. In vielen tausend ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurden Schilfflächen und Halbtrockenrasen gemäht, Hecken und (Obst-) Bäume gepflanzt, Streuobstwiesen und Gewässer gepflegt.

Besonders vorbildhaft und erfreulich:

  • Das breite Engagement der Kreisgruppe Schweinfurt und der Ortsgruppe Gerolzhofen für den Buchen-Nationalpark im Steigerwald und für die Übertragung des "Brönnhof" in das nationale Naturerbe
  • Im Waldnaturschutzjahr hat die Stadt Obernburg als eine der ersten bayerischen Kommunen auf Initiative des BN 27 ha des Stadtwaldes als ungenutzten "Naturwald" ausgewiesen.
  • In der Kreisgruppe Bad Kissingen konnte bereits der 9. GEOTag der Artenvielfalt durchgeführt werden. Nachgewiesen wurden dabei von 20 Experten fast 800 verschiedene Arten.
  • Aktiven der Kreisgruppe Main-Spessart ist es mit großem Einsatz gelungen einen 170 Jahre alten Kalkbrennofen freizulegen und als Fledermausquartier nutzbar zu machen.
Jede Menge Energie für den Klimaschutz:

Zentraler Schwerpunkt ihrer Arbeit war im vergangenen Jahr bei vielen Kreis- und Ortsgruppen der Klimaschutz und dabei v. a. die detaillierte Information der Bevölkerung über die vielfältigen Möglichkeiten im Alltag aktiv zur Energieeinsparung, zum Ressourcen- und damit auch zum Klimaschutz beizutragen.

Besondere Erwähnung verdienen hierbei:

  • Die von der Kreisgruppe Main-Spessart mitinitiierten Repaircafes und die Fahrradbörse der Kreisgruppe Haßberge
  • Die vom BN unterstützte Kampagne eines Apothekenbesitzers aus Gemünden zur Plastikvermeidung (mit Bericht in den bundesweiten Apothekernachrichten!)
  • Die gezielte Werbung der Kreisgruppe Haßberge für die verstärkte Nutzung der Bahn durch Druck & Verteilung von 1400 Fahrplankärtchen
Größte ökologische Volkshochschule :

Mit einer breiten Palette phantasievoller und attraktiver Informations- & Umweltbildungsangebote konnten die unterfränkischen Kreis- und Ortsgruppen auch 2015 erfolgreich Sympathiewerbung für den Natur- und Umweltschutz betreiben und dadurch zahlreiche MitbürgerInnen zu umweltschonendem Verhalten im Alltag motivieren.

Beispiele aus einer breiten Themenpalette:

  • das Umweltbildungsprojekt "Schafe, Sensen und Traktoren" der Kreisgruppe Main - Spessart mit Sensenkurs und vielfältigen Angeboten für Kinder zur Naturerkundung
  • die von der Ortsgruppe Werneck zusammen mit Imkern, Umweltpädagogen, Ökolandwirten und Gärtnern für die örtlichen Kindergruppen organisierten Angebote zur Naturerfahrung
  • das Umweltbildungsprojekt "Jetzt wird es ernst" der Kreisgruppe Bad Kissingen für ca. 1200 Kinder in Grundschulen (u.a. mit Infos & Angeboten zu Upcycling und Repaircafes)
  • die Umweltbildungsprojekte "Wildes Klassenzimmer" und "Kulturlandschaften - die Schatzkiste vor der Haustüre" der Kreisgruppe Aschaffenburg
"drum herum und mittendrin":

Dass der BN vor Ort längst in der Mitte der Gesellschaft steht, zeigen nicht nur die Beteiligung unserer Kreis- und Ortsgruppen bei Festen und Veranstaltungen in bzw. mit Gemeinden, sondern auch die öffentlichen Auszeichnungen für Aktive des BN.

Als große Erfolge wertet der BN hier v. a.:

  • Die Initiative der Kreisgruppe Haßberge zur Integration von Asylbewerbern - u.a. durch Beteiligung an 13 Einsätzen zur Obsternte und - verwertung sowie bei verschiedenen Landschaftspflegeaktionen
  • Das langjährige Engagement zahlreicher Aktiver vor Ort - ablesbar u. a. am 40jährigen Bestehen unserer Kreisgruppe Rhön-Grabfeld und am 30jährigen Jubiläum unserer Ortsgruppe Lohr
  • Die Verleihung des Umweltpreises des Landkreises Kitzingen an den dortigen Kreisgruppenvorsitzenden Manfred Engelhardt sowie die Auszeichnung von Heike Metzger und Norbert Hörning (beide: Kreisgruppe Main-Spessart) mit dem "Grünen Engel" durch Regierungspräsident Dr. Beinhofer.
Schwerpunkte in Unterfranken für 2016:

Unterfranken ist v. a. aufgrund des weiter anhaltenden Flächenverbrauches und zahlreicher umwelt- und heimatzerstörerischer Planungen noch weit von einer nachhaltigen und umweltschonenden Entwicklung entfernt.

Gefordert sieht sich der BN im Jahr 2016 deshalb weiterhin im Einsatz für gezielten Flächenschutz und flächensparende Alternativkonzepte, aber auch für gezielte Klimaschutzmaßnahmen auf allen Ebenen.
Dabei will der BN auch dazu beitragen, dass die unverzichtbare Energiewende v. a. im privaten Bereich nicht als asketische Pflichtübung, sondern als Herausforderung und als Chance für einen neuen Lebensstil verstanden wird.
Nie waren "sein statt haben" und "Selbstgenügsamkeit statt Konsumrausch" aktueller als heute - in Zeiten des Klimawandels!

Schwerpunkte des BN in Unterfranken für 2016:
  • der Einsatz für einen Buchen-Nationalpark im Steigerwald,
  • die Unterstützung des Widerstandes gegen die noch immer drohende "Mainfrankenautobahn" (B 26n)
  • der Kampf gegen unsinnigen Flächenverbrauch vor Ort
  • attraktive Umweltbildungsangebote mit unvergesslichen Naturerlebnissen für Jung und Alt.

Diese Schwerpunkte sollen wieder durch lokale Projekte in den Kreis- und Ortsgruppen ergänzt werden.

Auch im Jahr 2016 versteht sich der BN mehr denn je als "Grünes Gewissen" Unterfrankens, dessen Mitgliedern der Einsatz für eine lebens- und liebenswerte Heimat nicht nur Verpflichtung ist, sondern auch weiterhin ein echtes Herzensanliegen sein wird.

Gez.

Richard Mergner, Landesbeauftragter
Tel. 0171-6394370

Helmut Schultheiß, Regionalreferent
Tel. 0911-81878-13


Downloads
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http://www.bund-naturschutz.de/uploads/tx_news/PM-10a-16-Grüne-Bilanz-Bayern_2015.pdf

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Quelle:
Presseinformation, 11.02.2016
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg
Tel. 0 941/ 2 97 20-0, Fax 0 941/ 2 97 20-30
E-Mail: info@bund-naturschutz.de
Internet: www.bund-naturschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2016

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