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ATOM/983: Bundesregierung darf nicht zur Kumpanin der Atomkonzerne werden (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 21. Januar 2010

BUND warnt: Bundesregierung darf nicht zur Kumpanin der Atomkonzerne werden


Berlin: Anlässlich des heute Abend im Kanzleramt stattfindenden Gesprächs zwischen Bundesregierung und Stromkonzernen über mögliche AKW-Laufzeitverlängerungen hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Regierungskoalition davor gewarnt, ihre Energiepolitik einseitig an den Interessen der großen Stromkonzerne auszurichten. Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Die Bundesregierung riskiert nicht nur den nächsten Atommüll-Gau, wie wir ihn gerade in der Asse erleben. Sie arbeitet auch an ihrem nächsten Image-Gau als billige Kumpanin für Großkonzerne. Statt sich die Steigerung der Profite von Stromkonzernen zur Aufgabe zu machen, sollte sich die Bundesregierung um eine zukunftsfähige Energieversorgung kümmern."

Der beste Weg zu mehr Klimaschutz und einem modernen Energiesystem sei das zügige Abschalten der Atomkraftwerke. Atomkraft bremse den Ausbau der erneuerbaren Energien und zementiere die Vormachtstellung der großen Stromkonzerne. Deshalb protestierten neben Umweltverbänden wie dem BUND auch Stadtwerkverbände und die Erneuerbare-Energien-Branche gegen die Regierungspläne.

Das Argument, AKW-Laufzeitverlängerungen führten zu niedrigeren Strompreisen, wies der BUND zurück. Der Strompreis bilde sich an der Börse. Laufzeitverlängerungen steigerten lediglich die Gewinnspanne der Konzerne. Auch die vom BDI bei Verlängerung der Reaktorlaufzeiten genannte Zahl von etwa 60.000 neuen Arbeitsplätzen sei fragwürdig. Ihr stehe bei konsequenter Fortsetzung des Ausbaus erneuerbarer Energien und bei ambitionierten Energiesparprogrammen ein Beschäftigungspotential von rund einer halben Million gegenüber. Den einzigen Vorteil längerer AKW-Laufzeiten hätten die Energiekonzerne: Sie würden mit ihren inzwischen abgeschriebenen Reaktoren weitere Milliardengewinne einfahren.

Weiger: "Die Gier der Stromkonzerne auf Kosten der Sicherheit der Bevölkerung ist schamlos und stellt die Gier der Banker weit in den Schatten. Milliarden Schulden kann man abbezahlen. Doch mit jedem Jahr Laufzeitverlängerung wächst der radioaktive Müllberg um weitere 450 Tonnen." Weiger forderte Bundesumweltminister Norbert Röttgen auf, nicht auf die Taschenspielertricks der Energiekonzerne und sie unterstützender Lobbyverbände hereinzufallen. Der Atomausstieg sei nicht nur für Mensch und Umwelt der sicherste und kostengünstigere Weg, er stärke zugleich die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft und erschließe ihr wachsende Märkte im Bereich erneuerbarer Energien und Energieeffizienz.


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 21.01.2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2010