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FORSCHUNG/321: Ökonomisch-ökologisch - geschlossener Produktkreislauf für Elektro(nik)geräte (idw)


Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig - 17.12.2009

TU Braunschweig: Umweltverträglich und trotzdem wirtschaftlich - geschlossener Produktkreislauf für Elektro(nik)geräte


Das Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik und das Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion der Technischen Universität Braunschweig untersuchen in Zusammenarbeit mit sechs Kooperationspartnern, wie man ökonomischer und ökologischer Elektroaltgeräte wiederverwendet und wiederverwertet.

Immer neue Computer, Waschmaschinen oder Handys mit immer mehr Funktionen sollen das Leben leichter und angenehmer machen. Kaum eine Branche wächst so schnell wie die für Elektro- und Elektronikgeräte. Aber auch der Müllberg der Altgeräte wächst. Rund 1,8 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen jährlich allein in Deutschland an. Diese ausrangierten Produkte dürfen seit 2006 nicht mehr in den Hausmüll geworfen werden, sondern müssen bei Wertstoffsammelstellen abgegeben werden. Aber das Recycling allein macht Elektroschrott noch nicht "grün" und ist nicht immer wirtschaftlich.

Wie man ökonomischer und ökologischer Elektroaltgeräte wiederverwendet und wiederverwertet, untersuchen das Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik und das Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion der Technischen Universität Braunschweig in Zusammenarbeit mit sechs Kooperationspartnern. Untersucht wird die gesamte Wertschöpfungskette vom Hersteller über die Händler bis zur Rückführung der Geräte mit dem Ziel, Produktkreisläufe zu schließen und Potenziale einer mehrfachen Nutzung zu erschließen.

Mit den Herstellern zusammen wurde überprüft, ob Geräte und enthaltene Baugruppen aufgearbeitet und wiederverwendet werden können. Im Rahmen des Projekts wurden Softwaretools entwickelt, mit denen die Hersteller schnell überprüfen können, ob sich die Aufarbeitung von Geräten wirtschaftlich lohnt. Ob eine Wiederverwendung sinnvoll ist, kommt auch auf das Gerät an. "Hersteller von hochwertigen Gütern sollten auf jeden Fall bereits bei der Konstruktion prüfen, ob eine Wiederverwendung von Bauteilen in anderen Gerätegenerationen möglich ist oder ob man bestimmte Bauteile als Ersatzteileeinsetzen kann" so Jenny Steinborn, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion.

Die beiden TU-Institute haben unter anderem neue Organisationsabläufe im Bereich der Wertstoffsammelstellen und Wiederverwertungsgesellschaften entwickelt. Zum Beispiel, wie man eine höhere Wiederverwendung von Altgeräten durch einen werterhaltenden Transport erreichen kann. Denn die Geräte, die an den Sammelstellen abgegeben werden, werden in der Regel in Containern zu den Verwertungsbetrieben transportiert. Viele Geräte, die noch funktionstüchtig sind, sind spätestens, wenn sie die Verwertungsunternehmen erreichen es nicht mehr.

Untersucht wurde auch die Möglichkeit, die Geräte bereits in der Sammelstelle auf Funktionstüchtigkeit zu prüfen, um nur einige Geräte aufwendig und teuer zur Verwertungsstelle zu transportieren. "Dass man das Produktrecycling verbessern kann, zeigt, dass seit der Einführung des Gesetzes 2006 der Anteil der Wiederverwendung von Altgeräten von zehn auf drei Prozent gesunken ist", unterstreicht Prof. Thomas Spengler, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion das Potenzial der Wiederverwendung.

Auch aufseiten der Händler sind Verbesserungen möglich. Bei einem regionalen IT-Händler wurden erfolgreich "Alt gegen Neu-Aktionen" getestet. "Dieses Angebot hat gezeigt, dass die Kunden diesen Tausch annehmen und dazu beitragen können, dass Altgeräte besser wiederverwendet und wiederverwertet werden. "Bevor Verbraucher ihr altes Gerät zu einer Sammelstelle bringen, sollen sie sich darüber Gedanken machen, ob es noch funktionsfähig ist und ob es für einen anderen noch nützlich sein kann", gibt Jenny Steinborn den Verbrauchern als Tipp. "Bei den beteiligten Herstellern hat es durch dieses Projekt bereits zahlreiche Denkanstöße für ein betriebswirtschaftliches und trotzdem umweltbewusstes Recycling gegeben", bewertet Prof. Thomas Spengler abschließend die Ergebnisse.

An dem dreijährigen Forschungsprojekt GeProNet "Geschäftsprozesse und Netzwerkmanagement in der erweiterten Supply Chain zum Schließen von Produktionskreisläufen" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das Ende des Jahres beendet wird, sind neben den beiden TU- Instituten, der Hersteller adp Gauselmann, Espelkamp, der Händler Kosatec Computer GmbH, Braunschweig, die Wolfsburger Abfallwirtschaft und Straßenreinigung als Sammelunternehmen, das Verwertungsunternehmen die ELPRO Elektronik-Produkt Recycling GmbH, Braunschweig, und die CCR Logistics Systems AG, Dornach, die sich auf das Management von Rücknahme- und Clearingsystemen spezialisiert haben, beteiligt. Insgesamt wird das Forschungsprojekt mit 1,4 Millionen Euro gefördert, auf die TU Braunschweig entfallen davon über 650.000 Euro.

Kontakt Prof. Dr. Thomas Spengler; Dipl.-Kffr. Jenny Steinborn Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion Lehrstuhl für Produktion und Logistik Tel.: (- 49)/531391-2214 E-Mail: j.steinborn@tu-braunschweig. de

PD Dr.-Ing. Christoph Herrmann
Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik
Abteilung Produkt- und Life-Cycle-Management
Tel.: (+49)531/391-7149
E-Mail: c.herrmann@tu-braunschweig.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
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Elektro(nik)geräte nach zerstörendem Transport

http://idw-online.de/pages/de/image106596
Durch einen werterhaltenden Transport kann eine höhere
Wiederverwendung von Altgeräten erreicht werden.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Ulrike Rolf, 17.12.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Dezember 2009