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HEIZUNG/066: Holzverfeuerung ist nicht klimaneutral (NABU)


Naturschutz aktuell - NABU-Pressedienst - 07.09.2022

NABU: Holzverfeuerung ist nicht klimaneutral

Miller: Bedarf an Pellets und Co. treibt die Abholzung des Waldes in besorgniserregender Geschwindigkeit voran


Berlin - Unter dem Eindruck der Energiekrise und steigenden Energiekosten wird das Heizen mit Holz aktuell als nachhaltige und klimafreundliche Alternative zu Öl und Gas angepriesen. Diese Behauptung ist falsch, kritisiert der NABU. Die Holzverbrennung ist nicht nur klimaschädlich - sie schwächt auch den Wald als Ökosystem, als wichtigen Kohlenstoffspeicher und verschwendet äußerst wertvolle Ressourcen.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Der Holzhunger in deutschen Wäldern nimmt kein Ende. Der wachsende Bedarf an Pellets, Holzscheiten und Holzhackschnitzeln treibt den Nutzungsdruck auf die Wälder immer weiter voran. Dabei sind Wälder unsere engsten Verbündeten, um die globale Erderhitzung und das Artensterben zu bekämpfen. Anstatt sie zu verbrennen, müssen sie geschützt, schonend genutzt und ihre Kohlenstoffspeicher ausgebaut werden."

Die Holzverfeuerung wird oft als klimaneutral bezeichnet, da bei der Verbrennung genauso viel CO2 ausgestoßen wird, wie in den Jahrzehnten zuvor im Holz gebunden wurde. Doch dieses Argument greift in der akuten Klimakrise zu kurz. Jede Holzernte verursacht Waldschäden und verringert die Menge des Kohlenstoffvorrats im Wald. Gleichzeitig reduziert sich seine auf Jahrzehnte angelegte Senkenleistung. Denn alte, große Bäume binden ungleich mehr CO2 als junge, kleine Bäume. Der aktuell wieder laut werdende Ruf nach einer pauschalen Nutzungsintensivierung würde also unweigerlich mit enormen zusätzlichen Emissionen einhergehen und das Ökosystem Wald destabilisieren. Daten des Thünen-Instituts belegen, dass die deutschen Wälder bereits jetzt im Begriff sind, von einer aktiven CO2-Senke zu einer zusätzlichen CO2-Quelle zu werden.

Hinzu kommt die geringe Energiedichte von Holz: Im Vergleich zu Erdgas verlässt beim Heizen mit Holz pro gewonnene Kilowattstunde ca. dreimal so viel CO2 den Schornstein. Würde man also den jährlichen Erdgasverbrauch in Deutschland durch Holzenergie ersetzen wollen, würde das erstens auf einen Schlag die Menge von ca. zehn deutschen Jahresernten an Holz vernichten und zweitens dabei den CO2-Ausstoß verdreifachen.

NABU-Waldreferent Sven Selbert: "Waldholzverbrennung ist ein Konzept von gestern. Die Holzverfeuerung verursacht enorme Mengen zusätzlicher Emissionen und vermeidbarer Waldschäden. Statt auf solch schädliche Scheinlösungen zu setzen, muss Deutschland in die Energieeffizienzoffensive gehen und volle Kraft beim Ausbau einer auf grünem Strom basierender Wärmetechnik geben. Gleichzeitig müssen wir die Holzverbrennung zurückfahren und Holz vor allem ressourcenschonend und stoffliche nutzen. Nur wenn wir die ökologischen Grenzen unserer Wälder respektieren und nachwachsende Rohstoffe in Stoffkreisläufen denken, schaffen wir eine lebenswerte Welt für nachfolgende Generationen."

Hintergrund: Holzverfeuerung in Deutschland

Holzverfeuerung macht laut Umweltbundesamt heute schon rund die Hälfte des deutschen Holzverbrauchs aus. Jährlich werden drei Millionen Tonnen Pellets und mehr als 20 Millionen Tonnen Scheitholz verfeuert - Tendenz steigend. Fast jede zehnte Heizung, die in Deutschland im ersten Halbjahr 2022 installiert wurde, nutzt Pellets, Holzscheite oder Holzhackschnitzel. Auch in Kraftwerken werden große Mengen Waldholz als Beimischung verheizt. Die aktuelle Förderpolitik für Pelletheizungen könnte diese besorgniserregende Entwicklung weiter vorantreiben. Statt Holz zu verfeuern, sollte es entweder zum Biodiversitäts- und Klimaschutz im Ökosystem Wald verbleiben oder stofflich, z.B. als Bau- oder Dämmstoff, genutzt werden. Darüber hinaus braucht es eine Abkehr von kurzlebigen Holzprodukten, wie etwa Einmalpaletten. Vermeintliche 'Holzreste' sollten nicht vornehmlich als Brennstoff betrachtet werden. Nur so bleibt klimaschädliches CO2 für einen möglichst langen Zeitraum im Holz gebunden.

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Quelle:
NABU Pressedienst, 07.09.2022
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 7. September 2022

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