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MELDUNG/070: Nanotechnologie ohne Umweltnutzen (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 16. November 2010

BUND und Friends of the Earth: Nano-Technologie liefert keine Patentlösungen für Umweltprobleme


Berlin: Wer von der Nano-Technologie mittelfristig entscheidende Beiträge zur Lösung der globalen Umweltprobleme erwartet, setzt auf das falsche Pferd. Weder im Energiesektor noch beim Klima- oder Ressourcenschutz und auch nicht bei der Minderung von Schadstoffen sind bahnbrechende Entwicklungen aus der Nano-Technologie zu erwarten. Dies ist das Ergebnis von Recherchen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und seiner Partnerorganisation Friends of the Earth (FoE), die diese heute gleichzeitig veröffentlichten.

Jurek Vengels, Nano-Experte des BUND: "In Imagekampagnen der Industrie wird von preiswerten Solarzellen oder billiger Wasseraufbereitung mit Nano-Techniken in Entwicklungsländern geschwärmt. Derartige Produkte sind jedoch meilenweit von der Marktreife entfernt oder können im Vergleich mit anderen Technologien, die weniger risikobehaftet sind, nicht bestehen. Die Nano-Industrie und die sie fördernde Bundesregierung dürfen nicht weiter so tun, als lieferten Nano-Produkte großartige Lösungen für die Umweltprobleme."

Bisher werde der Markt für Nano-Produkte vor allem von Konsumartikeln mit zweifelhaftem Nutzen dominiert, sagte Vengels. Als Beispiele nannte er den Einsatz von Nano-Materialien in Kosmetika, bei Textilien und Sportartikeln. Im Vergleich dazu machten Anwendungen in der Energietechnik nur etwa ein Prozent des Marktes aus. In Bereichen wie der Wasseraufbereitung, der Schadstoffreduzierung oder der Umweltsanierung, in denen die Nano-Technologie zum Einsatz kommen solle, sei der Nutzen weit geringer als von der Industrie versprochen.

Hinzu komme, dass die Herstellung von Nano-Materialien meist extrem energieaufwendig sei. Dies gelte zum Beispiel für Nano-Röhrchen aus Kohlenstoff, die bei Windkraftanlagen zur Verstärkung von Rotorblättern Verwendung finden sollen. Zur Herstellung von Nano-Materialien würden außerdem nicht selten enorme Mengen Wasser und Lösungsmittel benötigt. Ein weiteres Problem sei die Entstehung zusätzlicher Abfälle. So müssten bei der Produktion von Nano-Materialien für die Elektronikindustrie am Ende 99 Prozent der eingesetzten Rohstoffe entsorgt werden.

"Von Seiten der Industrie wird häufig in Aussicht gestellt, dass globale Herausforderungen wie die Energie- oder die Wasserkrise mit Hilfe der Nano-Technologie gemeistert werden können. Unser Faktencheck zeigt nicht nur, dass dies leere Versprechungen sind. Nicht selten vergrößert die Nano-Technologie die Umweltprobleme sogar", sagte Vengels. Das Trugbild von einer schönen heilen Nano-Welt diene der Industrie vor allem zur Legitimierung, weiter auf ungebremstes Wachstum und Übernutzung der Ressourcen zu setzen.


Die BUND-Broschüre "Löst Nanotechnologie unsere Umweltprobleme?" zu den Nano-Anwendungen in der Energietechnik, Wasseraufbereitung, Umweltsanierung und Schadstoffsubstitution finden Sie im Internet unter:
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/nanotechnologie/20101116_nanotechnologie_umweltprobleme_broschuere.pdf

Die Studie "Nanotechnology, climate and energy: over-heated promises and hot air?" von FoE zu Nano-Anwendungen im Energiebereich und Klimaschutz finden Sie unter:
http://www.foeeurope.org/publications/2010/nano_climate_energy_nov2010.pdf

(Eine deutsche Zusammenfassung davon finden Sie unter:
http://bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/nanotechnologie/20101116_nanotechnologie_klimareport.pdf)


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 16.11.2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2010