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ROHSTOFFE/047: Auf dem Weg in eine biobasierte Wirtschaft (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1046, vom 17. Okt. 2014 - 34. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Auf dem Weg in eine biobasierte Wirtschaft


Einen Gezeitenwechsel beschworen die ModeratorInnen des Bioökonomie-Kongresses der Bundesregierung am 6. Mai 2014 in Berlin: Weg von Kohle, Erdöl und Erdgas und hin zur energetisch und stofflich genutzten Biomasse. Der Kongress war völlig überfüllt und gleich zwei Bundesminister entrichteten Ihre Grußworte - ein Hinweis, wie wichtig die Bundesregierung die Bioökonomie nimmt.

RUNDBR.-AbonnentInnen, die mehr über den (aufgebauschten?) Bioökonomie-Hype wissen wollen, können kostenlos unseren ausführlichen Kongressbericht via nik@akwasser.de anfordern.

Wie klimaverträglich ist "Biosprit" aus Algen?

Die Kritik an energetisch genutzter Biomasse wird immer lauter, da wertvolle landwirtschaftliche Flächen nicht mehr nur für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden, sondern vermehrt zur Erzeugung von Biokraftstoffen. Eine Lösung dieses Tank-Teller-Problems könnten Algen sein! Zur Energiegewinnung werden Mikroalgen verwendet. Mikroalgen sind ca. 5 Mikrometer große, ein- bis mehrzellige Organismen, welche Energie in Form von Sonnenlicht sowie CO2 und Nährstoffe für ihr Wachstum aufnehmen. Im Vergleich zu landwirtschaftlichen Energiepflanzen haben Algen viele Vorteile: Sie haben eine 7- bis 10-mal höhere Wachstumsrate als Landpflanzen und können ganzjährig geerntet werden. Algen stehen nicht in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln, da sie keine landwirtschaftlichen Flächen beanspruchen. Sie können in Salz- oder Brackwasser leben oder sogar in Industrieabwässern. Algen enthalten fettartige Lipide, die extrahiert und zu Kraftstoff weiterverarbeitet werden können. Aus dem ausgepressten Öl wird Biodiesel gewonnen. Algen enthalten durchschnittlich 33% extrahierbares Öl pro Algenmasse. Algen können bezogen auf die Anbaufläche wesentlich mehr Leistung binden als Landpflanzen. Sie können bis zu 5% des Sonnenlichts in chemische Energie umwandeln, Raps und Mais dagegen nur etwa 1%. Der flächenbezogene Energiegehalt von Algen (3,3W/m²) ist mit Windkraft (2,6W/m²) vergleichbar. Mit der Leistung von Photovoltaik (ca. 140W/m²) können Algen allerdings nicht mithalten.   -sb-

Kerosin aus Algen - gigantischer Flächenbedarf und extrem teuer

Besonders die Luftfahrt ist auch in Zukunft auf Energieträger mit hoher Energiedichte angewiesen. Dazu könnten Treibstoffe auf Algenbasis dienen. Aus Algen kann ein sehr hochwertiger Kraftstoff gewonnen werden, welcher als Biokerosin eingesetzt werden kann. Der Energiegehalt von Biokerosin ist sogar höher als von konventionellem Treibstoff. Momentan wird nach einer besonders leistungsstarken Alge, d.h. mit hohem Lipidanteil und schnellem Wachstum, geforscht. Große Herausforderungen sind jedoch noch der hohe Energieaufwand im Produktionsprozess und der große Flächenbedarf. Allein für einen Transatlantikflug einer Boeing 747 von Frankfurt nach New York wäre die Jahresernte einer Fläche von 12,5 ha notwendig! Ein weiteres Problem, das es noch zu lösen gilt, ist die Massenkultivierung, denn wenn die Algen wachsen nehmen sie sich mit der Zeit selbst das Sonnenlicht. Um die Energiebilanz zu verbessern sollte man die entölte Algenmasse weiter verwenden, z.B. als Tierfutter, Düngemittel oder zur weiteren Nutzung in einer Biogasanlage. Die nicht für die Photosynthese genutzte Sonnenwärme kann aus den Bioreaktoren entnommen und für andere Zwecke verwendet werden. Bisher ist Algensprit noch fünf-bis zehnmal so teuer wie konventionelle Kraftstoffe. Erst wenn es gelingt den Algentreibstoffpreis zu senken und der Ölpreis weiter steigt, kann Biosprit aus Algen konkurrenzfähig werden. Forscher rechnen damit, dass man in 20-30 Jahren Algen als kommerziell genutzten Rohstoff verwenden kann.

RUNDBR.-LeserInnen können via nik@akwasser.de kostenlos unseren Übersichtsaufsatz zur Produktion von Agro-Treibstoffen aus Algen anfordern.   -sb-

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1046
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2014