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VERBRAUCHER/127: Von der Schwierigkeit, weniger Waschmittel zu verwenden (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1150, vom 06. Sept. 2019 - 38. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Von der Schwierigkeit, weniger Waschmittel zu verwenden


Deutlich mehr als Zweidrittel der Menschen, die Waschmittel in eine Waschmaschine kippen, dosieren nach "Gewohnheit und/oder Erfahrung". Nach anderen Umfragen machen die "Gewohnheitsdosierer" nur 45 Prozent aus. Auf jeden Fall wäre aber auch dieser Prozentsatz noch viel zu viel. Die Tabelle zum sachgerechten Einsatz von Pulver- oder Flüssigwaschmitteln wird von den meisten Menschen einfach ignoriert. Dementsprechend werden die Waschmittel viel zu oft krass überdosiert. Weil beispielsweise der Messbecher entsprechend einer "Mach-mich-voll-Philosophie" randvoll gefüllt wird. Ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Waschmittelnutzer kippt sogar ohne jegliche Dosierhilfe das Waschmittel einfach so in die Dosierspülkammer der Waschmaschine. Dabei gibt es auf allen Waschmittelpackungen seit vielen Jahren einen "Sechserblock": In einer Tabelle wird die sachgerechte Dosiermenge nach dem Grad der Wasserhärte (gering, mittel, hoch) und dem Grad der Verschmutzung (gering, mittel und stark) angegeben. Aber vielen Menschen erscheint offenbar der Aufwand zu hoch, mal einen genaueren Blick auf die Tabelle zu werfen. Auch einen Blick auf die Homepage des Wasserversorgers, um sich über den örtlichen Wasserhärtebereich kundig zu machen, kommt offenbar einer Überforderung gleich. Die Kosteneinsparung pro Waschgang erscheint bei einer sachrechten Dosierung als zu gering im Vergleich zu einer gedankenlosen "Hochdosierung". Alle bisherigen Versuche, die WaschmaschinennutzerInnen zu einer korrekten Dosierung von Waschmitteln anzuleiten, gelten als gescheitert. Die Folge: Kläranlagen werden unnötig mit Waschmittelinhaltsstoffen belastet. Und die schwer abbaubaren Inhaltsstoffe - beispielsweise persistente Duftstoffe - schlagen in zu hohem Maße in die Gewässer durch. Das Umweltbundesamt schätzt, dass die waschmittelbürtigen Mikroverunreinigungen - beispielsweise schwer abbaubare Duftstoffe - in unseren Gewässern um 20 Prozent reduziert werden könnten, wenn die Waschmittel korrekt dosiert würden. Ob es doch noch Hoffnung gibt - dazu mehr in der nächsten Notiz.

Mit kleineren Messbechern zu geringerem Waschmitteleinsatz

Das "Forum Waschen" (siehe Kasten 2) will jetzt einen neuen Anlauf unternehmen, einer sachgerechten Dosierung näher zu kommen. Der eine Ansatz besteht darin, den oben genannten "Sechserblock" zu einem "Viererblock" zu vereinfachen. Es soll dann nur noch zwischen zwei Härtebereichen und zwei Verschmutzungsgraden differenziert werden. Von der Vereinfachung versprechen sich die Fachleute im "Forum Waschen", dass sich die VerbraucherInnen möglicherweise eher an die Dosierempfehlungen halten. Eine weniger komplexe Tabelle auf den Waschmittelpackungen und den Behältnissen für Flüssigwaschmittel könnte den VerbraucherInnen das Verständnis für eine sachgerechte Dosierung erleichtern, so die vage Hoffnung. Der andere Ansatz soll die Wäschewascher abholen, die routinemäßig den Messbecher randvoll füllen. Dazu sollen kleinere Messbecher auf den Markt gebracht werden. Das gedankenlose Vollfüllen des Messbechers bis zur Oberkante hätte mit einer kleineren Dosierhilfe automatisch einen geringeren Waschmitteleinsatz zur Folge. Beide Ansätze befinden sich derzeit noch im Diskussionsstadium. In den nächsten Jahren steht eine Novelle der EU-Detergenzienverordnung an, die voraussichtlich ohnehin die bislang gebräuchlichen Tabellen auf den Waschmittelbehältnissen ändern würde. Deshalb wird die Änderung der Tabelle vorläufig zurückgestellt - zumal die Tabellen - wie oben erwähnt - von den meisten Verwendern von Waschmitteln eh ignoriert werden. Auf einer Sitzung des "Forums Waschen" am 6. Sept. 2019 zeichnete sich ab, dass in Zusammenarbeit mit DM der Ansatz, eine Marktdurchdringung mit kleineren Dosierhilfen zu erreichen, vorrangig verfolgt werden könnte. Während die derzeit gängigen Dosierhilfen ein Volumen bis zu 90, 100 oder gar 130 ml aufweisen, soll der kleine Messbecher nur noch 60 ml Pulver oder Flüssigwaschmittel aufnehmen können. Das reicht bei mittlerer Wasserhärte und normaler Verschmutzung völlig aus, um einen gutes Waschergebnis zu erzielen. Und ganz wichtig: Die Einführung der kleinen Dosierbecher muss mit einer "wuchtigen Informationskampagne" begleitet werden, um einen waschmitteldidaktischen Erfolg zu erringen.

Wer engagiert sich im "Forum Waschen"?

Im "Forum Waschen" arbeiten Fachleute u.a.
von folgenden Verbänden und Institutionen mit:
- Verbraucherzentralen
- Waschmittelindustrie
- Hersteller von Waschmaschinen
- Umweltbundesamt
- Hochschulen und Fachhochschulen
- Industrieverband Körperpflege und Waschmittel
- Stiftung Warentest
- DM-Drogeriemarktkette

Seit der Sitzung am 06.09.19 engagiert sich auch der Ak Wasser im BBU im "Forum Waschen". Mehr Infos zum breit gefächerten Aktionsfeld des "Forums Waschen" (Motto: "Nachhaltig handeln beim Wäschewaschen") unter: www.forum-waschen.de

Wie sich der SUV-Irrsinn auch bei den Waschmaschinen durchsetzt

Ähnlich wie im SUV-Markt setzen sich auch auf dem Markt der Waschmaschinen immer voluminösere Boliden durch. Während früher eine Waschmaschine standardmäßig 4,5 kg Wäsche aufnehmen konnte, dominiert heutzutage zunehmend die 6 oder gar 8-kg-Klasse. Das Verrückte dabei: Die WaschmaschinennutzerInnen füllen die Maschinen - egal welcher Größe - im Schnitt nur mit 3,5 kg. "Die Standardbeladung ändert sich nicht", wurde auf der Sitzung des "Forums Waschen" am 06.09.19 kolportiert. Angemerkt wurde aber auch, dass die 3,5 kg-Angabe nicht unbedingt valide sei. Auf jeden Fall würde aber gelten, dass in den meisten Fällen der Startknopf der Waschmaschinen in nicht voll beladenem Zustand gedrückt wird. Beim Kauf einer 7-kg-Waschmaschine scheint offenbar das Sicherheitsdenken zu dominieren: Es könne ja sein, dass ich irgendwann eine großvolumige Decke waschen muss. Bei Befragungen hat sich übrigens gezeigt, dass die meisten Menschen bei der Abschätzung des Gewichts der in die Waschmaschine eingefüllten Wäschemenge voll daneben lagen. Da die Waschmaschinen in der Regel nur mit 3,5 kg befüllt werden und die Dosierempfehlungen aber auf 4,5 kg ausgerichtet sind, ergibt sich schon daraus eine Überdosierung von Pulver- und Flüssigwaschmitteln.

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1150
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2019

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