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AFRIKA/013: Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch - Stromnetze stoßen an Grenzen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Oktober 2010

Ostafrika:
Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch - Stromnetze stoßen an Grenzen

Von Miriam Mannak


Kapstadt, 5. Oktober (IPS) - Mehrere ostafrikanische Länder setzen zunehmend auf alternative Energien - auch wenn sich der Wandel noch langsam vollzieht. Mark Hankins, Berater für erneuerbare Energien mit jahrzehntelanger Berufserfahrung in Ostafrika und im südlichen Afrika, beschreibt es so: "Wir sind noch nicht am Ziel, aber wir haben begonnen, den Stier bei den Hörnern zu packen."

Hankins, der von Kenias Hauptstadt Nairobi aus arbeitet, nennt zunächst einen ganz schlichten Grund für das Umdenken: die steigenden Strompreise. "In Ostafrika kostet Energie das Doppelte bis Fünffache im Vergleich mit Südafrika. Das ist natürlich höchst ungünstig, sowohl für die Industrie wie für die Verbraucher."

Der Experte hat Ende September als Delegierter an der viertägigen "Africa Energy Week" in Kapstadt teilgenommen. An dem von staatlichen Energieunternehmen. organisierten Erfahrungsaustausch nahmen fast 150 unabhängige Experten, Regierungsbeamte und Vertreter internationaler Öl- und Erdgasunternehmen teil.

Neben steigenden Energiepreisen gibt es in Ostafrika einen weiteren wichtigen Grund für die Suche nach Alternativen: Infolge des raschen wirtschaftlichen Wachstums sind die Stromnetze durch die hohe Nachfrage häufig überlastet.

"Die Diamant- und die Ölindustrie sowie die Landwirtschaft sind allesamt Sektoren, die expandieren und mehr Energie benötigen", sagte Hankins. Unter den ostafrikanischen Regierungen wachse die Erkenntnis, dass mit dem derzeitigen Stromnetz die zunehmende Nachfrage nicht gedeckt werden könne. Allmählich spreche sich herum, dass erneuerbare Energien aus Sonne, Wind und Wasser eine Alternative sein könnten.


Größter Windpark Afrikas

Hankins blickt zurück: "Ich kam 1993 nach Kenia, und es ist ermutigend zu sehen, was sich seither in Ostafrika in Sachen Entwicklung erneuerbarer Energien getan hat." In den Ngong Hills in Süd-Kenia seien beispielsweise im vergangenen Jahr sechs Wind-Turbinen aufgestellt worden. Unweit der Hauptstadt Nairobi gelegen, trügen die Turbinen 5,1 Megawatt zum kenianischen Stromaufkommen bei und seien Teil des ersten Windenergieparks in dem ostafrikanischen Land.

Ein weiterer Windenergiepark ist in der Planung - er wäre mit einer Leistung von 310 Megawatt der größte in ganz Afrika. Das Großprojekt umfasst rund 300 Windturbinen. Das Kostenvolumen beträgt 408 Millionen US-Dollar, 70% der Finanzierung ermöglicht die 'African Development Bank'. Für den Rest kommen mehrere niederländische und kenianische Investoren auf.

Windenergie nimmt in Kenia langsam Fahrt auf - Bild: © Miriam Mannak/IPS

Windenergie nimmt in Kenia langsam Fahrt auf
Bild: © Miriam Mannak/IPS

Kenia ist nicht das einzige ostafrikanische Land, das sich den erneuerbaren Energien zuwendet. "Uganda, Ruanda und Äthiopien beschäftigen sich auch mit dem Thema erneuerbare Energien - ebenso wie Tansania, das einen Windenergiepark mit einer Kapazität von 50 Megawatt betreibt und einen weiteren mit ebenfalls 50 Megawatt Leistung plant", erklärte Hankins.


Ressourcen im Überfluss

Christopher Clarke, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens 'Inspired Evolution Investment Management', weist darauf hin, dass Afrika über Sonne, Wasser und Wind im Überfluss verfüge. Nirgends auf der Welt sei es einfacher als in Afrika, den Sprung von herkömmlichen Energien zu saubereren Energien zu schaffen. Berechnungen seines Unternehmens zufolge werde die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) im Laufe der Zeit immer weniger Strom aus Kohle gewinnen. Betrage der Anteil von Kohle am gesamten Energieaufkommen der Region derzeit 70 Prozent, so könnten es im Jahr 2025 nur noch 42 Prozent sein.

Eine weitere Alternative - die allerdings nicht zu den erneuerbaren Energien gezählt wird - ist die Erzeugung von Strom aus Erdgas. Tansania zählt hier in Afrika zu den Pionieren. Im Vergleich zu Kohle handelt es sich um eine deutlich sauberere Form der Energiegewinnung. Auch hier gibt es einen handfesten Preisvorteil: Gas ist billiger als zum Beispiel Diesel und Kerosin.

Da Tansania über eigene Vorkommen verfügt, entfällt außerdem die Notwendigkeit des Imports. Die Preisschwankungen an den internationalen Treibstoffmärkten spielen in diesem Fall also keine Rolle. Tansania setzt auch deshalb große Hoffnungen auf die Stromerzeugung aus Naturgas, da derzeit nur zehn Prozent des Landes mit Elektrizität versorgt werden. Immer mehr Einwohner dürften daher in den kommenden Jahren Zugang zum Stromnetz erhalten. (Ende/IPS/bs//2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Oktober 2010