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AFRIKA/048: Südafrika - Politiker reden, Zivilgesellschaft handelt, Klimaprojekt mit hohen Zielen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. September 2011

Südafrika: Politiker reden, Zivilgesellschaft handelt - Klimaprojekt mit hohen Zielen

Von Kristin Palitza

Energie sparen mit solarbetriebenen Wassertanks - Bild: © Kristin Palitza/IPS

Energie sparen mit solarbetriebenen Wassertanks
Bild: © Kristin Palitza/IPS

Kapstadt, 5. September (IPS) - Während Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger noch über die möglichen Wege der Klimaanpassung diskutieren, ist in Südafrika ein Projekt angelaufen, das handfeste Ergebnisse erzielen will. Die '90 bis 2030'-Initiative ermutigt Einzelpersonen, Gemeinden und Unternehmen dazu, mit einfachen Mitteln ihren Beitrag zur Verringerung der klimaschädlichen Treibhausgase zu leisten.

Die Zielsetzung orientiert sich an einer Forderung, die der Umweltaktivist George Monbiot in seinem Buch 'Heat' an die Adresse der Industriestaaten gerichtet hat: die CO2-Emission bis 2030 um 90 Prozent zu verringern. "Weil der Kapstaat der größte Klimagasemittent des schwarzen Kontinents ist, kommt ihm im Kampf gegen den Klimawandel eine besondere Rolle zu", begründet Brenda Martin, die Leiterin von '90 bis 2030', die südafrikanische Initiative.

"Jeder Einzelne kann seinen Beitrag zu einer gesünderen Umwelt leisten", meint Martin. Sie stellt sich vor, dass Einzelpersonen ihren CO2-Fußabdruck um jährlich zehn Prozent verringern, damit sie ihr eigenes 90-Prozent-Ziel erreichen. "Ich bin überzeugt davon, dass wir den Wandel hinkriegen, denn schließlich sind genügend Möglichkeiten vorhanden, um auf saubere Energien umzusteigen."


Vorführstationen

Im Rahmen des 90-bis-2030-Projekts wurden in den letzten vier Jahren in Südafrika landesweit 15 Demonstrationsstationen aufgebaut, wo die praktischen, nachhaltigen und preiswerten Möglichkeiten der alternativen Stromversorgung etwa mit Hilfe von Biogaskonvertern und Solarerhitzern möglichst vielen Menschen vorgeführt werden. "Wir wollen Südafrikanern zeigen, was sie selbst mit bescheidenden Mitteln tun können", sagt Martin.

Ein solches Anschauungsobjekt befindet sich im Zoo von Johannesburg. Dort wurden 15 große Solarpanelen auf dem Dach des Informationszentrums installiert. Der auf diese Weise generierte Strom wird ins städtische Energienetzwerk eingespeist. Außerdem verfügt der Zoo über einen Biokonverter, der Küchenabfälle des Zoorestaurants und Dung in Gas umwandelt, das wiederum im Zoorestaurant zum Kochen verwendet wird.

Für die Zooverwaltung ist die Teilnahme an dem Projekt Ehrensache. "Schließlich machen wir uns Sorgen über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebensräume der Tiere", meint Lorna Fuller, die das 'Green Team' des Zoos leitet. Sie hofft, dass sich möglichst viele der jährlich 500.000 Zoobesucher selbst solche alternative Stromanlagen anschaffen. "Wir zeigen den Besuchern, wie's funktioniert", berichtet Fuller. "Es gibt Leute, die nur wegen der grünen Installationen den Zoo besuchen."


Junge Leute als Hoffnungsträger

'90 bis 2030' wird auch in 30 südafrikanischen Schulclubs durchgeführt. Dort erfahren die Jungen und Mädchen, wie sich Energie einsparen und Müll recyceln lässt. Auch lernen sie, Energie-, Wasser- und Emissionswerte zu berechnen. "Wir wollen junge Leute formen und dazu ermutigen, eine bessere Welt zu schaffen", erläutert die Projektleiterin Martin.

An der Springfield Klosterschule in Kapstadt hatten die Oberschüler im Rahmen des 90-bis-2030-Projekts zunächst damit begonnen, Wasser- und Stromverbrauch sowie die anfallende Müllmenge zu berechnen. Das Ergebnis war niederschmetternd und veranlasste die Schule zu Sparmaßnahmen wie der Einführung sparsamer Duschköpfe und Durchlauferhitzer. Darüber hinaus wurde der Papierverbrauch deutlich zurückgefahren.

"Wir legen Wert auf Aktivitäten, die den menschlichen Lebensstil nachhaltig beeinflussen und einen kollektiven Nutzen bringen", beteuert die Geografielehrerin und Schulclubbetreuerin Fiona Smith. "Viele unserer Schüler nehmen ihr Wissen mit nach Hause. Wir hoffen, dass sie als Erwachsene unseren Planeten besser behandeln." (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.90x2030.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=104958

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2011