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ARTENRAUB/009: Malaysia - Für viele Tiere zu spät, neues Gesetz gegen Wilderei bald in Kraft (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. September 2010

Malaysia:
Für viele Tiere zu spät - Neues Gesetz gegen Wilderei tritt bald in Kraft

Von Baradan Kuppusamy


Kuala Lumpur, 30. September (IPS) - Jahrelang konnten Wilddiebe und illegale Tierhändler in Malaysia frei schalten und walten. Doch nun hat die Regierung ein neues Schutzgesetz auf den Weg gebracht, das dem kriminellen Treiben mit empfindlichen Geld- und Haftstrafen ein Ende bereiten soll. Experten befürchten aber, dass die Reform für einige bedrohte Arten zu spät kommt.

Nach Ansicht von Beobachtern wird der Erfolg des neuen Gesetzes entscheidend davon abhängen, wie es angewendet wird. Schlimmstenfalls wird das südostasiatische Land seine letzten Sumatra-Nashörner, Orang-Utans, malaiischen Tiger, Nebelparder und andere wildlebenden Tierarten verlieren.

Bislang gilt in Malaysia ein vor 38 Jahren in Kraft getretenes Schutzgesetz, das längst überholt ist. Die Höchststrafe für Wilderei und illegalen Handel ist demnach eine Geldbuße von umgerechnet rund 5.000 US-Dollar.


Strafen deutlich angehoben

Die neuen Regelungen jedoch, die vom Parlament im August gebilligt wurden und im Dezember in Kraft treten, setzen eine Mindeststrafe von 33.000 Dollar fest und Gefängnisstrafen für Fallensteller und andere Umweltdelinquenten.

Indem auch der Handel mit Produkten, die Teile bedrohter Tiere enthalten, geahndet wird, schließt die Regierung eine offensichtliche Gesetzeslücke. Zoos dürfen zudem nicht mehr ohne Genehmigungen arbeiten. Zudem sollen Polizei und Zollbehörden künftig an der Verfolgung von Wilddieben beteiligt werden, korrupte Beamte zur Verantwortung gezogen werden. Verurteilte Straftäter dürfen fünf Jahre lang keinerlei Sondergenehmigungen mehr beantragen.

"Die strengen Gesetze sind seit Jahrzehnten überfällig", meint der Umweltaktivist Mohamed Idris. Die Untätigkeit der Behörden und Korruption hätten dem internationalen Handel mit bedrohten Arten einem enormen Auftrieb gegeben. Ob diese Maßnahmen in allen Fällen noch rechtzeitig greifen, bezweifelt er jedoch.

"Die teilnahmslose Haltung der Regierung in der Vergangenheit bedeutet eine Tragödie nicht einschätzbaren Ausmaßes für unsere Wildtiere", bedauerte eine Naturschützerin, die für eine Umweltbehörde im Osten des Landes arbeitet. "Selbst vom Aussterben bedrohte Arten wie der Tapir werden von Autos überfahren und am Straßenrand liegen gelassen."

Kritiker des neuen Gesetzes geben unterdessen zu bedenken, dass die Wildtierbehörde und andere staatlichen Umweltagenturen, die Delinquenten festnehmen und strafrechtlich verfolgen dürfen, unterbesetzt sind. Das Personal sei zudem unzureichend ausgebildet und werde schlecht bezahlt, so der Parlamentarier Kulasegaran Murugesan. "Das Budget ist winzig im Verhältnis zu der Aufgabe, die Tiere vor Wilderern und Schmugglern zu schützen. Ohne ausreichende finanzielle Mittel ist der Kampf verloren."


Positive Resonanz

William Schaedla, der Regionaldirektor des Netzwerkes 'TRAFFIC South-east Asia' zeigte sich hingegen zuversichtlich. "Endlich hat Malaysia ein solides Gesetz, mit dem Wilderei und Schmuggel eingedämmt werden können", sagte er.

Auch in der Bevölkerung hat das Gesetz breiten Anklang gefunden. Viele Bürger schrieben während der Beratungen im Juli und August an Parlamentsabgeordnete und baten sie darum, den Entwurf zu unterstützen. Im vergangenen Jahr hatten bereits Tausende Menschen eine Petition unterzeichnet, in der ein besserer Schutz für wildlebende Tiere gefordert wurde.

Mit dem neuen Gesetz könne der Staat überzeugend die Botschaft übermitteln, dass ihm der Umweltschutz wichtig sei, sagte Schaedla. "Wir hoffen nun, dass die Bestimmungen gegen Umweltkriminalität kompromisslos umgesetzt wird und sich mehr Straftäter vor Gericht verantworten müssen."

In die Euphorie mischt sich aber auch Skepsis. Als warnendes Beispiel wird die milde Bestrafung eines Umweltdelinquenten genannt, der im August auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Kuala Lumpur verhaftet wurde. Anson Womg alias 'Lizard King', der als einer der größten Tierschmuggler weltweit gilt, bekannte sich schuldig, 95 Schlangen illegal ausgeführt zu haben. Er kam mit sechs Monaten Haft und einer Geldstrafe von umgerechnet 60.000 Dollar davon.

Nach internationalen Protesten legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein. Der Vorsitzende der malaysischen Gesellschaft für Tierrechte, Surendran Nagarajan, bezeichnete das Urteil als "große Schande für unser Land". (Ende/IPS/ck/2010)


Link:
http://www.traffic.org/southeast-asia/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52982


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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 30. September 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2010