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ARTENRAUB/158: Finnwaljagd in Island hat begonnen (OceanCare)


OceanCare - News, 18. Juni 2014

Natur- und Tierschützer verurteilen Islands Wiederaufnahme der brutalen Jagd auf gefährdete Wale



Am 17. Juni tötete das isländische Walfangunternehmen Hvalur hf den ersten bedrohten Finnwal der Saison. OceanCare, die Whale & Dolphin Conservation und Pro Wildlife fordern die Internationale Walfangkommission (IWC) und die Regierungen ihrer Mitgliedsstaaten auf, endlich gegen den kommerziellen Walfang Islands vorzugehen.

Wädenswil/München, 18. Juni 2014: Der Finnwal wurde vor Islands Westküste getötet und anschliessend zur Verarbeitung nach HvalfjörÐur gebracht, das nur eine knappe Autostunde von der Hauptstadt Reykjavik entfernt liegt. Der Zeitpunkt des Abschusses fiel mit einem Arbeitsgruppentreffen des EU-Umweltrates zusammen, der am 17. Juni in Vorbereitung auf das im September stattfindende IWC-Treffen getagt hat. Im Hinblick auf die IWC-Tagung fordern Nichtregierungsorganisationen die Regierungen auf, den isländischen Walfang in einer gemeinsamen Resolution scharf zu verurteilen.

Island war der IWC 2002 unter Vorbehalt gegen das seit 1986 geltende Walfangverbot wieder beigetreten und nahm den kommerziellen Walfang 2006 wieder auf. Trotz des unter dem Washingtoner Artenschutzabkommens geltenden, internationalen Handelsverbotes mit Finnwal-Fleisch ist der Grossteil des Fleisches aus der diesjährigen Saison für den japanischen Markt bestimmt.

Seit 2008 wurden mehr als 5540 Tonnen Finnwal-Fleisch exportiert, der letzte Transport im März 2014 nach Japan bestand aus einer bisher in dieser Grössenordnung noch nicht dagewesenen Schiffsladung von 2000 Tonnen.

"Island ist ein schönes Land mit pittoresker Landschaft, freundlichen Menschen und sehr erfolgreichem Walbeobachtungs-Tourismus. Der Walfang einzelner geldgieriger Isländer schadet dem Ruf Islands und verletzt mehrere Internationale Abkommen," sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare.

Astrid Fuchs, Kampagnenleiterin bei Whale & Dolphin Conservation: "Die Entscheidungsträger dürfen nicht länger tatenlos zusehen und zulassen, dass Island weiterhin die Tötung von gefährdeten Finnwalen erlaubt. Wir fordern dringend ein gemeinschaftliches Handeln aller Länder, die ein echtes Interesse an Tier- und Artenschutz haben."

Die Biologin Sandra Altherr von Pro Wildlife ergänzt: "Island ignoriert die beiden wichtigsten Artenschutzkonventionen zum Schutz der Meeressäuger - die internationale Staatengemeinschaft darf sich nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen."

HB Grandi, Islands führendes Fischerei-Unternehmen, dessen Vorstandsvorsitzender Kristján Loftsson auch Geschäftsführer von Hvalur hf ist, spielt eine aktive Rolle in Islands Walfangindustrie. Das Unternehmen spricht sich öffentlich für den Walfang aus und stellt firmeneigene Gebäude zur Verarbeitung des Finnwal-Fleisches im isländischen Akranes zur Verfügung.

Neben der Verarbeitung des Fleisches werden der Speck und die Innereien des getöteten Finnwals zur Ölgewinnung ausgelassen. Erst im letzten Jahr hatte Kristiján Loftsson mit der Meldung für Aufsehen gesorgt, dass dieses Öl auch als Antriebsmittel für seine Walfangschiffe verwendet würde.


Hintergrund

Seit Island 2003 den wissenschaftlichen und 2006 den kommerziellen Walfang wieder aufgenommen hat, haben isländische Walfänger fast 1000 Wale getötet, indem sie umstrittene Schlupflöcher ausnutzen und so das Verbot kommerziellen Walfangs umgehen. Unter den getöteten Walen waren bisher 414 bedrohte Finnwale und 530 Zwergwale. 1982 hatte die IWC ein Moratorium auf den kommerziellen Walfang verhängt, welches 1986 in Kraft trat. Island hatte 1982 - im Gegensatz zu Norwegen - nicht offiziell widersprochen und war 1992 aus der IWC ausgetreten. 2002 trat Island der IWC unter Vorbehalt wieder bei, was von vielen Staaten rechtlich nicht anerkannt wird.

Island ist weltweit das einzige Land, das unter Missachtung des geltenden Walfangverbots kommerziell Finnwale - eine bedrohte Art - bejagt. In den letzten Jahren hat Island seine selbstauferlegten Fangquoten stetig erhöht und im Dezember 2013 einen Quotenblock für die kommenden fünf Jahre verkündet, der zu einer Tötung von fast 2000 Finn- und Zwergwalen führen könnte.

HB Grandi ist Islands grösstes Fischerei-Unternehmen und kontrolliert beinahe 12% der isländischen Fangquote. Aufgrund von HB Grandis Rolle im Hinblick auf den isländischen Walfang hat ein Bündnis aus Nichtregierungsorganisationen Fischgrosshändler und Einzelhändler intensiv über die Verbindungen zwischen Fischerei und Walfang informiert. Inzwischen haben sich schon einige internationale Firmen klar gegen den Walfang und den Handel mit Walprodukten positioniert und klargestellt, dass sie keine Grandi-Produkte beziehen und verkaufen. In Deutschland sind dies unter anderem das Tiefkühlunternehmen Frosta und die Supermarktkette Norma.

Über OceanCare
Seit 1989 setzt sich OceanCare weltweit für die Meeressäuger und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie intensivem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Meeresschutzorganisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. OceanCare ist von den Vereinten Nationen als Sonderberaterin für den Meeresschutz anerkannt.

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Quelle:
News vom 18. Juni 2014
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2014