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ARTENRAUB/306: Island und die Färöer-Inseln setzen Wal- und Delfintötungen fort (OceanCare)


OceanCare - Kurznews, 18. Juli 2022

Island und die Färöer-Inseln setzen Wal- und Delfintötungen fort


In den letzten Wochen mussten wir leider feststellen, dass das Töten von Finnwalen in Island wieder aufgenommen wurde, und vor wenigen Tagen haben die Färöer-Inseln mitgeteilt, dass sie das Töten von Delfinen fortsetzen und rechtlich absichern wollen.

Die beiden Walfangschiffe des isländischen Unternehmens Hvalur hf. haben in den letzten Wochen Finnwale getötet. Dies geschah nach einer vierjährigen Pause, in der in Island keine Wale getötet wurden, abgesehen von einem einzigen Zwergwal im Jahr 2021. Das isländische Institut für Meeres- und Süßwasserforschung hat für diese Saison eine Fangquote von 161 Finnwalen und 217 Zwergwalen festgelegt, und obwohl es noch keine offiziellen Zahlen gibt, deuten Berichte darauf hin, dass bereits mehrere Dutzend Finnwale getötet wurden. Es wird auch berichtet, dass ein Finnwal von einer Harpune getroffen wurde, die nicht explodierte. Bei der Jagd auf Finnwale werden Granatharpunen eingesetzt, die beim Eintritt in den Körper explodieren und sich außerdem verankern, so dass die Wale zu den Fangschiffen gezogen werden können. Wenn eine Harpune nicht explodiert, kann man davon ausgehen, dass sich der qualvolle Überlebenskampf des Wales bis zum Eintritt des Todes über einen längeren Zeitraum hinausgezögert hat.

Die isländische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei, Svandís Svavarsdóttir, hat inzwischen angekündigt, dass Walfangschiffe in Hinkunft einen Tierschutzbeauftragten an Bord haben sollen, der die Walfangaktivitäten überwacht. Sie erklärte, das Ziel einer solchen Regelung sei es, sicherzustellen, dass die Wale so ethisch wie möglich behandelt werden. Svandís fügte hinzu, dass die Regierung strenge Vorschriften für Schlachthöfe erlassen habe und daher auch die Walfangschiffe für die angehalten sind, Tierleid zu minimieren.

Auf den Färöer-Inseln scheint nach der schändlichen Tötung von etwa 1400 Atlantischen Weißseitendelfinen bei einer einzigen Jagd im September 2021 die Untersuchung, die dort zur detaillierten Aufklärung dieses Vorfalls eingeleitet wurde (und von der wir seit langem einen Bericht erwartet haben), endlich abgeschlossen zu sein. Dies allerdings auf höchst enttäuschende Weise. Das Fischereiministerium gab am 10. Juli eine Erklärung ab, in der es heißt, dass die jährliche Anzahl getöteter Weißseiten-Delphine in diesem und im nächsten Jahr jeweils auf 500 begrenzt werden soll. Eine Erklärung, wie es zu diesem Schluss gekommen ist, scheint es nicht zu geben. Zumindest bislang nicht öffentlich.

OceanCare sieht darin nicht nur eine Fortsetzung, sondern auch eine rechtliche Festschreibung des Tötens von Weißseiten-Delphinen. Darüber hinaus halten wir fest, dass 500 Delphine über die die durchschnittliche Anzahl getöteter Delphine dieser Art hinausgeht. Ausgenommen davon ist das außergewöhnliche Ausmass der Jagd im September 2021.

Das Töten von Delphinen wird von der Mehrheit der Menschen auf den Färöer-Inseln abgelehnt. Dies wurde in einer jüngsten Meinungsumfrage bestätigt. Diese Tatsache macht die Entscheidung, das Töten der Delfine fortzusetzen, umso erstaunlicher und bedauerlicher.

OceanCare ist besorgt über die Entwicklung in Island und über die Entscheidung seitens des Fischereiministeriums auf den Färöer Inseln. Wir werden weiterhin unser Bestes tun, um sie zum Umdenken und zu einer Einstellung der Tötung von Walen und Delphinen zu bewegen.

Film der harpunierten Wale, die in den isländischen Hafen zurückgebracht werden, zur Verfügung gestellt von 'Hard to Port' hier:
https://www.youtube.com/watch?v=AuXvPxa4KsU

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Quelle:
Kurznews vom 18. Juli 2022
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 2. August 2022

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