Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ASIEN/005: Laos - Wachsende Städte, wenig Trinkwasser, viele Menschen sitzen auf dem Trockenen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. August 2010

Laos: Wachsende Städte, wenig Trinkwasser - Viele Menschen sitzen auf dem Trockenen

Von Vannaphone Sitthirath


Vientiane, 9. August (IPS) - Nahezu ein Sechstel aller Einwohner von Laos lebt inzwischen in Städten, und die Tendenz steigt weiter. Doch nur weniger als die Hälfte von ihnen bezieht Wasser aus der Leitung. Vor allem in den Slums müssen erst mit viel Aufwand Brunnen gebohrt werden. Teils ist das Grundwasser dort aber mit Arsen verseucht.

Kingkham Duoangsavanh ist 63 und eigentlich zufrieden. Jahrzehntelang hat sie als Krankenschwester gearbeitet. Jetzt lebt sie im Ruhestand, zusammen mit ihren erwachsenen Kindern, in einem komfortablen Haus in der Hauptstadt Vientiane. Aber erst seit neuestem hat sie auch fließendes Wasser.

"In den letzten vier bis fünf Jahren ist immer wieder das Wasser knapp geworden, weil so viele Menschen in diese Gegend ziehen", sagt sie. "Im vergangenen Jahr war es am schlimmsten. Tagelang gab es gar kein Wasser, und wir mussten einen 6.000-Liter-Tank kaufen. Das hat uns 165.000 Kip (umgerechnet fast 20 US-Dollar) gekostet. Daher haben wir uns entschlossen, nach Grundwasser zu bohren und einen Rohrbrunnen anzulegen."

Das war auch nicht billig. Für die Bohrung braucht man schweres Gerät, so dass schnell vier Millionen Kip (486 Dollar) benötigt werden. Ein Rohrbrunnen kostet noch einmal rund zwei Millionen Kip (240 Dollar). Zudem müssen Pumpen angeschafft und mit Strom betrieben werden.


Fließendes Wasser für eine Minderheit

Inzwischen ist Kingkhams Familie aber auch an das Wassernetz der Stadt angeschlossen. Das Wasser kommt fast immer zuverlässig aus dem Hahn - für eine Gebühr von rund zwei Dollar im Monat.

Damit hat die Familie großes Glück gehabt. Die Mehrheit der Laoten wartet hingegen weiter auf fließendes Wasser. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 vier Fünftel aller Stadthaushalte ans Wassernetz zu bringen. Die Landbevölkerung wird allerdings viel länger warten müssen.

Avi Sarkar vom Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen (Un-Habitat) ist aber erst einmal zufrieden, dass die Regierung das Ziel erkannt hat. "Wasser und Wasseraufbereitung sind absolut kritische Elemente der Millenniums-Entwicklungsziele (MDG), eng verknüpft mit Alphabetisierung, Bekämpfung der Armut und Gesundheitsvorsorge", betonte er.


Große Ziele

Die Regierung von Laos hat einen Investitionsplan aufgestellt, um nahezu zwei Millionen Haushalten in den Städten Zugang zur Wasserversorgung zu garantieren. 266 Millionen Dollar sind veranschlagt, sie sollen teilweise mit internationalen Hilfsgeldern und Krediten aufgebracht werden.

"Die Menschen in den Städten haben nicht ausreichend Wasser, weil die Bevölkerung dort zu schnell wächst und immer mehr Dienstleister wie Hotels und Restaurants entstehen, die viel Wasser verbrauchen", sagt Phouvong Chanthavong, der im Ministerium für Transport und öffentliche Bauarbeiten für Wasserversorgung und Stadtplanung zuständig ist.

"Wir würden gern alle Bürger mit Leitungswasser versorgen, weil wir nicht immer sicher sein können, dass das Grundwasser genießbar ist", sagt er. Buoakeo Suvanthong, stellvertretender Leiter des Staatlichen Zentrums für Umwelt und Wasser, ist ebenfalls besorgt: "Im Süden des Landes finden wir Arsen im Grundwasser, am besten sollte es regelmäßig überprüft werden."

Bei der Auswahl der Bohrorte sollte man sehr vorsichtig sein, erklärte er. "Eine Grundwasserbohrung ist sauberer als andere Arten der Versorgung, aber man muss trotzdem vorher Proben nehmen und auch danach ein oder zwei Mal im Jahr testen."


Gift und Abfall im Wasser

Knapp über die Hälfte der Landbevölkerung wird auf diese Weise mit Wasser versorgt, während der Rest auf Flüsse angewiesen ist. Aber selbst in den Städten kochen viele Menschen das Leitungswasser ab oder filtern es zusätzlich, bevor sie es trinken.

Der 'Lao PDR Environment Monitor' - ein Bericht, der in Zusammenarbeit mit der Asiatischen Entwicklungsbank und dem UN-Umweltprogramm erstellt wird - bemängelt eine Verschlechterung der Wasserqualität in dem südostasiatischen Land. "In städtischen Gebieten gelangen Schadstoffe von Straßen, aus Industrie- und Gewerbegebieten sowie aus Privathaushalten ins Wasser", geht aus dem Bericht hervor. "Abfall, Staub, Schmutz, Öl, Fette, Gummiabrieb von Reifen, Metall, Glas und Plastik und Blei sind häufig zu finden."

Bouakeo empfiehlt, sich zuerst bei seiner Behörde über die Wasserqualität zu informieren, bevor man einen Brunnen setzt oder bohrt. Das Zentrum könne auch geeignete Schutzmaßnahmen "wie Filter oder den Einsatz von Chlor" empfehlen. (Ende/IPS/sv/2010)


Links:
http://www.unhabitat.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=51947

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 9. August 2010
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2010