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ASIEN/007: Sri Lanka - Der Elefant als Feind, tödliche Zusammenstöße zwischen Mensch und Tier (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. August 2010

Sri Lanka: Der Elefant als Feind - Tödliche Zusammenstöße zwischen Mensch und Tier

Von Amantha Perera


Konweva, Sri Lanka, 10. August (IPS/IFEJ*) - In Sri Lanka leben rund 3.000 Elefanten. Sie stehen unter staatlichem Schutz und dürfen bei Strafe nicht erlegt werden. Konweva, etwa 150 Kilometer von der Hauptstadt Colombo entfernt, gehört zu den Orten des Inselstaates, in denen die Einhaltung des Jagdverbots starke Nerven erfordert. Regelmäßig kommt es dort zu Zusammenstößen zwischen Mensch und Elefant. Sie enden oft tödlich.

Streunender Elefant auf einem Feld in Konweva - Bild: Amantha Perera/IPS

Streunender Elefant auf einem Feld in Konweva
Bild: Amantha Perera/IPS


Konweva im nordwestlichen Distrikt Kurunegala ist in Sri Lanka steht mit dem Problem nicht allein. Zu einer Bedrohung wurden Elefanten auch in Kalaweva und Minneriya in der 'North Central Province', in Mahaweva und Ampara in der 'Eastern Province', in Hambantota, Buththala und Moneragala in der 'Southern Province' sowie in Uva in der 'Southeast Province'. Überall dort wünschen Menschen die Dickhäuter zum Teufel.

Wie Archchilage Weerasinghe, ein Mitarbeiter der Regierung, in einem Gespräch mit IPS berichtet, sind Elefanten dafür verantwortlich, dass in Konweva derzeit nur 283 Hektar Reis angebaut werden. 142 Hektar liegen brach - "wegen der Elefanten." Wo sie auftauchen, verwandeln sie Felder und Dörfer in Mondlandschaften und fordern schlimmstenfalls Todesopfer.

Frauen in Sri Lanka bei der Ernte - Bild: Amantha Perera/IPS

Frauen in Sri Lanka bei der Ernte
Bild: Amantha Perera/IPS



Erst im Juli wurde laut Weerasinghe ein Mann bei einem Elefantenangriff zu Tode getrampelt. Seine Frau überlebte schwer verletzt. 2009 kamen bei Zusammenstößen zwischen Mensch und Elefant in Sri Lanka 50 Menschen und 228 Elefanten zu Tode.


Knallkörper, Elektrozäune und Wachen zum Schutz

"Der Staat rüstet uns mit Knallkörpern aus", sagt Weerasinghe. Das aber sei als wirkungsvolle Abwehr völlig ineffizient. Jeder Bauer erhalte im Monat vier dieser 'Firecracker'. Das reiche noch nicht einmal für einen Tag.

Jayantha Jayewardene von der 'Asian Elephant Specialist Group' empfiehlt zum Schutz vor Elefanten Elektrozäune. Solche Absperrungen aber sind für die Elefanten gefährlich, vor allem, wenn sie den Bewegungsradius der Herden sehr stark einschränken: "In Dürrezeiten sind diese Zäune für die Dickhäuter der sichere Tod."

Nach Konweva zieht es die Elefanten, weil sie wiederaufgeforstete Wälder und Reisfelder lieben - letztere vor allem, wenn sie nicht ganz frisch eingesät, aber auch noch nicht erntereif sind. Ebenso attraktiv sind die Nahrungsvorräte in Dörfern.

Elefantenschützer raten Orten wie Konweva vorzugsweise zur Einrichtung von Wachposten. Die Erfahrung der Bauern aber zeigt: Das ist teuer und lohnt sich nicht. Die srilankischen Reisbauern haben nämlich nicht nur mit Elefanten zu kämpfen, sondern auch mit einem Verfall der Reispreise.

Beheimatet sind die Elefanten in Konweva nicht. Die Dickhäuter wurden dort erstmals im März 1992 gesichtet. Sie stammen ursprünglich aus den Urwäldern im srilankischen Nordosten und flohen die Region nach Ausbruch der ethnischen Auseinandersetzungen, die schließlich in einen blutigen Bürgerkrieg mündeten. (Ende/IPS/hn/2010)

* Dieser Beitrag ist Teil einer Serie von IPS und der 'International Federation of Environmental Journalists' (IFEJ) zum Thema nachhaltige Entwicklung (http://www.ifej.org).


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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. August 2010