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ASIEN/023: Alte Bewässerungssysteme modernisieren - Klimawandel gefährdet Ernten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Oktober 2010

Asien:
Alte Bewässerungssysteme modernisieren - Klimawandel gefährdet Ernten

Von Marwaan Macan-Markar


Bangkok, 28. Oktober (IPS) - Die Bevölkerung Asiens wird in den kommenden 40 Jahren um etwa eine Milliarde Menschen anwachsen. Agrarexperten raten dringend zu einer Reaktivierung traditioneller Bewässerungssysteme, um eine ausreichende Lebensmittelversorgung in der Region zu garantieren.

Bei Diskussionen über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Nahrungssicherheit in Asien bringen Fachleute regelmäßig auch das Bewässerungsproblem auf den Tisch. Regenfeldbau wird durch immer unberechenbarere Wetterlagen zu einem hohen Risiko. Der Einsatz von Bewässerungssystemen ist für die Farmer in den großen Reisanbaugebieten in Südasien, Südostasien und Ostasien daher eine weitaus verlässlichere Lösung.

"Bewässerte Felder sind eine sicherere Grundlage", sagte Thierry Facon vom Asien-Pazifik-Büro der UN-Agrarorganisation FAO im Gespräch mit IPS. Landwirtschaft, die nur durch Regen gespeist wird, ist weniger produktiv. In solchen Gegenden seien die Bauern wegen der unsicheren Wetterprognosen aber kaum noch bereit, sich gute Saaten und Düngemittel zu beschaffen. Die Folge sei, dass die Bevölkerung dort besonders arm sei.

Untersuchungen des Internationalen Instituts für Reisforschung (IRRI) belegen die Missstände. "Etwa 27 Millionen Hektar nicht bewässerte Reisfelder sind häufig von Dürren betroffen", heißt es in einem Bericht des Instituts, das seinen Hauptsitz in Los Banos auf den Philippinen hat. Es sei nicht zuverlässig vorhersagbar, wann Regen falle und wie intensiv er sei.

Neue Studien, die kürzlich auf einem von der Asiatischen Entwicklungsbank (AsDB) ausgerichteten Treffen in der philippinischen Hauptstadt Manila vorgestellt wurden, empfehlen, die staatlichen Bewässerungssysteme auf einen neuen Stand zu bringen. Ansonsten könnten sie den Bedarf der Bauern nicht mehr decken.


Bauern müssen Grundwasser anzapfen

"Oftmals kommen die Farmer nicht an ausreichende Mengen Wasser", erklärte die IRRI-Mitarbeiterin Elizabeth Humphreys. Sie seien dann dazu gezwungen, Grundwasseradern anzuzapfen. Von den Bewässerungskanälen profitierten wiederum vor allem die Bauern, deren Felder an den oberen Abschnitten lägen. Für Modernisierung und Ausbau dieser Systeme stehe nicht genug Geld zur Verfügung.

Facon hält es für notwendig, dass die Bauern beim Anbau von für den Verkauf bestimmten Kulturen flexibler werden. Die gängigen Bewässerungssysteme seien aber nicht für neue Anbaumethoden geeignet. "Das, was einst versprochen wurde, reicht jetzt nicht mehr aus", gab er zu bedenken.

Auch die AsDB hält die Strukturen für nicht mehr zeitgemäß. Asien verfüge über 70 Prozent des bewässerten Landes und einige der ältesten Bewässerungssysteme auf der Welt, erklärte die Bank. Ein Großteil davon funktioniere aber nicht mehr richtig.

Die meisten Bewässerungssysteme wurden in den sechziger Jahren gebaut, als die so genannte 'Grüne Revolution' den Kontinent erfasste. Damals wurde die Agrarproduktion durch den Anbau besonders ertragreicher Reissorten angekurbelt, um die Zahl der Hungernden zu senken.

Nach FAO-Angaben stiegen die Reiserträge in Asien im Laufe der vergangenen 40 Jahre um 300 Prozent. Der Anteil der Menschen, die nicht genug zu essen haben, wurde damit von 34 Prozent 1970 auf 16 Prozent im Jahr 2006 reduziert.

In den kommenden vier Jahrzehnten wird der Bedarf an Nahrungsmitteln kräftig weitersteigen. "Bis 2050 wird die Einwohnerzahl Asiens auf fünf Milliarden anwachsen", heißt es in der in Manila präsentierten Studie 'Growing more Food with Less Water: How Can Revitalizing Asia's Irrigation help?'


Bewässerte Flächen wesentlich ertragreicher

Reis ist das wichtigste Grundnahrungsmittel für derzeit rund drei Milliarden Menschen, die zumeist in Asien leben. Laut IRRI werden auf dem Kontinent 90 Prozent der weltweiten Reisernte eingefahren. Die größten Produzenten sind China, Indien, Indonesien, Bangladesch, Vietnam, Thailand, Burma und die Philippinen.

Wie aus der IRRI-Studie 'Rice and Water' hervorgeht, werden 79 Millionen der weltweit insgesamt rund 150 Millionen Hektar großen Reisfelder künstlich bewässert. Auf diesen Flächen werden immerhin 75 Prozent der gesamten Ernten erzielt.

56 Prozent aller bewässerten Felder auf der Welt liegen demnach in Asien. Spitzenreiter ist Südostasien. Laut IRRI sind ab den späten siebziger Jahren die bewässerten Flächen von 35 Prozent auf 44 Prozent Mitte der neunziger Jahre vergrößert worden. Der Studie zufolge gingen zugleich der Tiefwasser- und Hochland-Reisanbau stark zurück. In vielen bewässerten Gebieten werde Reis als Monokultur angebaut und zweimal im Jahr geerntet. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.fao.org/
http://irri.org/
http://www.adb.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=53303

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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2010