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ASIEN/080: Myanmar - Regierung ergreift Klima- und Katastrophenschutzmaßnahmen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. Mai 2014

Myanmar:
'Der politische Wille ist da' - Regierung ergreift Klima- und Katastrophenschutzmaßnahmen

Von Amantha Perera


Bild: © Amantha Perera/IPS

Der kommerzielle Holzeinschlag und der Bedarf an Feuerholz für den Privatgebrauch hat die Entwaldung in Myanmar in den letzten drei Jahrzehnten beschleunigt
Bild: © Amantha Perera/IPS

Rangun, 7. Mai (IPS) - In den Jahren 2008 bis 2013, als Myanmar noch weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet war, erlebte das südostasiatische Land eine Reihe verheerender Naturkatastrophen, denen es hilflos ausgeliefert war. Der reformorientierte Ministerpräsident Thein Sein hat mehrere Gesetze und Maßnahmen eingeführt, um die Schäden zu begrenzen.

In den vergangenen fünf Jahren wurde das 60 Millionen Einwohner zählende Land von acht größeren Unwettern heimgesucht, die mehr als 141.000 Menschen das Leben kosteten. Weitere 3,2 Millionen Burmesen wurden obdachlos oder büßten ihre Lebensgrundlagen ein. Am schlimmsten schlug Wirbelsturm 'Nargis' im Mai 2008 zu. Er riss mehr 130.000 Menschen in den Tod und schädigte insgesamt 2,4 Millionen Personen.

Myanmar ist wie viele seiner Nachbarn extrem anfällig für Naturkatastrophen. Dies hat eine umfangreiche Analyse der Arbeitsgruppe zur Reduzierung des Katastrophenrisikos aus dem letzten Jahr insbesondere darauf zurückführt, dass das Land viel zu langsam auf Klimaveränderungen reagiert hat.

Das Globale Institut für Anpassung hat Myanmar, was dessen Klimamanagementkapazitäten angeht, schlechte Noten gegeben. So belegt das Land den 167. Platz von 176 untersuchten Staaten. Der Studie zufolge leben mehr als 2,6 Millionen Burmesen in Klimagefahrenzonen. Während der Süden vor allem von Zyklonen bedroht wird, sieht sich der Norden der Gefahr von Erdbeben ausgesetzt.


Bau- und Rohholzexportgesetze

Seit Mai 2011 ist die Regierung von Staatspräsident Thein im Amt, die einige vielversprechende Schritte zur Schadensbegrenzung eingeleitet hat. Im Juni letzten Jahres präsentierte sie ihr neues Katastrophenmanagementgesetz und den Nationalen Arbeitsauschuss für Naturkatastrophenvorbereitung, der dem Präsidialamt untersteht. Darüber hinaus ist ein neues Baugesetz in Arbeit, das die Einhaltung von Umweltstandards sicherstellen soll. Zudem gilt seit dem 1. April ein Exportverbot für Rohhölzer.

Das Rohholzexportgesetz zielt in erster Linie darauf ab, den illegalen Holzeinschlag zu kontrollieren. Myanmar ist zwar noch zur Hälfte mit Wald bedeckt, leidet aber unter einer hohen Entwaldungsrate. Das UN-Programm zur Verringerung der Emissionen durch Entwaldung (UN-REDD) schätzt die Verluste auf 466.000 Hektar pro Jahr. Zwischen 1990 und 2005 wurde die Walddecke um 18 Prozent verringert. Viele Experten machen dafür den kommerziellen Einschlag und den hohen privaten Bedarf an Feuerholz verantwortlich.

In den zwölf Monaten vor dem Verbot hatten die Einnahmen aus dem Holzexport einen Rekordwert von mehr als einer Milliarde US-Dollar erreicht. Zuvor hatten sich die jährlichen Holzexporteinnahmen nach Angaben der Vereinigung der Holzhändler Myanmars auf eine Summe zwischen 600 und 800 Millionen Dollar belaufen.

"Seit Nargis ist Myanmar deutlich besser auf Naturkatastrophen vorbereitet. Das hat sich bereits Mitte 2013 bei der Ankunft des Zyklons Mahasen gezeigt", meint Maciej Pieczkowski, Programmmanager der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Myanmar.

Tatsächlich hielten sich die Schäden, die der Wirbelsturm verursachte, in Grenzen, da vor seiner Ankunft mehr als 120.000 Menschen aus der Gefahrenzone in der westlichen Rakhine-Region evakuiert worden waren. Mit 200 Toten fiel die Opferbilanz zudem vergleichsweise niedrig aus. Pieczkowski zufolge unternahm die Regierung nach dem Zyklon eine erneute Bewertung ihres Risikomanagements.


Geringe Mittel, vielfältige Gefahren

Nach Ansicht von Peeranan Towashiraporn vom Asiatischen Zentrum für Katastrophenvorbereitung (ADPC) geben die geringen finanziellen Mittel angesichts der Vielfalt der Katastrophenrisiken Anlass zu Sorge. "Die unterschiedlichen geographischen Gebiete bergen unterschiedliche Risiken. Seit Zyklon Nargis wissen wir, dass das Deltagebiet vor allem von Stürmen und Überschwemmungen heimgesucht wird. Die Tiefebenen längs des Irrawaddy-Flusses sind zudem erdbebengefährdet."

Laut Kevin Woods, Autor eines Berichts über den Holzhandel und seine Akteure ('Timber Trade Flows and Actors in Myanmar: The Political Economy of Myanmar's Timber Trade'), ist es an der Zeit, dass die Regierung ihre vielversprechenden Strategien rigoros umsetzt. "Die Regierung plant ebenfalls eine Verringerung der Holzeinschlagquote", berichtet er. "Doch soweit ich weiß, ist trotz des zunehmenden politischen Willens, das Thema anzupacken, noch nichts Konkretes geschehen." (Ende/IPS/kb/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/05/myanmar-wakes-climate-change/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2014