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ARTENSCHUTZ/216: Walschutz aus der Sackgasse führen (WWF)


WWF Pressemitteilung - 19. Oktober 2016

Walschutz aus der Sackgasse führen

30 Jahre Walfangmoratorium der IWC / WWF fordert Walschutzgebiet im Südatlantik


Hamburg: Die morgen beginnende Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) muss endlich die Schlupflöcher für pseudowissenschaftlichen Walfang in den IWC-Regularien schließen und sich stattdessen für den Schutz von Walen stark machen. Dies fordert der WWF zum Auftakt der Konferenz in Slowenien.

"Waljagd ist völlig aus der Zeit gefallen. Nach 30 Jahren Walfangmoratorium muss endlich auch der Deckmantel des wissenschaftlichen Walfangs eingemottet werden. Es gibt keine Rechtfertigung für tödliche Waljagd im Namen der Wissenschaft, deshalb darf es auch keine weiteren Sondergenehmigungen dafür geben", fordert Stephan Lutter, Meeresschutzexperte des WWF. Japan hat seinen pseudowissenschaftlichen Walfang im Südpolarmeer trotz eines Verbots des Internationalen Gerichtshofes und einer IWC-Resolution unter einem minimal veränderten "Forschungsprogramm" wieder aufgenommen und in der Saison 2015/16 dort 333 Minkwale erlegt. Der WWF fordert die IWC auch auf, die von Japan neu beantragte Sondergenehmigung für Waljagd in eigenen Küstengewässern abzulehnen. "Die IWC darf nicht noch neue Schlupflöcher und Sonderformen des Walfangs schaffen", so Lutter weiter.

Um den Walschutz zu stärken, unterstützt WWF die Forderung nach einem neuen Walschutzgebiet im Südatlantik. 51 Walarten nutzen diese Meeresregion regelmäßig und geraten mit menschlichen Aktivitäten in Konflikt. Vor dem Walfangverbot wurden hier Finnwale, Glattwale, Pottwale und Zwergwale gejagt und die Bestände teils stark dezimiert.

"Viele Walarten nutzen den Südatlantik regelmäßig auf ihren Wanderungen, zur Fortpflanzung oder finden ihre Nahrung in diesen Gewässern. Die allgegenwärtigen Hauptbedrohungen für Wale wie Schiffskollisionen und Beifang-Tod in der Fischerei müssen in solch vielfrequentierten Regionen endlich minimiert werden. Wissenschaftlichen Segen haben die Schutzpläne bereits, es hängt am politischen Willen der IWC, die Meeressäuger zu schützen", sagt WWF-Meeresschutzexperte Lutter. Eine Minderheit von Pro-Walfang-Staaten hat das Schutzgebiet bisher verhindert. Der WWF weist darauf hin, dass jährlich bis zu 300.000 Wale und Delfine als Beifang in Fischernetzen sterben.

Hintergrund: Seit 1986 ist es verboten, Großwale kommerziell zu jagen. Vor allem Japan nutzt allerdings ein juristisches Schlupfloch und tötet Wale aus angeblich wissenschaftlichen Gründen. Auf den IWC-Konferenzen blockieren sich Befürworter und Gegner des Walfangs seit Jahren. Die Schutzbemühungen kommen daher - wenn überhaupt - im Schneckentempo voran. Noch problematischer als die direkte Jagd sind der Beifang von Kleinwalen und Delphinen durch die Fischereiindustrie, Kollisionen von Walen mit Schiffen, die Lärmbelastung der Ozeane oder der Abbau von Bodenschätzen, wie etwa in der Arktis.

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Quelle:
WWF Pressemitteilung, 19.10.2016
Herausgeber: WWF Deutschland
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Tel.: 030 311 777 - 0, Fax: 030 311 777 - 603
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Internet: www.wwf.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Oktober 2016

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