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DESERTIFIKATION/013: Investiert in gesunde Böden - Welttag zur Bekämpfung der Wüstenbildung (FUE Rundbrief)


Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 1/2015
Ökosystem Boden
Die dünne Haut der Erde

Investiert in gesunde Böden
Welttag zur Bekämpfung der Wüstenbildung

von Yukie Hori


Der "Welttag zur Bekämpfung der Wüstenbildung" (WDCD), der am 17. Juni begangen wird, ist in diesem Jahr thematisch verbunden mit dem "Internationalen Jahr des Bodens". Das Sekretariat der DesertifikationsKonvention (UNCCD) erklärt, warum es gerade jetzt für uns so wichtig ist, das Bewusstsein für das Thema "Land und Boden" zu erhöhen und welche Botschaften der WDCD aussendet.


Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte 1994 (Resolution A/RES/49/115) den 17. Juni zum "Welttag zur Bekämpfung der Wüstenbildung und Dürre", um zum einen das Bewusstsein der Öffentlichkeit für das Problem sowie zum anderen die Umsetzung des "Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung in den Ländern, die unter schweren Dürren und/oder Versteppung leiden, besonders in Afrika" (UNCCD) voranzubringen. Seitdem begehen die Vertragsstaaten des Übereinkommens, UN-Organisationen, internationale Organisationen und NGOs sowie andere interessierte Akteure diesen besonderen Tag mittels einer Reihe weltweiter Veranstaltungen, welche die Aufmerksamkeit für das Thema schüren sollen. In diesem Jahr wurde das Thema des WDCD abgestimmt auf die Zielsetzung des "Internationalen Jahr des Bodens 2015", welche darin besteht, das Bewusstsein und das Verständnis für die Wichtigkeit des Bodens für Ernährungssicherheit und wesentliche Funktionen für Ökosysteme zu erhöhen.

Bodenschutz und Hungerbekämpfung

Laut dem FAO-Bericht über Ernährungsunsicherheit 2014 fehlte es zwischen 2012 und 2014 weltweit etwa 805 Millionen Menschen an ausreichend nahrhafter Ernährung.(1) Das ist etwa jeder achte Mensch. Die überwiegende Mehrzahl dieser Menschen lebte in Entwicklungsländern. Obwohl wesentliche Fortschritte hinsichtlich des Millenniumsentwicklungsziels zur Bekämpfung des Hungers gemacht wurden, ist der Fortschritt in verschiedenen Regionen und Ländern immer noch uneinheitlich. Deswegen muss die Erreichung von Ernährungssicherheit für alle Menschen durch nachhaltige Ernährungssysteme ein entscheidendes Element der Post-2015-Entwicklungsagenda werden.

Zur Hungerbekämpfung ist ein vielseitiger Ansatz erforderlich von ökonomischer Entwicklung über Nährstoffzufuhr bis hin zur Bewältigung von Naturkatastrophen. Weiterhin ist aber auch eine Fokussierung auf das Thema "Land" entscheidend. Mehr als 99,7 % unserer Kalorien stammen von Nahrungsmitteln aus landbasierten Quellen.(2) Da der Wettbewerb um fruchtbares Land wächst, zumal die Weltbevölkerung ansteigt, wird Land, das für die Produktion von Nahrungsmitteln geeignet ist, immer knapper werden. Wir müssen degradierte Flächen wiedergewinnen, um die Ernährungssicherheit aufrechtzuerhalten.

Hunger in Trockengebieten

Hunger ist am weitesten verbreitet in den Trockengebieten von Entwicklungsländern, wo der Wasserrückhalt gering ist und das Land höchst anfällig für natürliche und menschliche Zerstörungen. Die große Mehrzahl der Menschen in Trockengebieten lebt von regionalen Nahrungsmitteln. Afrika südlich der Sahara hat einigen Fortschritt darin erzielt, den Hunger einzudämmen, hat aber noch immer die höchsten Unterernährungsraten.

Durch das Motto "No such thing as a free lunch. Invest in healthy soil" ("Nichts ist umsonst. Investiert in gesunde Böden") sendet das UNCCD eine unmissverständliche Botschaft an die Öffentlichkeit und die EntscheidungsträgerInnen: die Bekämpfung von Hunger und Armut ist eng verbunden mit dem Ziel "land degradation neutrality" zu erreichen.(3) Im Jahr 2015 ruft der WDCD insbesondere auf zu:

• einer Veränderung unserer Methoden zur Landnutzung durch intelligente Landwirtschaft und Anpassung an Klimaveränderungen, vor allem in den trockenen, anfälligen Teilen der Erde, wo die Nahrungsmittelknappheit zunehmend gravierender wird,

• einem Zugang zu Technologie und Bodenrechten für Kleinbauern und -bäuerinnen, die die Umwelt schützen und den Nahrungsmittelbedarf von Millionen von Haushalten, vor allem der ärmsten, decken,

• einer ausgewogenen Flächennutzung für Umweltschutz und Verbrauch, gestützt auf "best-practice"-Verfahren,

• höheren Investitionen in nachhaltige Bodenbewirtschaftung, sodass nachhaltige Ernährungssysteme zum Normalfall werden,

• effektiveren Maßnahmen gegen Wüstenbildung, deren Auswirkungen auf Sicherheit, Frieden und Stabilität für die betroffenen Länder unsichtbar und dennoch real sind, vor allem in Bezug auf Nahrungsmittel- und Wasserknappheit und umweltbedingte Migration.

Der weltweit begangene WDCD wird von der italienischen Regierung ausgerichtet und findet im Rahmen der Expo Milano 2015 statt. Der WDCD ist ein einzigartiger Anlass, alle Menschen daran zu erinnern, dass gegen Wüstenbildung effektiv vorgegangen werden kann, Lösungen möglich sind und entscheidende Instrumente zur Erreichung dieses Ziels in der verstärkten Beteiligung der Gemeinschaft und Kooperation auf allen Ebenen bestehen.


Autorin Yukie Hori ist Pressesprecherin/Communication Team Leader beim Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD).

Aus dem Englischen von Susanne Öhlmann


Weitere Informationen sind verfügbar unter www.unccd.int.


Anmerkungen:

(1) FAO (2014). The state of food insecurity in the world 2014.
http://www.fao.org/publications/sofi/2014/en/

(2) Pimentel, David (2006). Soil Erosion: A food and environmental threat.
http://sos.natureandmore.com/userfiles/downloads/1368007451-Soil%20Erosion-David%20Pimentel.pdf

(3) Unter land degradation neutrality versteht die UNCCD sowohl den Stopp des Verlustes wie auch die Verbesserung der Ressource Boden.

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Quelle:
Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 1/2015, S. 7-8
Herausgeber: Projektstelle Umwelt & Entwicklung
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin
Telefon: 030/678 1775 93, Fax: 030/678 1775 80
E-Mail: info@forumue.de
Internet: www.forumue.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2015

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