Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ENERGIE/012: Uganda - Solaröfen gefragt, doch noch zu teuer (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. April 2011

Uganda: Sonne zum Kochen - Solaröfen gefragt, doch noch zu teuer

Von Wambi Michael

Familie im Bezirk Gulu testet Solarkocher - Bild: © Wambi Michael/IPS

Familie im Bezirk Gulu testet Solarkocher
Bild: © Wambi Michael/IPS

Kampala, 4. April (IPS) - Clementine Auma lebte noch in einem Flüchtlingslager im ugandischen Gulu-Bezirk, als sie in den Besitz ihres Solarkochers kam. Jetzt kommt sie mit einem weißen Karton aus ihrem Haus, öffnet ihn und zieht den Ofen heraus. In Windeseile hat sie das Gerät zusammengesetzt: Dann richtet sie die am Rand des Kochers befestigten Aluminiumreflektoren aus. Schließlich soll ihr Teewasser möglichst schnell heiß werden.

"Wichtig ist, dass kein Schatten auf den Ofen fällt", erläutert Auma, die den Kocher im Rahmen eines Pilotprojekts im Südwesten und Norden Ugandas erhalten hatte. "Er ist wirklich gut. Das Teewasser wird heiß, während ich die Beete umgrabe."

Aumas Kocher ist ein schwarzer Behälter: 50 Zentimeter lang, 50 Zentimeter breit und 30 Zentimeter tief. Der äußere Mantel besteht aus Kunststoff und Dämmmaterial, Flügel aus eloxiertem Aluminium sind am Außenrand befestigt. Im schwarzmatten Brennpunkt befindet sich eine bewegliche Halterung für den Topf, auf den die Aluminiumflügel die Sonnenstrahlen lenken. Auf dem 9,5 Kilo schweren Kocher, der so hohe Temperaturen wie ein Standardofen erreicht, können quasi alle Gerichte gekocht werden.

Mehr als 90 Prozent der ugandischen Bevölkerung kocht mit Biomasse. In der Regel ist es Holz. Das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) fand erhaus, dass Feuerholz und Holzkohle 88 respektive sechs Prozent des ugandischen Energiebedarfs decken.

Den ersten Solarkocher hatte Prince Ronald Mutebi vor sieben Jahren auf einer Rotarier-Konferenz in Chicago gesehen. Damals wusste er: in seinem Land Uganda könnten die Geräte einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Entwaldung und gegen Atemwegserkrankungen leisten. Vor allem Frauen, die oftmals über Stunden auf den traditionellen Holzöfen die Speisen für die Familie vorbereiten, sind dem schädlichen Qualm ausgesetzt.

Inzwischen ist Mutebi Geschäftsführer von der 'Sun Oven Uganda Tek Consult Group', die mit dem Unternehmen 'Sun Oven International' in den USA zusammenarbeitet, um die Kocher in die ländlichen Gebiete Ugandas zu bringen. Jetzt sollen die Geräte in Uganda selbst produziert und in ganz Ostafrika vertrieben werden.

Tom Burns, ein pensionierter Restaurantbesitzer in den USA und langjähriges Mitglied des Rotarierclubs hatte die Kocher entwickelt. Sie halten mindestens 15 Jahre und kosten 170 US-Dollar das Stück - noch - denn sobald die Massenproduktion anläuft, wird auch der Preis nachgeben. "Aber auch dann ist der Preis für den Durchschnittsugander zu hoch", weiß Mutebi. Deshalb sollen die Kocher in Form von Leasinggebühren in Raten abbezahlt werden.


Nachfrage vorhanden

Bei vielen Entwicklungsorganisationen stehen die Kocher hoch im Kurs. Die 'Nyanya-Kentale Kukama Butonde Group', eine lokale Umweltgruppe mit Sitz im Rakai-Bezirk im Südwesten des Landes, wirbt für die Geräte. Die Nachfrage, so der Vorsitzende David Sentongo, werde immer größer.

Mutebi zufolge verfügt Sun Oven Uganda bereits über die Komponenten für 365 Sonnenkocher. Sie sollen bis Ende des Jahres zum Verkauf bereitstehen. Doch der Preis wird auch dann das größte Hindernis sein. Ein Grund, warum Clementine Auma ihren Kocher nur ungern verleiht. "Meine Angst ist, dass er beschädigt werden könnte", sagt sie. Deshalb packt sie ihn nach Gebrauch schnell wieder ein und verstaut ihn in der Hütte. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.sunoven.com/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=55104

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 4. April 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2011