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FISCHEREI/032: EU-Fischereipolitik in der Kritik (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Mittwoch, 16. Mai 2012 / Wasser & Meere

EU-Fischereipolitik in der Kritik



Rund 80 Prozent der europäischen Fischbestände sind überfischt. Beim Fischereiministerrat am Montag diskutierten die EU-Minister deshalb unter anderem über nachhaltige Fangmengen.

Die EU-Fischereiminister wollen einen sogenannten "maximum sustainalble yield" (MSY) einführen, also die größtmögliche Fangmenge, die einem Fischbestand dauerhaft entnommen werden kann, ohne dessen Existenz zu bedrohen. Dadurch wollen sie die Überfischung bis 2015 stoppen. Obwohl eine grundsätzliche Einigkeit über den MSY besteht, konnte sich der Ministerrat am Montag nicht auf dessen Umsetzung und die Formulierung konkreter Ziele verständigen. Zahlreiche Mitgliedstaaten halten die Zeit zur Umsetzung des MSY bis 2015 für zu kurz, zumal es nur wenig verlässliche wissenschaftliche Informationen gebe.

Unterdessen haben Parteien und Umweltverbände ihre Kritik an der EU-Fischereipolitik erneuert. Im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung forderten die Grünen eine bessere Koordinierung mit entwicklungspolitischen Zielen. Europäische Schleppnetzfischer zerstörten die Lebensgrundlage vieler Fischer an den Küsten West- und Ostafrikas, hieß es in einem entsprechenden Antrag der grünen Bundestagsfraktion. Nur rund die Hälfte aller 800 europäischen Fangschiffe würde im Rahmen internationaler Abkommen fischen, viele führen unter falscher Flagge oder hätten private Vereinbarungen. Trotz der Unterstützung von SPD und Linkspartei scheiterte der Antrag an der Mehrheit von CDU, CSU und FDP.

Deutliche Kritik an der Fischereipolitik kam auch von der internationalen Allianz OCEAN2012. In einem Bericht des Bündnisses hieß es, dass durch Subventionen die Kosten für den Fischfang gesenkt und somit die Überfischung befördert würde. Aber auch die Fanggrenzen würden immer noch zu hoch angesetzt. "Die EU-Minister müssen sich dafür einsetzen, dass Fischereisubventionen nur an Staaten vergeben werden, die ihre Fangkapazitäten auf ein nachhaltiges Niveau reduziert haben", sagte Nina Wolff, Meeresschutzexpertin der Deutschen Umwelthilfe und Koordinatorin von OCEAN21012. [dh]

Pressemitteilung Fischereiministerrat (engl.)
http://consilium.europa.eu/homepage/highlights/making-europes-fisheries-healthier-and-greener?lang=de
Antrag der Grünen Bundestagsfraktion
http://www.gruene-videos.de/repository/initiativen/Antrag_EU-Fischereipolitik_F112-12.pdf
Subventionsbericht OCEAN2012
http://www.duh.de/uploads/media/Subsidies_Ocean2012_brief_DE__2_.pdf

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Quelle:
EU-News, 16.05.2012
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2012