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GLOBAL/048: Rio+20-Konferenz - Kleine Inselstaaten pochen auf Einhaltung von Versprechen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Mai 2012

Umwelt: Mit einer Stimme zur Rio+20-Konferenz - Kleine Inselstaaten pochen auf Einhaltung von Versprechen

von Peter Richards



Bridgetown, Barbados, 8. Mai (IPS) - Bevor die Vertreter der kleinen Inselentwicklungsländer (SIDS) im Juni zur Rio+20-Konferenz nach Brasilien reisen, feilen sie an einer gemeinsamen Strategie. Sie wollen der Welt eindringlich vor Augen führen, wie sehr sie auf Maßnahmen einer nachhaltigen Entwicklung angewiesen sind.

Nach Ansicht des barbadischen Ministerpräsidenten Freundel Stuart ist es wichtig, dass die Teilnehmer der Konferenz 20 Jahre nach dem historischen Erdgipfel von Rio de Janeiro 1992 nicht nur die strukturelle Anfälligkeit der kleinen Staaten für die Folgen des Klimawandels zur Kenntnis nehmen. Sie müssten den Inselländern auch "ein Modell anbieten, mit dem wir unsere Ziele bei der nachhaltigen Entwicklung erreichen können".

Notwendig sei eine institutionelle Plattform, die es den Staaten ermögliche, sowohl auf regionaler als auf internationaler Ebene "innovative Partnerschaften" einzugehen, sagte Stuart auf einem Treffen der SIDS vom 7. bis 8. Mai in Barbados.

Der barbadische Regierungschef forderte die afrikanischen, karibischen und pazifischen Inselstaaten auf, die internationale Gemeinschaft zur Einhaltung ihrer den SIDS gemachten Zusagen zu drängen. "Es ist essenziell, dass SIDS die notwendigen Ressourcen erhalten, um erneuerbare Energien zugänglich und bezahlbar zu machen", sagte er vor Delegierten auf dem UN-geförderten Treffen.

Die Rio+20-Konferenz sei für die Staaten eine "goldene Chance", mit einer Stimme zu sprechen und eine gemeinsame Agenda zu präsentieren, erklärte der Ministerpräsident. "Wir müssen solche Treffen dazu nutzen, um uns auf einen Kampf vorzubereiten, in dem wir unsere Interessen zum Nutzen unserer Völker und des gesamten Planeten verteidigen."


Durchbruch für erneuerbare Energien bis 2030 anvisiert

Auf dem Treffen der SIDS ging es darum, bis 2030 die Weichen für eine breite Nutzung neuer Energiequellen zu stellen. Der Zugang zur Energie wird im Zusammenhang mit Wirtschaftsentwicklung und Armutsbekämpfung betrachtet.

Wie Stuart den Delegierten aus Staaten wie den Cook Inseln, Tuvalu und Nauru erklärte, hat sich die internationale Gemeinschaft die nachhaltige Entwicklung zwar längst auf ihre Fahnen geschrieben. Das Konzept sei bisher aber zu vage, um angemessen umgesetzt zu werden. Der Premier forderte, dass Anstrengungen in diese Richtung Teil der nationalen und internationalen Debatten über Wirtschaftspolitik werden müssten.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon betonte in einer Grußbotschaft an das Treffen in Barbados, dass die unterschiedlichen SIDS dadurch miteinander verbunden seien, dass sie dem Klimawandel und anderen Naturkatastrophen besonders schutzlos ausgeliefert seien. Ihre Entwicklung könne außerdem durch den eingeschränkten Zugang zu internationalen Märkten und hohe Kosten für konventionelle Energie gehemmt werden.

"Die kleinen Inselstaaten müssen sich aus der Abhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe befreien", erklärte Ban. "Sie sollten ihren Energiesektor dahingehend umgestalten, dass er effiziente, saubere und erneuerbare Energiequellen beinhalten kann."

Ohne erneuerbare Energien sei keine nachhaltige Entwicklung möglich, so der UN-Generalsekretär. Nachhaltige Energie könne das Wirtschaftswachstum fördern, die Menschen aus der Armut befreien, die soziale Gleichheit stärken und die Umwelt schützen. Deshalb müsse das Thema auf dem Rio+20-Gipfel eine herausragende Stellung einnehmen.


"Zeit für nachhaltige Entwicklung gekommen"

Ähnlich äußerte sich auch Michelle Gyles-McDonnough vom UN-Entwicklungsprogramm UNDP in Barbados. "Die Zeit für nachhaltige Energie für alle ist gekommen", sagte sie. Rio+20 könne ein neues Energie-Paradigma schaffen, das den Entwicklungsprozess innerhalb der SIDS-Gruppe und in den übrigen Südländern vorantreibe.

Stuart gab allerdings auch zu bedenken, dass die globale Wirtschaftskrise und der Anstieg der Erdölpreise auf dem Weltmarkt in den vergangenen drei Jahren drei wichtige Pfeiler der nachhaltigen Entwicklung ernsthaft geschwächt hätten: die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Umwelt. Im selben Zeitraum seien aber Technologien weiterentwickelt worden, die darauf abzielten, erneuerbare Energien stärker nutzbar zu machen. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:
http://www.bb.undp.org/index.php?mact=News,cntnt01,detail,0&cntnt01articleid=254&cntnt01origid=15&cntnt01returnid=89
http://www.uncsd2012.org/rio20/index.html
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=107694

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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2012