Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 3/2024
Carbon Capture and Storage
Schritte zur Umsetzung
Rückblick auf die COP 16 der Biodiversitätskonvention
von Friedrich Wulf
Auf der 16. Vertragsstaatenkonferenz wurden einige wichtige Beschlüsse zur Bewahrung der Biodiversität gefällt, andere wichtige Beschlüsse kamen nicht zum Abschluss, weil die Konferenz unterbrochen werden musste. Große Erfolge sind die Einrichtung eines permanenten Nebenorgans für die Förderung indigenen und traditionellen Wissens und die Einrichtung des multilateralen Mechanismus für den Vorteilsausgleich durch die Nutzung von digitalen Sequenzinformationen. Mitgliedsländer, die das noch nicht getan haben, wurden aufgefordert, nun zügig ihre nationalen Biodiversitätsstrategien aktualisieren und die Ziele der CBD (Convention on Biological Diversity) auch national umzusetzen - dazu zählt auch Deutschland. Beschlüsse zur Finanzierung und zu Monitoring und Review stehen hingegen noch aus.
Die 16. Vertragsstaatenkonferenz der CBD COP 16 fand vom 21.10. bis 1.11. in Cali, Kolumbien statt. Nachdem in den Jahren 2018 bis 2022 vier Jahre lang unter außergewöhnlichen Bedingungen in einem umfassenden Prozess physisch und virtuell um ein neues globales Rahmenabkommen (Kunming-Montréal Global Biodiversity Framework, KMGBF) zur Bewahrung der Biodiversität gerungen worden war, stand die Konferenz in Cali im Zeichen von dessen Umsetzung. Eine "normale" COP war die CBD COP 16 dennoch nicht - die "People's COP" war mit 700.000 Besucher:innen und 23.000 registrierten Teilnehmer:innen die größte Konferenz in der Geschichte der Biodiversitätskonvention.
Sie war dennoch eine Arbeits-COP: mit etwa 30 Agenda-Punkten gab es eine Menge zu verhandeln. Unter anderem galt es, viele im Grundsatz bereits auf der CBD COP 15 getroffene Beschlüsse zu ergänzen und zu präzisieren.
In fast allen Bereichen gelang es den Teilnehmer:innen unter der engagierten Leitung der kolumbianischen Umweltministerin Susana Muhamad, zu einer Einigung zu kommen und Beschlussdokumente vorzulegen, die nur noch vom Abschlussplenum abgesegnet werden mussten. Doch das gelang nur für einen Teil der Dokumente. Für das Thema Finanzen hatte die Präsidentschaft in letzter Minute einen Beschluss zur Strategie zur Mobilisierung von Finanzmitteln und der Schaffung eines speziellen globalen Fonds unter der Autorität der COP vorgelegt. Letzterer wurde von der EU, der Schweiz, Kanada, Neuseeland, Australien, Norwegen und Japan abgelehnt. Danach beantragte Panama, zu prüfen, ob die Beschlussfähigkeit gegeben ist. Zu diesem Zeitpunkt - am Ende einer durch verhandelten Nacht - mussten bereits zahlreiche Delegierte abreisen. Daher wurde das Quorum nicht erreicht, die COP war nicht mehr beschussfähig und musste suspendiert werden.
Somit gliedern sich die Beschlüsse der COP in solche, die final verabschiedet werden konnten und solche, die noch abgesegnet werden müssen.
Es gelang, den größeren Teil der Beschlüsse zu verabschieden. Dazu gehören unter anderem:
Angenommen wurde auch der Beschluss, die nächste Vertragsstaatenkonferenz im Jahr 2026 in Jerewan (Armenien) abzuhalten.
Folgende wichtige Dokumente konnten wegen der Suspendierung nicht verabschiedet werden, obwohl diese inhaltlich mehr oder weniger bereinigt waren:
Die noch ausstehenden Beschlüsse sollten bei nächster Gelegenheit im Nachgang gefällt werden. Am dringendsten ist der Beschluss für das Budget, da das Sekretariat sonst nicht arbeiten kann. Er kann wohl via Online-Konferenz beschlossen werden.
Die anderen Beschlüsse eilen ebenfalls. Bereits auf der COP 17 soll eine Halbzeitbilanz für die Erreichung des KMGBF gezogen werden. Für den globalen Zwischenbericht müssen rechtzeitig die 7. Nationalberichte vorliegen, die ihrerseits nächstes Jahr auf Basis der noch zu beschließenden Indikatoren und gemäß dem noch zu verabschiedenden Review-Dokument mit seinen Formularvorlagen zu erstellen sind. Und ohne Klarheit über die Finanzierung sind viele Länder nicht in der Lage, ihren Verpflichtungen unter dem KMGBF nachzukommen. Daher ist die Verabschiedung dieser Dokumente von höchster Dringlichkeit. Diese Beschlüsse werden vermutlich in einer fortgesetzten COP 16 im Jahr 2025 gefällt.
Deutschland - wie alle Industrieländer - muss die in Montréal beschlossenen Ziele und die in Cali getroffenen Entscheidungen mit voller Kraft umsetzen; auch wenn manches eben noch nicht final abgesegnet ist, ist bei vielem klar, was zu tun ist. Die nationale Biodiversitätsstrategie leistet dazu einen wichtigen Beitrag und sollte von allen Ressorts gutgeheißen, noch vor den Neuwahlen verabschiedet und nach Kräften unterstützt werden.
Der Autor ist seit 2008 bei Pro Natura zuständig für internationale Biodiversitätspolitik und koordiniert die AG Biodiversität des Forums Umwelt und Entwicklung.
Das Forum Umwelt & Entwicklung wurde 1992 nach der UN-Konferenz für
Umwelt und Entwicklung gegründet und koordiniert die Aktivitäten der
deutschen NGOs in internationalen Politikprozessen zu nachhaltiger
Entwicklung. Rechtsträger ist der Deutsche Naturschutzring,
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen
DNR) e.V.
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weitere Informationen zum Rundbrief 3/2024
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Download des Rundbriefs 3/2024
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Quelle:
Rundbrief 3/2024, Seite 62-64
ISSN 1864-0982
Herausgeber:
Forum Umwelt & Entwicklung
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Telefon: 030/678 1775 920
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 28. März 2025
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