Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INTERNATIONALES


GENTECHNIK/083: Antrag auf Freisetzung genmanipulierter Fliegen zurückgezogen (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
EU-Koordination

EU-News - Mittwoch, 02. September 2015 / Landwirtschaft & Gentechnik

Antrag auf Freisetzung genmanipulierter Fliegen zurückgezogen


Nachdem ein breites Bündnis von Organisationen gegen die geplante Freisetzung gentechnisch veränderter Olivenfliegen in Spanien protestiert hatte, zog das britische Unternehmen Oxitec im August seinen Antrag zurück. Das teilte der Verein Testbiotech mit.

Nach Berichten in spanischen Medien hatte die Firma von den Behörden das Signal erhalten, dass die Versuche nicht genehmigt würden. Es ist bereits das zweite Mal seit 2013, dass Oxitec mit einem Antrag scheitert. Sind die Fliegen einmal freigesetzt, könnten sie sich nach gewisser Zeit im gesamten Mittelmeerraum ausbreiten. Eine breite Koalition von Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen, hauptsächlich aus der Mittelmeerregion, fordert ein vollständiges Verbot der Freisetzung derartiger Fliegen.

Auch im aktuellen Editorial des Wissenschaftsmagazins "Nature" wird vor unzureichenden gesetzlichen Regelungen im Hinblick auf gentechnisch veränderte Organismen mit einem sogenannten "Gen-Drive" gewarnt. Darunter versteht man Organismen, bei denen mithilfe der synthetischen Gentechnik nicht nur die Struktur des Erbguts verändert wurde, sondern auch die Häufigkeit der Vererbung. Derart veränderte Lebewesen - insbesondere Insekten - können ihr künstliches Erbgut wesentlich schneller in natürlichen Populationen verbreiten. Solche Organismen wurden jüngst, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, zum ersten Mal hergestellt.

Normalerweise dauert es relativ lange, bis sich eine genetische Veränderung in einer Population ausbreiten kann. Eine Veränderung, die sich auf einem Paar von Chromosomen befindet, wird nur an die Hälfte der Nachkommen vererbt. Anders bei den Nachkommen mit "Gen-Drive": Hier sollen alle Nachkommen die gentechnische Veränderung aufweisen. Dieses Verfahren der synthetischen Gentechnik basiert auf der Anwendung von "CRISPR", einer sogenannten DNA-Schere (Nuklease), die es ermöglicht, dass sich eine gentechnische Veränderung in jeder Generation auch auf das Partnerchromosom überträgt. Im Ergebnis wird sich die neue Gen-Information damit wesentlich schneller in einer Population verbreiten. Derzeit gibt es noch keine internationale Gesetzgebung, die es verbieten würde, derartige Organismen freizusetzen. [red.,Quelle: EU-Umweltbüro]


EU-Umweltbüro zu Gentechfliegen
http://www.eu-umweltbuero.at/cgi-bin/neu/cont.pl?contentart=eunews&id=5238

Testbiotech zu Gentechfliegen
http://www.testbiotech.de/node/1320

*

Quelle:
EU-News, 02.09.2015
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang