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GENTECHNIK/118: Afrika - Gentechnik könnte bald verheerende Bananenkrankheit BXW besiegen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Dezember 2015

Afrika: Gentechnik könnte bald verheerende Bananenkrankheit BXW besiegen

von Busani Bafana


Bild: © Busani Bafana/IPS

Bauer mit einer Banane, die von der bakteriellen Krankheit Banana Xanthomonas Wilt (BXW) befallen ist
Bild: © Busani Bafana/IPS

BULAWAYO, SIMBABWE (IPS) - Die durch Bakterien übertragene Bananenkrankheit 'Banana Xanthomonas Wilt' (BXW) hat in den vergangenen Jahren Tausende Bauern in Afrika in den Ruin getrieben. Betroffen sind Dessertbananen und Kochbananen, die für insgesamt mehr als 400 Millionen Menschen in Entwicklungsländern eine unverzichtbare Ernährungsgrundlage bilden. BXW führt in der Regel zu einem totalen Ernteverlust.

In Ost- und Zentralafrika entgehen Kleinbauern, Lieferanten und Händler aufgrund der Krankheit Einnahmen in Höhe von mehr als 500 Millionen US-Dollar. Erste Symptome von BXW wurden erstmals vor mehr als 40 Jahren in Äthiopien festgestellt. Die Blätter befallener Stauden werden gelb und welken. Zudem bildet sich auf der Pflanze gelblicher Schleim. Die Früchte reifen vorzeitig und verfaulen.

Bisher gibt es kein Heilmittel gegen die Krankheit, deren Erreger sich durch Insekten und infizierte Werkzeuge weiterverbreiten. Allerdings gibt es Methoden, mit denen BXW einigermaßen unter Kontrolle gehalten werden kann. Farmern wird dringend empfohlen, kranke Pflanzen zu entfernen und zu vernichten, indem sie die männlichen Blüten, die zuerst befallen werden, herausschneiden und jeden infizierten Stamm vernichten.

Die Plage hat schon zahlreiche Kleinbauern in Afrika dazu gezwungen, den Bananenanbau aufzugeben. Dabei könnte Produktion dieser Früchte theoretisch die Erreichung der neuen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen unterstützen, da sie die Ernährungssicherheit und die Einkommen in der Region deutlich verbessern könnte.

Der Bauer Lubega Ben aus dem Distrikt Kayunga in Uganda wartet seit Langem darauf, dass eine Medizin gegen BXW gefunden wird. Seit etwa 40 Jahren ernährt er sich und seine Familie durch den Bananenanbau. Er ist überzeugt, dass er mehr als die bisherigen 200 Büschel im Jahr ernten könnte, wenn die Verbreitung der bakteriellen Krankheit nachhaltig unter Kontrolle gebracht würde.


Forschung steht nach Jahren vor dem Durchbruch

Möglicherweise gehört BXW schon bald der Vergangenheit an. Seit 2007 forschen Wissenschaftler des Internationalen Instituts für Tropenlandwirtschaft (IITA) im nigerianischen Ibadan gemeinsam mit der Nationalen Organisation für Agrarforschung (NARO) in Uganda an einer Lösung. Ein Durchbruch scheint unmittelbar bevorzustehen. Bereits vor acht Jahren gelang es den Experten mit Unterstützung der Afrikanischen Stiftung für Agrartechnologie (AATF) und der in Taiwan ansässigen 'Academia Sinica', Bananen durch die Implantation von Genen der grünen Paprikaschote gegen BXW resistent zu machen. Grüner Paprika enthält bestimmte Proteine, die die Widerstandskraft von Pflanzen gegen tödliche Pathogene stärken.

Die Biologin Leena Tripathi aus in dem Forschungsteam, das gegen BXW ankämpft, kann vielversprechende Erfolge vermelden. Zehn unabhängige Linien, die unter insgesamt 65 getesteten genmanipulierten Linien ausgewählt wurden, haben sich demnach als vollständig immun gegen BXW erwiesen. Die transgenen Varietäten wurden Feldversuchen in Uganda, einem wichtigen Produzenten und Konsumenten von Bananen, unterzogen.

Die Ergebnisse seien so ermutigend, dass Kleinbauern in Staaten südlich der Sahara die neuen Sorten wohl schon bald kommerziell anbauen könnten, sagt Tripathi. IITA und NARO arbeiteten derzeit an Matooke-Kochbananen, die in Uganda beliebt seien, und an Dessertvarietäten, die Kenianer bevorzugten. "Im nächsten Jahr stehen noch Versuche an. Wenn den Sorten dann ein Bio- und Umweltzertifikat verliehen wird und das Genehmigungsverfahren gut vorankommt, können sie voraussichtlich im Jahr 2020 für den kommerziellen Anbau freigegeben werden."

Die Entwicklung BXW-resistenter Bananen erscheint in wirtschaftlicher Hinsicht vielversprechend, weil die Pflanzen unfruchtbar sind und über einen langen Zeitraum wachsen. Eine widerstandsfähige Bananensorte auf konventionellem Weg zu züchten, hat sich als schwierig erwiesen. "Gentechnik gehört im 21. Jahrhundert zu den wichtigsten Hilfsmitteln in der Landwirtschaft", sagt Daniel Otunge, regionaler Koordinator des 'Open Forum on Agricultural Biotechnology' (OFAB). Züchter seien in der Lage, rascher, sauberer und sicherer als bisher Varietäten hervorzubringen, die resistent gegen den Klimawandel, Schädlinge und Krankheiten seien.


Gute Akzeptanz von Genbananen erwartet

Forscher gehen davon aus, dass die Bauern die genmanipulierten Sorten letztlich zu bis zu hundert Prozent übernehmen werden, wobei die anfängliche Rate mit 21 bis 70 Prozent veranschlagt wird. Die künftige Gewinnspanne in den von BXW betroffenen Ländern wird in einer im September dieses Jahres veröffentlichten Studie auf insgesamt 20 bis 953 Millionen US-Dollar geschätzt.

Neun Bauern in Uganda versuchen seit dem Jahr 2011 auf eigene Faust, gegen BXW anzukämpfen. Ihre gemeindebasierte Organisation 'Kasheguro Bananen-Innovationsplattform' (KABIP) überwacht das Auftreten der Krankheit auf den Feldern der Mitglieder. Mehr als 300 Farmer im Distrikt Sheema verloren bereits ihre gesamten Plantagen, während 200 Kollegen ihre Felder komplett neu bepflanzen mussten. Ihre Hoffnungen richten sich nun auf die Genbananen, mit denen sie bislang allerdings keine Erfahrungen sammeln konnten.

Weltweit sind Bananen laut der Afrikanischen Stiftung für Agrartechnologie das wichtigste Landwirtschaftsprodukt nach Mais, Reis, Weizen und Maniok. Die globale Ernte wird auf insgesamt 130 Millionen Tonnen geschätzt. Fast ein Viertel dieser Menge kommt aus Subsahara-Afrika, wo Bananen mehr als 100 Millionen Menschen über ein Viertel der für eine ausgewogene Ernährung notwendigen Nährstoffe liefern. Ostafrika ist die größte Bananenregion des Kontinents. Nach Indien ist Uganda der wichtigste Produzent der Welt. Laut der Website 'WorldTop Export' erhöhten sich die Exporteinnahmen im vergangenen Jahr um mehr als 32 Prozent auf insgesamt elf Milliarden Dollar. (Ende/IPS/ck/18.12.2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/12/africa-closer-to-a-cure-for-banana-disease/

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IPS-Tagesdienst vom 18. Dezember 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Dezember 2015

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