Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

KLIMA/003: UN-Klimasekretariat ignoriert Kritik an CDM Kohleprojekten (FUE)


Forum Umwelt & Entwicklung - Pressemitteilung vom 7. Oktober 2010

UN-Klimasekretariat ignoriert Kritik an CDM Kohleprojekten

CDM-Anrechnungsmethoden für neue Kohlekraftwerke werden nicht überarbeitet


Bonn, Deutschland, 7. Oktober 2010. Zur allgemeinen Überraschung hat das UN-Klimasekretariat es abgelehnt, einen Antrag von CDM Watch dem CDM Executive Board und seinem Methodologieausschuss vorzulegen. Der Antrag zeigt, dass die derzeitigen Anrechnungsmethoden für neue Kohlekraftwerke auf überholten Daten beruhen und die inzwischen gestiegene Effizienz neuer Kohlekraftwerke ignorieren.

Nach den Daten des Klimasekretariats liegen derzeit Anträge von 24 Kohlekraftwerks-Projekten auf Emissionsrechts-Gutschriften vor. Sie behaupten, dass sie mit den Zusatzeinnahmen aus den CDM-Emissionsgutschriften eine effizientere Technologie einsetzen könnten. Diese 24 Projekte in Indien und China behaupten jährlich Emissionen von etwa 28 Millionen Tonnen CO2 zu reduzieren, was Emissionsgutschriften im Wert von etwa EUR 280 Millionen entspricht.

CDM Watch hat herausgefunden, dass es die Regeln für die Berechnung von Emissionsreduktionen von Kohlekraftwerken erlauben, überholte Daten zur Berechnung von Emissionsreduktionen zu verwenden. Effizienzverbesserungen neuer Kohlekraftwerke, die es in den letzten Jahren gegeben hat, dürfen einfach ignoriert werden.

"Die gegenwärtigen Anrechnungsmethoden vergleichen die Emissionswerte neuer Kohlekraftwerke mit denen, die vor bis zu 10 Jahren gebaut wurden", so Natasha Hurley, Policy Advisor bei CDM Watch. "Während das ursprüngliche Ziel der Berechnungsmethode war, nur die effizientesten Kohlekraftwerke zu unterstützen, tun die gegenwärtigen Anrechnungsmethoden genau dies nicht. Stattdessen erlauben sie es Kohlekraftwerksbetreibern und Projektbeteiligten, Emissionsgutschriften für fiktive Emissionsreduktionen in Anspruch zu nehmen, indem Technologien akzeptiert werden, die gar nicht besser sind als der Rest der Branche."

Um diesen Fehler zu beheben, hat CDM Watch einen formellen Antrag an das Klimasekretariat gestellt, die Anrechnungsmethoden an den aktuellen Stand der Technik anzupassen. Der Antrag wäre bei der Sitzung des CDM Methodologie-Ausschusses vom 25.-29. Oktober diskutiert worden. Das Klimasekretariat hat es jedoch abgelehnt, den Antrag dem Ausschuss vorzulegen. Es behauptete, es sei unklar, ob CDM Watch nach der Geschäftsordnung überhaupt berechtigt sei, solche Anträge zu stellen. Obwohl es solche Beschränkungen in der Geschäftsordnung bisher gar nicht gibt, will der CDM Exekutivrat im November nun neue Regeln über die Antragsberechtigung beschließen.

"Emissionsreduktionsgutschriften für neue Kohlekraftwerke sind ein flagranter Missbrauch des CDM" so Eva Filzmoser, Direktorin von CDM Watch. "Falls das UN-Klimasekretariat Verbesserungsvorschläge nicht einmal behandeln will, stellt dies einen weiteren Skandal dar und der beschädigte Ruf des CDM wird weiter ins Zwielicht gerückt. Es ist bereits eine Reihe von eklatanten Missbrauchsfällen bekannt geworden. Wir erwarten nun, dass die Chefin des Klimasekretariats Christiana Figueres eingreift und sicherstellt, dass die Vereinten Nationen solche Vorschläge ernsthaft behandelt, statt weiterhin offensichtlich künstliche Emissionsgutschriften auszustellen."

Vor einigen Monaten hatte CDM Watch bereits einen ähnlichen Vorschlag eingereicht, der Anrechnungsmethoden für das Klimagas HFC-23 betraf. Dort war bekannt geworden, dass Betreiber absichtlich ihre Klimagas-Produktion erhöht hatten, um mit der anschließenden Zerstörung des frisch produzierten Gases mehr Emissionsreduktionsgutschriften zu verdienen.


UN müssen Anrechnungsregeln für HFC-23-Projekte überarbeiten

Die Ablehnung des Kohlekraftwerks-Vorschlags aufgrund von Verfahrensmängeln ist eine Überraschung, weil das Klimasekretariat einen anderen Vorschlag von CDM Watch angenommen hat, die Anrechnungsmethoden für HFC-23-Projekte zu überarbeiten. Schon im März 2010 wurde nachgewiesen, dass skrupellose Geschäftemacher den CDM mit HFC-23-Projekten als Gelddruckmaschine missbrauchen. Nun soll dieser neue Vorschlag anregen, die Emissionsberechnungsregeln für HCFC-22-Produktionsanlagen zu klären. Die Einführung effizienterer Produktionstechnologien würde zu einer geringeren Emissionsvermeidung führen, was aber aufgrund der derzeitigen Bestimmungen bisher unklar ist. Dieser Antrag wird in der Sitzung des Methodologie-Ausschusses vom 25.-29. Oktober und anschließend vom CDM Exekutivrat bei der Sitzung vom 22.-26. November in Cancun, Mexiko besprochen werden.


Weitere Informationen in folgenden Dokumenten:

• Rejected revision request "Amendment of the methodology ACM0013 to account for the vintage of data used" at http://www.cdm-watch.org/?p=1217

• Clarification request AM_CLA_0191 "Use of historical data if the key components of a HCFC-22 plants have been retrofitted or replaced" and related documents at http://cdm.unfccc.int/methodologies/PAmethodologies/clarifications/39765


*


Quelle:
Pressemitteilung, 07.10.2010
Herausgeber: Forum Umwelt & Entwicklung
Koblenzer Str. 65, 53173 Bonn
Tel.: 0228/359704, Fax: 0228/92399356
E-Mail: info@forumue.de
Internet: www.forumue.de, www.biodiv-network.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2010