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MEER/259: Schiffslärm - neue Daten, klare Empfehlungen (OceanCare)


OceanCare - Medienmitteilung, 5. Mai 2017

Schiffslärm: neue Daten, klare Empfehlungen


Unterwasserlärm durch Schiffe ist weltweit ein chronischer Stressor, der eine grosse Bandbreite an Meerestierarten belastet. In den Niederfrequenzbereichen, die auf Schiffe zurückzuführen sind, hat sich der Hintergrundlärm in den Meeren von 1963 bis 2007 in jedem Jahrzehnt beinahe verdoppelt. Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) rief daher dazu auf, den Schiffslärm zu reduzieren, und die Internationale Walfangkommission (IWC) forderte ihre Mitgliedsstaaten auf, innerhalb eines Jahrzehnts den Schiffslärm zu halbieren.

In einer neuen Studie analysierten Scott Veirs von Beam Reach Marine Science und seine Co-Autoren verschiedene Möglichkeiten, wie diese Ziele erreicht werden können. Als Beispiel diente die vom Aussterben bedrohte ortfeste Orca-Population, deren zentraler Lebensraum sich mit den Schifffahrtsrouten der Häfen von Vancouver und Seattle überschneidet.

Die Analyse der Daten von 1.582 Schiffen zeigte, dass die Hälfte der Schallstärke von nur 15% der lautesten Schiffe stammt. Die höchste Lärmabstrahlung aller Schiffsklassen in der Analyse wiesen die Containerschiffe auf, aber auch (Massengut-)Frachter waren unter den lautesten Schiffen prominent vertreten. Die Studie identifizierte vier Managementoptionen, um das Lärmreduktionsziel zu erreichen:
- die lautesten 15% der Schiffe aus der Flotte eliminieren
- die Lärmabstrahlung der lautesten 42,8% der Flotte vermindern Geschwindigkeitsbeschränkungen
- Verringerung der abgegebenen Lautstärke bei allen Schiffen um 3 dB

Mögliche Massnahmen umfassen u.a.: gesetzliche Höchstgeschwindigkeiten in biologisch bedeutenden Habitanten; Steueranreize oder Förderungen, um laute Schiffe nachzurüsten oder durch weniger laute zu ersetzen; verbindliche Lärmemission-Standards für alle oder für bestimmte Schiffe, welche die Hoheitsgewässer eines Staates befahren; hafenspezifische Anreize und andere Massnahmen (z.B. reduzierte Anlegegebühren für Schiffe, die als weniger laut anerkannt sind).

Auch wenn eine weitere Zunahme des Schiffslärms bis 2030 erwartet wird, könnte mit der Identifikation der grössten Lärmverschmutzer sowie einem optimierten Management der Gesamtflotte begonnen werden, das gegenwärtige schädliche Lärmniveau zu senken, wobei es nicht unbedingt erforderlich ist, den gesamten Schiffsbestand zu regulieren.


Lesen Sie hier die vollständige Studie:
Veirs, S., Veirs, V., Williams, R., Jasny, M., Wood, J. (2017): A key to quieter seas: half of ship noise comes from 15% of the fleet
https://www.authorea.com/users/5650/articles/162394-a-key-to-quieter-seas-half-of-ship-noise-comes-from-15-of-the-fleet

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Quelle:
Medienmitteilung vom 5. Mai 2017
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Mai 2017

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