GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel - 13.03.2025 11:53
Weltweite Vergleichsstudie zur Alkalinitätserhöhung im Ozean startet in Kiel
13.03.2025/Kiel. Wie reagieren Plankton-Gemeinschaften auf eine Erhöhung der Alkalinität in verschiedenen Regionen des Ozeans? Diese Frage steht im Mittelpunkt des internationalen Forschungsprojekts Ocean Alkalinity Enhancement Pelagic Impact Intercomparison Project (OAEPIIP). Im Rahmen dieser ersten weltweit koordinierten Vergleichsstudie werden an 19 Standorten standardisierte Experimente durchgeführt - darunter auch am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Hier nutzen die Forschenden Ostseewasser, das sie jetzt in der Eckernförder Bucht entnommen haben. Damit beginnt ein Messmarathon, mit dem bis Ende des Jahres Daten von allen Kontinenten gewonnen werden.
Die Erhöhung der Alkalinität über die Zugabe einer alkalischen Substanz ist eine vielversprechende Klimaschutzmaßnahme. Die Methode, im Englischen ocean alkalinity enhancement (OAE) genannt, soll das Speichervermögen des Ozeans für Kohlendioxid (CO2) erhöhen und dabei gleichzeitig lokal der Versauerung entgegenwirken. OAE ahmt den natürlichen Prozess der Gesteinsverwitterung nach. Eine weltweite Vergleichsstudie untersucht nun, wie Plankton - die winzigen Lebewesen im Meer an der Basis des Nahrungsnetzes - auf diese Maßnahme reagieren.
Das "Ocean Alkalinity Enhancement Pelagic Impact Intercomparison Project (OAEPIIP)" - auf Deutsch "Vergleichsprojekt zu den Auswirkungen der Alkalinitätserhöhung im Ozean auf im freien Wasser schwimmende Organismen" - wird von Prof. Dr. Lennart Bach, Meeresbiologe an der Universität von Tasmanien (Australien) koordiniert. 19 Forschungsgruppen aus verschiedenen Teilen der Welt werden in diesem Jahr standardisierte Experimente in abgeschlossenen 55-Liter-Behältern durchführen. Diese so genannten Mikrokosmen sind Experimentiersysteme, in denen die Forschenden Veränderungen in der Zusammensetzung von Planktongemeinschaften und biogeochemischen Parametern infolge der Alkalinitätserhöhung beobachten können.
Das GEOMAR beteiligt sich mit zwei Untersuchungen in ganz verschiedenen Umgebungen: Dr. Giulia Faucher, Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe Biogeochemische Prozesse, untersucht die Auswirkungen der OAE auf Planktongemeinschaften in gemäßigten Breiten. Dafür begann sie am Freitag mit der Befüllung der Mikrokosmen von Bord des Forschungskutters LITTORINA aus an der Zeitserienstation Boknis Eck (Eckernförder Bucht). "Die verwendeten Behälter, die Art und Weise, wie sie befüllt werden, wie die Alkalinität hinzugefügt wird und welche Messungen gemacht werden - all das ist standardisiert, um die Vergleichbarkeit der Studien zu gewährleisten", sagt Giulia Faucher.
Ihre Kollegin aus der gleichen Arbeitsgruppe, Dr. Leila Kittu, wird dasselbe Experiment ab Mai in tropischen Gewässern vor Kenia durchführen. Dafür hat sie eine neue Kooperation zwischen dem GEOMAR, dem Kenya Marine Fisheries Research Institute (KMFRI) und der Technischen Universität Mombasa (TUM) aufgebaut.
OAEPIIP ist die erste weltweit koordinierte Vergleichsstudie zur Alkalinitätserhöhung im Ozean. "Diese standardisierten Experimente ermöglichen es uns, die ökologischen Auswirkungen unter verschiedenen Umweltbedingungen zu vergleichen - von gemäßigten Breiten bis zu tropischen Gewässern, von nährstoffarmen bis nährstoffreichen Regionen", sagt Giulia Faucher.
Die Ergebnisse fließen in eine umfassende Meta-Analyse ein, die neue Erkenntnisse zu den potenziellen Auswirkungen der OAE liefert - entscheidende Informationen für politische Entscheidungstragende, die eine großflächige Anwendung dieser Methode als Maßnahme gegen den Klimawandel in Betracht ziehen.
Die Methode der Alkalinitätserhöhung im Ozean (auf Englisch ocean
alkalinity enhancement, OAE) ahmt die natürliche Gesteinsverwitterung
nach, die über geologische Zeiträume die Alkalinität des Ozeans
erhöht. Da jedoch der menschengemachte CO2-Eintrag etwa hundertmal
schneller erfolgt als dieser natürliche Prozess, beschleunigt OAE
diesen Mechanismus durch die direkte Zugabe von alkalischen Mineralien
ins Meerwasser. Diese Zugabe erhöht den pH-Wert und die Konzentration
von Karbonat-Ionen, wodurch das Wasser mehr CO2 chemisch binden kann.
Gleichzeitig kann die Steigerung des pH-Wertes eine lokal puffernde
Wirkung gegen Ozeanversauerung entfalten.
Weitere Informationen:
Alkalinitätserhöhung im Ozean
https://www.geomar.de/der-ozean-als-klimaschuetzer/kohlenstoffaufnahme-im-ozean/alkalinitaetserhoehung-im-ozean
OAEPIIP-Projektseite
https://appliedbgc.imas.utas.edu.au/ocean-alkalinity-enhancement-pelagic-impact-intercomparison-project/
OAE StoryMap
https://storymaps.arcgis.com/stories/2a51d96684cc42169a82a8da8a7f0b2b
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel - 13.03.2025 11:53
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 21. März 2025
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