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PROJEKT/019: Bangladesch - Neue Ziegelöfen sollen Klima retten, Rauchentwicklung wird vermieden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Juni 2012

Bangladesch: Neue Ziegelöfen sollen Klima retten - Rauchentwicklung wird vermieden

von Naimul Haq

Arbeiterinnen in einer 'rauchfreien' Ziegelfabrik - Bild: © Naimul Haq/IPS

Arbeiterinnen in einer 'rauchfreien' Ziegelfabrik
Bild: © Naimul Haq/IPS

Dhaka, 25. Juni (IPS) - Bangladesch, das dem Klimawandel weitgehend schutzlos ausgeliefert ist, trägt seinen Teil zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und Rußpartikeln bei, die die Gletscherschmelze vorantreiben. Das südasiatische Land wendet bei der Herstellung von Ziegeln eine Technik an, die die Entwicklung von Rauch vermeidet.

Bisher werden Ziegel in Bangladesch in Heimarbeit hergestellt. Wahllos werden dabei Kohle, Holz, alte Gummireifen oder Plastiktüten verwendet. Beim Verbrennen dieser Materialien werden Gase frei, die Schätzungen zufolge jährlich etwa neun Millionen Tonnen Kohlendioxid emittieren, wie aus Studien der Weltbank hervorgeht.

Laut einem Bericht von US-Wissenschaftlern, der in der März-Ausgabe der Zeitschrift 'Atmospheric Chemistry and Physics' der 'European Geosciences Union' (EGU) erschien, könnte der Ruß die Gletscherschmelze vorantreiben: Schuld sei der Kohlenstoff, der in den Rußpartikeln enthalten ist, sobald er sich auf den Gletschern im Himalaja absetze.

Laut der Untersuchung, die sich schwerpunktmäßig mit den Auswirkungen der Luftverschmutzung auf den Schnee im Himalaja und auf der tibetischen Hochebene befasst, beeinträchtigt der Ruß die Wasserströmung der Flüsse des Subkontinents, die durch den Schnee vom Himalaja gespeist werden. Die Erwärmung der Erdoberfläche verändert demnach auch den Zeitraum und die Intensität der Monsun-Regenfälle.

Studien dieser Art haben eine besondere Bedeutung für das in einem Delta liegende Land Bangladesch, das an der östlichen Himalaja-Kette liegt und durch das die großen, durch Schnee gespeisten Flüsse des Subkontinents fließen.


UNDP-Projekt mit Laufzeit von fünf Jahren

Ein Projekt des UN-Entwicklungsprogramm UNDP, das mit 25 Millionen US-Dollar über einen Zeitraum von fünf Jahren (2010 bis 2014) finanziert wird, führt neue Technologien ein, von denen erwartet wird, dass sie die Treibhausgase und die Verschmutzung der Atmosphäre signifikant reduzieren. Erreicht werden soll dies durch die umweltfreundliche und kostengünstige Produktion von Ziegeln in verbesserten Brennöfen.

Die während des Projekts in Betrieb genommenen 15 Öfen sollen als anschauliche Beispiele dienen. Ziel ist eine direkte Energieersparnis im Umfang von insgesamt 314 Tonnen Kohle. Damit würde der Ausstoß von 1.470 Tonnen CO2 während der 15 Jahre vermieden, in denen die Öfen voraussichtlich in Betrieb sind.

Das Umweltministerium von Bangladesch hat bereits die landesweite Ausmusterung der bisherigen Kaminöfen (FCK) bis September 2013 angeordnet. Sie sollen durch Hybride Hoffman-Brennöfen (HHK) oder vertikale Schaftbrennöfen (VSBK) ersetzt werden.

Eine Bankstudie über die wirtschaftlichen Kosten und den Nutzen der unterschiedlichen Techniken zur Ziegelherstellung hat gezeigt, dass die neuen Modelle kosteneffizienter sind. Während ein Kaminofen pro tausend Ziegel Einnahmen von 1,23 Dollar erbringen könnte, läge die Summe bei den vertikalen Schachtöfen bei 1,30 Dollar und bei den Hybriden Hoffman-Öfen bei 1,39 Dollar.

Die HHK-Technologie, die von China weiterentwickelt und vom UNDP durch die Beratungsfirma 'Clean Energy Alternatives' (CEA) eingeführt wurde, ist im Gegensatz zu anderen Brennöfen in der Lage, das gesamte Jahr über Ziegel zu produzieren.

Khondker Neaz Rahman, Manager eines Projekts zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Ziegelbrennöfen in Bangladesch, hält HHK für die beste Technologie, was Energieeffizienz, Reduzierung der Treibhausgase, die Einhaltung internationaler Standards zur Vermeidung von Gesundheitsgefahren am Arbeitsplatz und die Qualität der Produktion angeht.

"Der Lehm, der zur Herstellung der Ziegel verwendet wird, enthält zu 30 Prozent Kohlenstaub. Beim Brennen im Ofen wird somit weniger Energie benötigt und weniger CO2 freigesetzt", erklärte Rahman.

Die Hybriden Hoffman-Öfen stoßen 40 bis 60 Prozent weniger Staub und Kohlenstoff als die traditionellen Kaminöfen aus und sondern keinen schwarzen Rauch ab. HHK sind außerdem an ihren Wänden isoliert und sind durch die Speicherung überschüssiger Ofenhitze energieeffizient.


Vermeidbare Emissionen entsprechen jährlich Abgasen von 230.000 Autos

Da in diesen Öfen nur Kohle verwendet wird, ist zu erwarten, dass das Abholzen von Wäldern vor allem in den Regionen Cox's Bazaar und Khulna reduziert werden kann. "Es handelt sich um das erste Projekt zur Milderung von Klimaschäden in Bangladesch, das von UNDP und dem Globalen Umweltfonds getragen wird", sagte Stefan Priesner, Leiter von UNDP in Bangladesh. Sollte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden, könnten jährlich Treibhausemissionen vermieden werden, die denen von 230.000 Autos oder dem in mehr als 930 Quadratkilometer Wald gespeicherten Kohlendioxid entsprächen.

Die anfänglichen Investitionen seien zwar hoch, aber die Produktion läge dann etwa sieben Mal über der einer herkömmlichen Fabrik, sagte Priesner. In Kombination mit einer Energieersparnis von bis zu 50 Prozent seien diese technologischen Errungenschaften wertvoll für Investoren. Er hob hervor, dass damit nicht nur der größte Auslöser von Treibhausgasen in dem Land beseitigt werde, sondern außerdem die Qualität der Böden verbessert und 'grüne' Jobs geschaffen würden. Damit spiele das Projekt eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Entwicklung und der Armutsbekämpfung in Bangladesch. (Ende/IPS/ck/jt/2012)


Links:

http://www.undp.org/content/undp/en/home.html
http://www.atmos-chem-phys.net/12/1173/2012/acp-12-1173-2012.pdf
http://www.globalenvironmentfund.com/
http://www.ipsnews.net/2012/06/bangladesh-on-the-green-brick-road/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 25. Juni 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2012