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RESSOURCEN/069: Ölförderung in der Adria - Zwei Konzerne stoppen ihre Pläne (OceanCare)


OceanCare - News, 31. Juli 2015

Ölförderung in der Adria: Zwei Konzerne stoppen ihre Pläne


OMV und Marathon Oil erklärten, ihre Pläne zur Suche und Förderung von Öl in der kroatischen Adria mit sofortiger Wirkung zu den Akten zu legen. OceanCare und andere Naturschutzorganisationen sehen dies als Erfolg, kritisieren aber gleichzeitig die Regierung Kroatiens, die offenbar weiterhin die öffentlichen Interessen ignorieren will, um der Ölindustrie die Fortführung ihrer risikoreichen Vorhaben zu ermöglichen.

Im Detail: Zweifellos ist es ein Etappensieg für die Naturschutzbemühungen, dass die österreichische OMV und der US-Konzern Marathon Oil Ende Juli bekannt geben, sich nicht weiter in die Ölsuche und -förderung in der kroatischen Adria zu involvieren. Die beiden Geschäftspartner legen 7 Lizenzen zurück. Als Begründung verweisen OMV und Marathon Oil auf sinkende Ölpreise, weshalb die Unternehmen ihre Investitionen kürzen müssten. In Medienberichten wird Kroatiens Energieminister Ivan Vrdoljak allerdings so zitiert: "Unter Berücksichtigung aller Risiken und Interessen an den betreffenden Explorationsblocks konnten wir den Bedingungen der anderen Seite nicht zustimmen. Vielmehr glauben wir, dass der Staat stärker profitieren wird, wenn die Blöcke in einer zweiten Versteigerungsrunde nochmals angeboten werden."

OceanCare begrüßt die Entscheidung der Unternehmen, bedauert aber nachdrücklich den Unwillen der kroatischen Regierung, sich die Mängel der Lizenzvergabe für die Ölsuche einzugestehen und den Prozess generell zu stoppen. Gemeinsam mit unserem Partner NRDC und der Silent-Oceans-Koalition hat OceanCare Kritik geübt, seit im Sommer 2013 bekannt geworden war, dass seismische Untersuchungen stattfinden würden, bei denen Explosionsschall mit bis zu 260 dB durch das Wasser zum Meeresgrund geschickt wird. Vor diesen seismischen Tests zur Ölsuche gab es KEINE Umweltverträglichkeitsprüfungen, obwohl sie ein erhebliches Risiko für Meeresarten und -lebensräume darstellen. Der Explosionsschall wurde über Monate in Abständen von 12 bis 15 Sekunden auf einer Fläche von ca. 12.000 km² abgegeben. Regierungsbehörden und internationale Foren wurden mit Beschwerden und Protestaktionen konfrontiert.

Die wachsende Kritik seitens der Küstengemeinden, nationaler NGOs und der Tourismusindustrie erhöhte den Druck maßgeblich, aber die kroatische Regierung hielt an ihren Plänen fest und ordnete eine strategische Umweltprüfung an. Ohne aber deren Ergebnisse abzuwarten, vergab sie Explorationsblocks an verschiedene Ölkonzerne. Zwei dieser Unternehmen waren OMV und Marathon Oil, die mehrere Sektoren für Bohrungen ins Auge fassten, darunter auch tiefere Gewässer im südlichen Bereich, wo die Lebensräume der gefährdeten Schnabelwale liegen, die von Unterwasserlärm besonders stark betroffen sind. Dies rief bei österreichischen Umweltschutzgruppen, darunter Greenpeace und Global 2000 starke Reaktionen hervor. Auch die Grüne Partei forderte die OMV dazu auf, diese Aktivitäten umgehend zu stoppen, da sie nicht nur die Umwelt, sondern auch den regionalen Tourismus gefährden. Kampagnenaktivitäten, darunter öffentliche Proteste in Österreich und Kroatien, nahmen stetig zu - bis zur Entscheidung diese Woche.

Auch nach dem Rückzug der beiden Ölkonzerne wird die Debatte weitergehen, da die kroatische Regierung keinen Prozess gewährleistet, der mit internationalen Artenschutzregelungen im Einklang steht. Ähnliche Debatten finden in einem Großteil der Mittelmeer-Staaten statt. Unterdessen bereiten sich die Regierungen auf die Klimakonferenz in Paris vor, wo sie Maßnahmen gegen den globalen Klimawandel beraten werden. Wie ernst kann man solche Verhandlungen nehmen, wenn sich die Regierungen - und die kroatische ist hier nur eine von dutzenden - weiterhin auf die Ausbeutung fossiler Brennstoffe konzentrieren?


weitere Informationen:
E-Newsletter von OceanCare
[1] https://www.oceancare.org/de/campaign_silent_oceans/index.cfm

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Quelle:
News vom 31. Juli 2015
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2015

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