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SOZIALES/003: Unilevers blutiger Brotaufstrich - Hilfe für Palmöl-Opfer in Indonesien (Regenwald Report)


Regenwald Report Nr. 3/11 - www.regenwald.org

Indonesien: Hilfe für die Palmöl-Opfer

Unilevers blutiger Brotaufstrich

Dem größten Palmöl-Lieferanten Unilevers, Wilmar International, werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Für den Anbau lässt der Konzern Indigene und Bauern in Indonesien bedrohen, beschießen, verhaften und vertreiben. Doch Unilever gibt sich ahnungslos


Sie kamen am 10. August zur Mittagsstunde und waren ausgerüstet wie für einen Anti-Terror-Einsatz: Auf der indonesischen Insel Sumatra stürmten eine Spezialbrigade der Polizei und Sicherheitskräfte des Palmölkonzerns Wilmar die kleine indigene Siedlung Sungai Beruang. Sie liegt mitten in Wilmars 47.000 Hektar großer Palmölplantage. Die Angreifer schossen um sich und verletzten einen Mann schwer. Innerhalb weniger Minuten zerstörten und plünderten sie alles, was sich die Menschen mühsam aufgebaut hatten. In Panik flohen sie vor den Gewehren und Bulldozern in den entfernten Wald. Viele sind noch immer verschwunden. Sie können auch nicht zurück, denn die gesamte Plantage ist seitdem von den Paramilitärs umstellt. Niemand kommt heraus, niemand kann hinein. Kein Journalist soll Bilder von der Verwüstung veröffentlichen.

"Sie wollen keine Zeugen und keine Beweise ihrer Gewalt", sagt Feri Irawan, Chef unserer Partnerorganisation Perkumpulan Hijau in der Provinz Jambi auf Sumatra. Feri gelang es, Fotos und Videos von der Zerstörung und den Verletzten zu machen und uns zu schicken. Er präsentierte sie auch der Provinzregierung und der Polizei und zeigte die Brimob-Soldaten an.

Anlass für die Gewaltaktion: Zwei Tage zuvor wollte der Dorfbewohner Zainal Palmölfrüchte verkaufen, die der Konzern für sich beansprucht. Man entwendete ihm den Kleinlaster samt Ladung; als er sich wehrte, eskalierte die Lage.

Das ganze Dorf wurde abgeriegelt - kein Beweis sollte an die Öffentlichkeit

Dieser 10. August ist der Tiefpunkt in einer Tragödie, die 1986 begann. Der Palmölkonzern PT Asiactic Persada hatte die Genehmigung, in der Provinz Jambi 27.000 Hektar Regenwald für Palmölplantagen abzuholzen.

Der Wald aber gehörte den Indigenen vom Volk der Suku Anak Dalam. Sie verstehen sich als Menschen des Waldes, ziehen als Halbnomaden umher und leben von seinen Früchten und von Kautschuk. Die Häuptlinge der Suku Anak Dalam wurden nicht gefragt, als man ihren Lebensraum brutal zerstörte, obwohl ihnen nach indonesischem Recht das Land gehört. Asiatic Persada fraß sich um weitere 20.000 Hektar in den Wald hinein - illegal. Seit 2006 gehört die Firma zu Wilmar International, dem weltgrößten Palmölkonzern. Und die Probleme verschärften sich.

Die Menschen ließen sich nicht vertreiben und leben nun in einer Plantage

Denn die Ureinwohner ließen sich nicht vertreiben. Sie stellten sich den Bulldozern entgegen, wurden eingesperrt, verklagten den Konzern - und versuchen seitdem, in einer Wüste aus Ölpalmen zu überleben. "Wo sollen wir hin?", fragte uns die Häuptlingsfrau Maryam, als wir im letzten Jahr eine der verstreuten Siedlungen besuchten. "Das ist das Land unserer Ahnen. Wir wollen es zurück. Wir können hier nicht weg, hier leben unsere Götter und Vorfahren. Ohne sie gäbe es uns gar nicht."

"Die Indigenen, denen dieses Land seit Generationen gehört, sollen endgültig vertrieben werden. So kann Wilmar weiter ungehindert expandieren," sagt Feri Irawan. Gut 600.000 Hektar bewirtschaftet der Konzern auf den indonesischen Inseln Sumatra und Borneo. "Und jedes Mal heuert Wilmar die bewaffneten Brimob-Brigaden an, um die Menschen, die sich gegen Landraub und Gewalt wehren, mundtot zu machen. Wilmar betreibt ein blutiges Geschäft."

Unilever ist mit 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr einer der größten Palmölverbraucher der Welt. Und Wilmar International zählt zu seinen wichtigsten Lieferanten.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Bilder von verzweifelten Menschen in Sungai Beruang, die alles verloren haben. Unserem Partner Feri Irawan gelang es, die Gewalt zu dokumentieren (siehe Video: www.youtube.com/watch?v=UueyuQNwGXM). Seine Organisation hilft mit Zelten und Anwälten


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Quelle:
Regenwald Report Nr. 3/11 - www.regenwald.org, Seite 12-13
Herausgeber: Reinhard Behrend (v.i.S.d.P.)
Redaktion: Burkhard Redeski, Guadalupe Rodriguez, Klaus Schenk, David
Vollrath, Christiane Zander
Rettet den Regenwald e.V. / Rainforest Rescue
Jupiterweg 15, 22391 Hamburg
Telefon: 040 410 38 04, Fax: 040 450 01 44
E-Mail: info@regenwald.org
Internet: www.regenwald.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2011