Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

WALD/022: Madagaskar - Schutzlos im Behördendickicht, Raubbau an Edelhölzern nicht gestoppt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. April 2011

Madagaskar: Schutzlos im Behördendickicht - Raubbau an Edelhölzern nicht gestoppt

Von Lovasoa Rabary-Rakotonfravony


Antananarivo, 27. April (IPS) - In Madagaskar nimmt die Ausplünderung der Bestände an seltenen Edelhölzern wie Rosenholz und Palisander kein Ende. Daran hat auch das vor einem Jahr erlassene Gesetz nichts geändert, das das Abholzen der wertvollen Bäume ebenso verbietet wie deren Transport, Verkauf und Export. Doch halbherzige Kontrollen, Personalmangel, unklare Durchführungsbestimmungen, geschickt taktierende Holzhändler und die bittere Armut der rund 20 Millionen Madagassen erleichtern die Missachtung der Vorschriften.

So stoppten kürzlich Beamte der Polizeistation von Antalaha, der am meisten vom illegalen Holzeinschlag betroffenen Region an der Nordostküste der 585.000 Quadratkilometer großen Insel im Indischen Ozean, zwei mit 30 Tonnen Rosenholz beladene Lastwagen sowie drei Lkw, die 115 Rosenholzstämme transportierten. Zuvor waren in der gleichen Gegend mehr als 1.000 illegal gefällte Palisanderstämme entdeckt worden.

Im Hafen von Mahajanga im Nordwesten stapeln sich seit Dezember 2010 mehr als 250 mit Palisanderholz beladene, für den Export bestimmte Container. "Das meiste Holz stammt aus dem 250 Kilometer entfernten Mampikony im Südosten von Mahajanga", berichtete der Forstingenieur Ndranto Razakamanarina. Er ist Vorsitzender der 'Alliance Voahary Gasy', einem zivilen Netzwerk, das sich dem Umweltschutz verschrieben hat.

"Zwischen 2009, dem Beginn der politischen Krise, und den ersten drei Monaten von 2010, bevor das Exportverbot in Kraft trat, haben mehr als 2.600 mit Edelholz beladene Container madagassische Häfen verlassen", stellte der Experte fest. "Seitdem wurden zwar offiziell keine Edelhölzer mehr exportiert, doch die Wälder werden weiterhin ausgeplündert", klagte er.


Landesweiter Raubbau

"Nicht nur der Nordosten Madagaskars ist betroffen, der illegale Raubbau erstreckt sich auf das ganze Land, besonders auf Gebiete im Südosten und Nordwesten", berichtete Razakamanarina. "Die Holzmafia macht weiter, weil sie damit rechnet, dass der Holzexport wieder erlaubt wird."

Bernard Rakotondrainibe, der stellvertretende Direktor des Nationalparks von Madagaskar, räumte ein, in bestimmten Waldgebieten der Insel wie Marojejy oder Masoala habe man dank der Unterstützung der Gemeinden vor Ort den Waldschutz im Griff. Dort im Osten hat die Weltkulturorganisation UNESCO 2010 den Waldbestand zum gefährdeten Weltnaturerbe erklärt", berichtete er.

Ein staatlicher Waldhüter, der auf Anonymität bestand, klagte gegenüber IPS über den Mangel an verfügbaren legalen Mitteln, um die schwierigen Kontrollaufgaben zu bewältigen. "In Antalaha sollen wir mit knapp 70 Leuten mehr als 400 Quadratkilometer Wald kontrollieren", berichtete der Polizeibeamte.


Holzmafia setzt Kontrolleure unter Druck

Ein Mitglied der 'Alliance Voahary Gasy' meinte: "Wir könnten viel erfolgreicher arbeiten, wenn wir die illegal gefällten Hölzer konfiszieren dürften. Weil dies aber verboten ist, bleibt uns nichts weiter übrig als die für den Verkauf bestimmten Transporte zu verfolgen", bedauerte er. "Bevor jedoch Beteiligte von der Justiz verhört werden kann, sind ihre Auftraggeber längst über alle Berge."

"Manche Forstbeamte werden unter Druck gesetzt oder bedroht", berichtete Razakamanarina. So seien seit 2009 bereits drei Forststationen im Nordosten und im südlichen zentralen Hochland in Brand gesteckt worden.

Als Hauptprofiteure der Plünderung von Edelhölzern nutzen Holzhändler auch die mangelnde Präzision mancher Vorschriften des Exportverbotes. So wird Liva Rakotojaobelina, der Präsident des Verbandes der Holzexporteure, nicht müde, vor der Presse zu erklären, das Verbot sei auf Rohholz beschränkt. Bearbeitete Hölzer seien Fertigprodukte, deren Export erlaubt sei. Das bestreitet der Chef der Zollbehörde, Vola Dieudonné Razafindramiandra: "Auch zugeschnittene Balken und Holzlatten lassen sich weiter verarbeiten."

Inzwischen palavern Exporteure und Zollbeamte weiter über die Definition von 'Fertigprodukten'. Madagaskars Umweltminister, General Herilanto Raveloharison, zufolge muss vor einer endgültigen Klärung zunächst der Gesamtbestand an Edelhölzern ermittelt werden. "Solange das Verbot in Kraft ist, ist keinerlei Handel mit Edelhölzern erlaubt", stellte er klar. Gemeinsam mit Justizministerin Christine Razanamahasoa appellierte er an die lokalen Behörden, den Kampf gegen den illegalen Holzhandel zu verstärken.

"Die Regierung muss deutlicher als bisher zeigen, dass sie diesen Kampf aufnimmt, wenn sie sich dabei auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft verlassen kann", betonte die Ministerin. (Ende/IPS/mp/2011)


Link:
http://www.ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=6490

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 27. April 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2011