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WALD/046: Honduras - Feuchtgebiete auf dem Rückzug, Indigene forsten Mangrovenwälder auf (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. August 2011

Honduras: Feuchtgebiete auf dem Rückzug - Indigene forsten Mangrovenwälder auf

Von Thelma Mejía


Tegucigalpa, 25. August (IPS) - In Honduras haben Umweltschützer aus dem In- und Ausland dem Niedergang der lokalen Feuchtgebiete den Kampf angesagt. Die Zeit drängt, denn auf der Karibikseite sind die einzigartigen Ökosysteme bereits um 80 Prozent und am Pazifik um etwa ein Drittel geschrumpft.

Honduras, das gebirgigste Land Zentralamerikas, verfügt über 21 Wassereinzugs- sowie 67 Feuchtgebiete, die eine Gesamtfläche von 12.000 Quadratkilometern einnehmen und an der Karibikküste, im Umfeld der Bahía-Inseln, in den Bergregionen und Tälern im Landesinnern sowie am Golf von Fonseca am Pazifik anzutreffen sind.

Im Biosphären-Reservat 'Río Platano' in der osthonduranischen Region La Mosquitia haben indigene Gemeinden in den vergangenen fünf Jahren Projekte zum Schutz der Mangrovenwälder umgesetzt. Die ethnischen Misquito recyceln den Müll, säubern die Lagunen und forsten die Mangroven wieder auf. Sie kontrollieren ferner den Fang bedrohter Fisch- und Meerestierarten wie Haie, Hummer und Zackenbarsche.

Finanziert wurden die Aktivitäten über das 'Small Grants Programme' (SGP) der Globalen Umweltfazilität (GEF). Die Weltkulturorganisation UNESCO hatte das Schutzgebiet 1982 zum Weltnaturerbe der Menschheit erklärt.

Mit den über das UN-Entwicklungsprogramm UNDP weitergeleiteten GEF-Mitteln von umgerechnet 367.000 US-Dollar wurden bislang 14 Mangroven-Schutzprojekte in La Mosquitia und an Golf von Fonseca durchgeführt. Die Gemeinden selbst steuerten als lokale Partner mehr als 300.000 Dollar bei.


Partizipation zahlt sich aus

Wie der Programmkoordinator Hugo Galeano erklärte, übernahmen die Gemeinden unter anderem die Bezahlung der Arbeitskräfte und sorgten für die nötige Ausstattung. Die Beteiligung der Anwohner an den Projekten hob er als positiv hervor. "Wenn Menschen Verantwortung für den Schutz und die Nutzung natürlicher Ressourcen übernehmen, sind die Ergebnisse außerordentlich gut", sagte er.

98 extrem arme Familien waren unmittelbar in die Projektarbeit eingebunden, weitere 44 profitierten indirekt davon. Insgesamt wurden etwa 1.300 Menschen zu Nutznießern der Umweltinitiativen. Die Gemeinden schlossen sich zu kleinen Kooperativen zusammen, um die nötigen Fördermittel zu beantragen. Über SGP bekommen sie jeweils 3.000 bis 3.500 Dollar, die gemeinschaftlich verwaltet werden.

Erste Erfolge sind bereits sichtbar. Bis jetzt wurden mehr als 336 Hektar Mangrovenwälder wiederhergestellt. Projektteilnehmer an der Pazifikküste begannen außerdem vor drei Jahren mit Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Oliv-Bastardschildkröte (Lepidochelys olivacea). Bislang konnten etwa 24.000 Tiere aufgezogen und später in die Freiheit entlassen werden.

Das Umweltministerium setzte daraufhin mit Unterstützung des UN-Umweltprogramms UNEP 2010 einen auf vier Jahre angelegten Schutzplan für die Mangrovenwälder um. Der Plan ist Teil einer größeren Initiative, an der auch Guatemala und Nicaragua beteiligt sind. In der ersten Phase des Projekts ist die Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinden in allen drei Ländern vorgesehen.

Wie der nationale Koordinator des Vorhabens in Honduras, Rafael Sambulá, hervorhob, gehören Mangrovenwälder zu den artenreichsten Ökosystemen der Welt. Sie dienen den Fischen als Laichplätze und sorgen für eine organische Düngung der Ozeane. Die größten honduranischen Feuchtgebiete in La Mosquitia bedecken eine Fläche von rund 8.000 Quadratkilometern. Sie sind allerdings so abgelegen, dass sie kaum effektiv kontrolliert werden können.


Gefahr von allen Seiten

Die den Mangroven drohenden Gefahren sind vielschichtig. In Omoa im Norden des Landes wurden Bestände im Zuge von Bauprojekten in Küstennähe abgeholzt. Auch Palmenplantagen zur Produktion von Speiseöl und Biodiesel, Viehzucht, Tourismusprojekte und der Drogenschmuggel verdrängen die Küstenwälder, denen auch als Wellenbrecher eine wichtige Bedeutung zukommt. Die Palmenpflanzungen erstrecken sich inzwischen über rund 1.000 Quadratkilometer und haben sogar vor Naturschutzgebieten nicht Halt gemacht.

Die UNESCO wiederum warnte im vergangenen Februar vor den Auswirkungen des Drogenhandels in Río Platano und La Mosquitia auf Flora und Fauna. Gewaltverbrechen und Drogenfunde veranlassten die Regierung in diesem Monat dazu, über die Einrichtung einer Flugverbotszone nachzudenken. Ein entsprechendes Gesetz ist bereits in Planung. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://sgp.undp.org/
http://www.unesco.org/new/en/unesco/
http://www.unep.org/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=98926
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=104864

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 25. August 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. August 2011