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WALD/126: Indonesien - Naturschützer fordern schärfere Maßnahmen gegen Waldbrände (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. Juli 2013

Indonesien: Naturschützer fordern schärfere Maßnahmen gegen Waldbrände

Von Thalif Deen



New York, 12. Juli (IPS) - In Indonesien haben die diesjährigen Waldbrände, die im Juni auch Teile von Singapur und Malaysia in dichten Rauch hüllten, eine seit langem geführte Debatte über eines der größten Umweltprobleme der Region wiederbelebt.

Die malaysische Regierung sah sich gezwungen, in Landesteilen mit einer besonders hohen Rauchentwicklung den Notstand auszurufen. Der Stadtstaat Singapur forderte die Bevölkerung auf, in ihren Häusern zu bleiben.

Angesichts dieser dramatischen Entwicklungen entschuldigte sich Indonesiens Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono bei den Nachbarn für die Probleme, die die Brände in seinem Land verursacht haben. Indonesien hatte große Schwierigkeiten, die mehrheitlich durch Brandrodung entstandenen Feuer unter Kontrolle zu bringen.

Es klingt in diesem Zusammenhang wie Ironie, dass Yudhoyono gemeinsam mit dem britischen Premier David Cameron und der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf den Vorsitz eines hochrangig besetzten UN-Ausschusses für die Aufstellung sogenannter Nachhaltigkeitsziele hält, die sich den 2015 ablaufenden Millenniumsentwicklungszielen anschließen sollen.


UN-Kritik nicht zu erwarten

Nach Einschätzung eines asiatischen Diplomaten, der ungenannt bleiben will, ist nicht zu erwarten, dass die Vereinten Nationen und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon eine kritische Haltung zu den andauernden Waldbränden in Indonesien einnehmen werden. "Die Angelegenheit ist politisch hoch sensibel", erklärt der Diplomat. UN-Sprecher Martin Nesirsky erklärte lediglich, die Länder der Region arbeiteten in dieser Angelegenheit eng zusammen.

Für Yuyun Indradi von der Umweltorganisation 'Greenpeace' in Südostasien sind die Brände ein Beweis dafür, dass die indonesische Regierung trotz anderslautender Zusicherungen den Waldschutz vernachlässigt. "Die Zusage, die Treibhausgasemissionen um 41 Prozent zu senken, wird ein unmögliches Unterfangen sein", meint er. Der größte Teil des CO2-Ausstoßes werde durch die Entwaldung und die veränderte Landnutzung im Forstbereich verursacht, die 80 Prozent aller indonesischen Emissionen verursachten.

"Die Waldwirtschaft und die Einhaltung der Gesetze sind unzureichend. Obwohl Indonesien die Brandrodung im Rahmen eines Gesetzes vollständig verboten hat, wird sie weiterhin praktiziert", kritisiert Indradi. Zudem gebe es nicht genügend Feuerwehrleute, Ausrüstung und Frühwarnsysteme. Ebenso sei Korruption ein großes Problem, wenn es um die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen in Waldgebieten gehe.

Auch Pieter van Lierop von der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO warnt vor den Folgen der Brandrodung. Feuer, die auf trockenem Torfland außer Kontrolle geraten, seien für die menschliche Gesundheit, die Artenvielfalt und das Klima eine erhebliche Belastung. Torf ist extrem entflammbar. Die Brände können einige Zeit im Torf schwelen und dann an anderer Stelle weit ab vom Brandherd ausbrechen.


Hilfe für Kleinbauern gefordert

Nazir Foead vom Indonesien-Büro der Umweltorganisation WWF weist auch auf die wirtschaftlichen Verluste hin, die Firmen und Bauern durch die Brände entstehen. "Wir hoffen, dass die indonesische Regierung energisch auf die Beachtung des Verbots der Brandrodung für Firmen dringt", sagt er. "Erhalten die Bauern keine technische und finanzielle Hilfe, werden sie im nächsten Jahr wieder Feuer legen", befürchtet er.

Nach Ansicht von van Lierop sollten Unternehmen, die Palmöl produzieren, den Einsatz von Feuer ganz vermeiden. Kleinbauern hingegen sollten darin unterstützt werden, Feuer als Mittel der Brandrodung kontrolliert einzusetzen beziehungsweise auf alternative landwirtschaftliche Methoden umzusteigen. (Ende/IPS/ck/2013)

Links:
http://www.greenpeace.org/seasia/
http://www.fao.org/home/en/
http://www.ipsnews.net/2013/07/indonesias-recurring-forest-fires-threaten-environment/

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IPS-Tagesdienst vom 12. Juli 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2013