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WASSER/099: D. R. Kongo - Brunnen auf Friedhöfen, Durchfälle und Typhus nehmen zu (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. September 2012

D. R. Kongo: Brunnen auf Friedhöfen - Durchfälle und Typhus nehmen zu

von Donat Muamba



Mbuji Mayi, D. R. Kongo, 14. September (IPS) - Obwohl Wasser in Mwene Ditu in der Demokratischen Republik Kongo äußerst knapp ist, hat Dieudonné Ilunga einen Großteil des Monats Juli damit zugebracht, die Brunnen der Bewohner zu verschließen. Sie seien auf ehemaligen Friedhöfen oder in der Nähe von Latrinen gebohrt worden, erklärt Ilunga, der die Behörde für Wasserforschung der zweitgrößten Stadt in der Provinz Kasai-Orientale leitet.

Nur etwa zehn Prozent der rund 600.000 Einwohner von Mwene Ditu sind an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen. Und selbst bei diesen wenigen Glücklichen fließt das kostbare Nass nur montags und freitags aus den Hähnen. Vianney Muadi, eine Mutter von zwei Kindern, die im Viertel Musadi lebt, versucht so viel Wasser wie möglich zu sammeln, wenn es verfügbar ist. "Manchmal vergehen Wochen, ohne dass wir Zugang dazu haben", klagt sie.

Ilunga warnt jedoch davor, das Wasser in offenen Behältern aufzubewahren. Er drängt darauf, dass die Leitungen wieder instandgesetzt und auch in weiter entfernte Stadtteile verlegt werden. Der staatliche Wasserversorger 'Regideso' kann die Nachfrage in der Provinz jedoch kaum befriedigen.

Nur wenige der 3,3 Millionen Einwohner der Provinzhauptstadt Mbuji Mayi beziehen ihr Wasser aus dem maroden Leitungssystem. "Wir erreichen nur 3.000 Kunden, die fast alle in Mbuji Mayi leben", räumt der Direktor von Regideso, Jean-Pierre Mbambu ein.


Wasserleitungen funktionieren oft nicht

Die Rohre werden häufig durch unkontrolliertes Abfließen von Regenwasser beschädigt. Selbst wenn die Risse repariert worden sind, kann das Versorgungsunternehmen oft kein Wasser hineinpumpen, weil es Stromausfälle gibt. Die Provinzverwaltung verfügt zwar über dieselbetriebene Stromgeneratoren, doch diese Option hat sich als zu teuer erwiesen. Die Lage wird noch dadurch erschwert, dass Regideso Einnahmeausfälle wegen zahlungsunfähiger Kunden verzeichnet.

Die Menschen, die kein Wasser über den Versorger beziehen, müssen sich selbst helfen. In Mwene Ditu und in anderen Teilen von Kasai-Orientale im Osten des Landes sind zahlreiche Brunnen gebohrt worden. Die Bewohner schöpfen außerdem Wasser aus Flüssen und Quellen in Stadtnähe.

"Diese Versorgungsstellen werden aber unzureichend kontrolliert und geschützt", kritisiert Placide Mukena Kabongo, der Leiter der Nationalen Wasserbehörde für ländliche Regionen (SNHR) in Ngandanjika, etwa 90 Kilometer südöstlich von Mbuji Mayi. Er und seine Mitarbeiter täten ihr Bestes, um den Menschen zu erklären, wie sie ihre Wasserquellen vor Verschmutzungen schützen könnten.

"SNHR hat 578 Brunnen gegraben und 480 Wasserstellen in acht der 16 Territorien der Provinz angelegt", sagt Mukena. Die Anlagen stammten noch aus der Kolonialzeit und seien von seiner Behörde nach der Unabhängigkeit des Landes überholt worden.

Weitere Flachbrunnen seien gegraben worden. Die dafür eingesetzten jungen Männer hätten aber keine Standards eingehalten. Die Qualität des Wassers sei daher zweifelhaft, sagt Musole Kankonde, der die Hygieneabteilung in der Gesundheitsbehörde der Provinz leitet. Er kritisiert zudem, dass die Bevölkerung das Wasser in schmutzigen Eimern schöpft. Da es keine Kanalisation gebe, könnten außerdem Abwässer die Brunnen kontaminieren.

"Vor kurzem haben wir eine tote Kröte aus einem Brunnen geholt", sagt der Student Adjany Tshimbombo. Er trinkt kein Wasser, ohne es vorher abgekocht zu haben.

Wie die Gesundheitsbehörden der Provinz mitteilen, haben Krankheiten, die durch Erreger im Wasser übertragen werden, zugenommen. Kankonde erklärt, dass immer mehr Erwachsene und Kinder in Städten und ländlichen Gebieten an Durchfällen, Dysenterie, Bilharziose und Typhus erkranken.


Zehntausende leiden an Durchfällen

"Allein im ersten Halbjahr 2012 haben wir mehr als 79.000 Fälle von Diarrhö und Dysenterie registriert. 29 Menschen sind daran gestorben", berichtet der für die Seuchenbekämpfung in der Provinz zuständige Mediziner Jean-Pierre Katende Nsumba.

Kankonde ist sich allerdings bewusst, dass ihm die Hände gebunden sind: "Den Leuten kann ich nicht verbieten, Wasser aus Brunnen oder Quellen zu trinken. Ich kann sie nur dazu anhalten, die Brunnen sauber zu halten und das Wasser vor dem Konsum abzukochen." (Ende/IPS/ck/2012)


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http://www.ipsnews.net/2012/09/water-in-drc-more-often-cause-of-death-than-source-of-life/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2012