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WASSER/104: Sri Lanka - Wasserquellen im Norden in Gefahr, Übernutzung seit Ende des Bürgerkriegs (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. November 2012

Sri Lanka: Wasserquellen im Norden in Gefahr - Übernutzung seit Ende des Bürgerkriegs

von Amantha Perera


Trinkwasserversorgung für Bevölkerung in Jaffna - Bild: © Amantha Pereira/IPS

Trinkwasserversorgung für Bevölkerung in Jaffna
Bild: © Amantha Pereira/IPS

Jaffna, Sri Lanka. 12. November (IPS) - Der Bürgerkrieg in Sri Lanka hatte für den Inselstaat schreckliche Folgen. Während der Kämpfe, die sich über drei Jahrzehnte lang hinzogen, wurden 80.000 bis 100.000 Menschen getötet. Für die knappen Wasserreserven auf der Halbinsel Jaffna im Norden erwies sich der Konflikt dagegen als Segen.

Die separatistische Rebellenbewegung Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE), die für einen unabhängigen Staat für die ethnische Minderheit der Tamilen kämpfte, betrachtete Jaffna als ihre Hauptstadt. Die Auseinandersetzungen zwischen 1983 und 2009 überdauerten mehrere Regierungen.

Zivilisten, die in die Schusslinie der LTTE und der Regierung gerieten, flohen in Massen aus der Region. Der landwirtschaftliche Anbau reduzierte sich dadurch auf ein Minimum, Geschäfte kamen nicht richtig in Gang und großangelegte Entwicklungsprojekte hatten kaum eine Chance.

Seit dem Sieg der Armee über die LTTE 2009 wird die Halbinsel jedoch immer mehr zu einer regen Wirtschaftsregion. Der neue Boom stößt allgemein auf Anklang, doch Umweltexperten fürchten um die Wasserquellen, die während des Krieges kaum angerührt worden waren.

Eine kürzlich vom 'International Water Management Institute' (IWMI) durchgeführte Studie warnt vor der Verschmutzung von Jaffnas empfindlichen Grundwasserreserven durch den verbreiteten Einsatz von Dünger sowie vor der Versalzung der unterirdischen Süßwasserquellen durch eintretendes Meerwasser infolge der Wasserextraktion.

"Die Öffnung Jaffnas nach dem Krieg setzt die Wasserquellen enorm unter Druck", sagte Herath Manthrithilake, der Leiter von IWMI in Sri Lanka. Auf der rund 1.000 Quadratkilometer großen Halbinsel, die vor allem aus Kalkstein besteht, gibt es keine Flüsse. Wasser für die Landwirtschaft und für den menschlichen Gebrauch kommt in erster Linie aus Brunnen. Einige Teile Jaffnas sind inzwischen an Trinkwasserleitungen angeschlossen.


Grundwasser nur durch Regen gespeist

Thushyanthy Mikunthan, Agrarwissenschaftlerin an der Universität von Jaffna, spricht von einem "dringenden Problem". "Wir müssen uns der prekären Wassersituation in Jaffna bewusst werden und entsprechende Maßnahmen ergreifen, bevor es zu spät ist", fordert sie. Wolle die Region ihren Bedarf weiterhin aus den von Regen gespeisten Quellen decken, müsse der Verbrauch auf ein Minimum beschränkt werden. Es dürfe nicht mehr Wasser entnommen werden, als das Kalkgestein speichern könne, sagt die Expertin, die dazu rät, lediglich die Hälfte der Menge zu nutzen, die der Regen jährlich liefere.

Aus einer Studie, die Mikunthan ein Jahr vor Kriegsende erstellte, geht hervor, dass bereits damals fast 20 Prozent mehr Wasser entnommen wurde, als durch die Niederschläge wieder hinzukamen. Und dies, obwohl die Region in jenem Jahr durch den Zyklon 'Nisha' ungewöhnlich hohe Niederschläge verzeichnete.

"Die Ergebnisse der Studie über das Wassergleichgewicht zeigen deutlich, dass der Grundwasserspiegel sinkt und der Grundwasserleiter übermäßig genutzt wird", heißt es in der Untersuchung. Mikunthan zufolge werden die unterirdischen Wasserressourcen vor allem mit mechanischen Pumpen zur Bewässerung von Anbauflächen abgeschöpft.

Da sich die Region nun neue Märkte eröffnet, wird die Agrarproduktion, die sich bisher auf ökologisch verträgliche Techniken stützte, beträchtlich gesteigert. Christine Kurukularajah, eine Kleinbäuerin aus Jaffna, berichtet von einem deutlichen Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion, seitdem die von der LTTE während des Krieges verbotenen Dünger und Pestizide frei erhältlich sind. "Inzwischen gibt es jedoch keine Beschränkungen mehr", meint die Bäuerin.


Wasser nitratbelastet

Für die Bevölkerung ist die Entwicklung mit Gesundheitsrisiken verbunden. Mikunthan sieht einen Zusammenhang zwischen der Nitratbelastung des Trinkwassers und dem Anstieg der Krebsfälle in der Region.

Doch auch die veränderten Wetterbedingungen setzen der Region zu. In Jaffna folgen inzwischen auf kurze und intensive Regenphasen ausgedehnte Dürreperioden. In diesem Jahr wurde eine lange Trockenperiode nur durch einen dreitägigen Wirbelsturm Ende Oktober unterbrochen.

Die größten Hoffnungen setzt Mikunthan in eine neue Wasserstrategie, die eine Nutzung des Reservoirs von Iranamadu im Süden der Halbinsel vorsieht. Die Vorbereitungen dafür werden aber noch mindestens bis 2015 dauern. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://www.iwmi.cgiar.org/
http://www.sljol.info/index.php/TAR/article/view/4649%29%20%28http://www.sljol.info/index.php/TAR/article/view/4649
http://www.ipsnews.net/2012/11/wars-end-threatens-water-supply-in-northern-sri-lanka/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 12. November 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. November 2012