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EUROPA/264: Samarkand, Usbekistan - Rede von EU-Kommissionpräsidentin von der Leyen bei der Eröffnung des Klimaforums (EK)


Europäische Kommission - Samarkand, 4. April 2025

Rede von Präsidentin von der Leyen bei der Eröffnung des Klimaforum von Samarkand


Präsident Mirziyoyev, vielen Dank für die Einberufung dieser Konferenz,

Sehr geehrte Präsidentinnen und Präsidenten,

Exzellenzen,

sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind hier, weil wir uns alle einig sind, dass der Klimawandel real ist, vom Menschen verursacht wird und dass es an uns allen ist, ihn anzugehen. Sowohl Zentralasien als auch Europa erwärmen sich doppelt so schnell wie die anderen Erdteile. Und beide spüren bereits die Folgen. Hier in diesem wunderschönen Land, das sich zwischen eisigen Bergen und extrem heißen Wüsten erstreckt, ist die Bedrohung durch den Klimawandel existenziell. Jahr für Jahr ist zu beobachten, wie die Schneegrenze in den Bergen immer höher steigt, die Gletscher schmelzen und der Wasserspiegel in den Brunnen immer tiefer sinkt. Die Wasservorräte der Region sind auf ein Viertel dessen zurückgegangen, was noch vor 50 Jahren vorhanden war. Das ist die krasse Realität des Klimawandels. Und selbst wenn einige Länder beschlossen haben, wegzuschauen, muss der Schutz unserer Natur weiterhin ganz oben auf unserer weltweiten Tagesordnung stehen.

Deshalb ist diese Konferenz so wichtig. Zentralasien und Europa haben sich heute auf eine neue strategische Partnerschaft geeinigt. Und Klimasicherheit und der Schutz unserer Natur werden in dieser strategischen Partnerschaft eine zentrale Rolle spielen. Zum einen möchte Europa mit Ihnen bei der Anpassung an den Klimawandel zusammenarbeiten. Bereits heute ist diese Anpassung ein wesentlicher Bestandteil unseres Global-Gateway-Investitionsprogramms. Zum Beispiel schaffen wir einen neuen grünen Gürtel im Aralsee-Becken, der eine Salzwüste wieder zum Leben erwecken soll. Und wir helfen den Landwirten Zentralasiens, sich an ein trockeneres Klima anzupassen, indem wir Techniken einsetzen, die Wasser sparen und seine Nutzung überwachen. Dies ist der gleiche Wandel, den auch viele Landwirte in der Europäischen Union durchmachen. Dieselben europäischen Landwirte suchen nun nach innovativen Lösungen, indem sie beispielsweise unsere Satelliten zur Bodenüberwachung nutzen und mit gegen den Klimawandel resistenten Pflanzen neue genomische Techniken anwenden. Lassen Sie uns also gemeinsam an innovativen Lösungen arbeiten und gemeinsam die neue Realität eines sich wandelnden Klimas angehen.

Zweitens können wir gemeinsam auch den globalen Übergang zu sauberer Energie beschleunigen. Im vergangenen Jahr schlossen sich Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan unserer globalen Verpflichtung an, die Energieeffizienz zu verdoppeln und die Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen. Im Januar haben wir das Global Energy Transition Forum ins Leben gerufen, um die Dynamik dieser Übereinkunft aufrechtzuerhalten und, was von großer Bedeutung ist, unsere Ziele vor Ort in konkrete Projekte umzusetzen. Immer mehr Länder arbeiten nun im Rahmen dieses Forums mit uns zusammen. Ich hoffe, dass auch Sie alle aus der Region daran mitwirken werden. Denn jedes zentralasiatische Land hat enorme Potenziale für nachhaltige Energie - Sie kennen sich damit aus, von Wind bis Sonne, von Wasserkraft bis Erdwärme. Deshalb investiert die Europäische Union in dieser Region in saubere Energie, unter anderem in den rekordverdächtigen Rogun-Staudamm in Tadschikistan und den Kambarata-Staudamm in Kirgisistan. Sie werden nicht nur genügend Energie für beide Länder erzeugen, sondern auch für den Export in andere Teile Zentralasiens. Sie werden neue strategische Industrien vorantreiben, zum Beispiel zur Verarbeitung von Rohstoffen. Sie werden dazu beitragen, unsere Verkehrskorridore zu elektrifizieren, wie wir heute erörtert haben, und sauberen Wasserstoff zu produzieren, der im Ausland verkauft werden könnte. Damit ist wirklich beiden Seiten gedient. Es ist gut für unsere Energieunabhängigkeit, es ist gut für unseren Handel und natürlich ist es gut für unseren Heimatplaneten, das Klima und den Schutz unserer Natur.

Das führt mich zu meinem dritten und letzten Punkt. Ich sehe die Energiewende nicht nur als moralische Verpflichtung gegenüber unseren Kindern, sondern auch als wirtschaftliche Chance für die heutigen Generationen. Denken Sie zum Beispiel an die kritischen Rohstoffe. Zentralasien verfügt über einen bedeutenden Anteil an den globalen Reserven. Sie besitzen fast 40% des gesamten Mangans, 30% der Chromvorräte sowie Titan, Graphit und seltene Erden. Diese Mineralien sind entscheidend für die globale Energiewende. Und während manche Akteure lediglich daran interessiert sind, ihre Ressourcen zu erschließen und auszubeuten, macht Europa Ihnen ein anderes Angebot. Wir wollen Ihr Partner auf Augenhöhe sein. Wir wollen lokale Wertschöpfungsketten für diese kritischen Mineralien aufbauen. Wir können helfen, sie abzubauen, und dabei die so wichtige Umwelt schonen. Und wir möchten Ihre Verarbeitungskapazitäten und Ihre Forschungseinrichtungen stärken. Dies ist der Kern der "Absichtserklärung", die wir heute auf diesem Gipfeltreffen bekräftigen. Wir wollen Arbeitsplätze und Wertschöpfung vor Ort unterstützen. Denn letztlich ist dies der beste Weg für uns alle, eine krisenfestere globale Wertschöpfungskette aufzubauen.

Exzellenzen,

meine Damen und Herren,

Zentralasien hat ehrgeizige Ziele in Bezug auf saubere Energie und saubere Technologien. Und Europa möchte Ihr bevorzugter Partner sein. Wir haben eine sehr einfache Botschaft an Sie: Überall dort, wo sich ein gegenseitiger Vorteil abzeichnet, reichen wir Ihnen die Hand zur Zusammenarbeit. Für das Wohl dieser schönen Länder, die Ihnen so vertraut sind, und natürlich für eine bessere Erde für alle. Für das Wohl unserer Kinder und Enkelkinder, denn wir wissen, dass diese jungen Menschen es uns niemals vergeben würden, wenn wir diese Herausforderung nicht meistern. Das ist eine enorme Verantwortung für uns, aber es ist auch eine schöne Verantwortung. Und wir werden uns ihr stellen. Davon bin ich fest überzeugt.

Ich danke Ihnen sehr und wünsche Ihnen eine großartige Konferenz.


Medien zum Thema
EU-Central Asia summit in Samarkand, Uzbekistan
https://ec.europa.eu/avservices/play.cfm?ref=I270351&autostart=false&sitelang=en&starttime=0&endtime=0&videolang=INT
Inauguration of the Climate Forum
https://ec.europa.eu/avservices/play.cfm?ref=I270351&autostart=false&sitelang=en&starttime=0&endtime=0&videolang=INT

Download der PDF-Fassung:
https://europa.eu/newsroom/ecpc-failover/pdf/speech-25-978_de.pdf

URL: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/speech_25_978


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Quelle:
Rede/25/978
Rede von Präsidentin von der Leyen - Samarkand, 4. April 2025
Europäische Kommission (EK)
Generaldirektion für Kommunikation
Tel.: +32 2 299 11 11
1049 Brüssel, Belgien
Internet: https://europa.eu

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 11. April 2025

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